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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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rauswarf … Weswegen«, schloss Wulf, »ich letztlich auch hier gelandet bin. Im schönen alten England gab es danach keinen Platz mehr für mich.«
    »Oh Gott«, murmelte Edith.
    Robert holte aus und verpasste Johnny eine kräftige Kopfnuss.
    »Aua!«, schrie der empört und fuhr herum. »Mach das noch mal und ich …«
    »Und was …«, rief Robert. »Klaust du mir dann auch die Schuhe? Dich mitzunehmen war der größte Fehler, den ich je gemacht habe! Du bringst uns nur in Gefahr.«
    »Du hast hier gar nichts zu entscheiden, sondern …«
    »Ich bedaure Euer Unglück«, sagte Edith schnell, bevor Johnny noch den Namen des Königs ausplappern konnte.
    Wulf legte den Kopf schief und musterte sie. »Es war kein Unglück, sondern ein Verbrechen.«
    »Johnny bereut das alles sehr«, versicherte Edith und versetzte dem Genannten einen aufmunternden Fußtritt.
    »Ja, tut mir schrecklich leid«, murmelte Johnny.
    »Dir tut es also leid, dass mein Vater wegen seiner Erfahrungen mit der kranken Ziege eine Anstellung beim Erzbischof von Canterbury erhielt, weil er erkannte, dass in einer von dessen Herden dieselbe Krankheit ausgebrochen war? Und dass das Mädchen, das ich eigentlich heiraten wollte, später verurteilt wurde, weil es seinen Mann in der Hochzeitsnacht mit einem tönernen Wasserkrug erschlug?«
    Edith starrte Wulf fassungslos an. Wulfs Grinsen verbreiterte sich. »Mann, wegen Johnny Greenleafs altem Herrn sitzt mein Vater fett und faul als Pächter auf dem Land des Erzbischofs und meinen Leuten geht’s so gut wie nie. Und ich selbst lebe nur wegen Johnny noch. Ohne ihn wäre ich im Ehebett von einer Verrückten erschlagen worden.«
    »Äh …«, machte Johnny, der nicht ganz mitgekommen war.
    Wulf klopfte Johnny auf die Schulter. »Deshalb meine Frage, Johnny: Bist du auf der Flucht vor dem Galgen? Wenn ja, dann gebe ich dir hier Unterschlupf, bis die Hölle zufriert. Du und dein Vater seid Gesetzlose und verdammte Vollidioten, aber euretwegen ist das Glück über meine Familie gekommen!«
    »Johnny gehört zu uns«, sagte Edith, die sich als Erste wieder gefangen hatte, »und niemand ist hinter ihm her. Aber Ihr könnt uns trotzdem helfen. Wir wollen uns hier mit einem Mann treffen. Sicher hat er sich beim obersten Wachführer dieses Hauses angemeldet und sich ihm anvertraut.« Sie nickte leicht in Wulfs Richtung, der prompt auf die Schmeichelei hereinfiel und sich in die Brust warf.
    »Wie heißt der Mann?«
    »Sein Name ist Brion O’Heney. Er ist Ire«, fügte Edith hinzu und beschrieb den Templer, so gut sie konnte.
    Wulf zuckte mit den Schultern. »Sagt mir gar nichts.«
    Die drei Freunde blickten einander ratlos an. »Er müsste vor etwa einer Woche hier angekommen sein.«
    »Dann wüsste ich es.« Wulf sah die enttäuschten Mienen der drei und fügte hinzu: »Eine Woche Verspätung bedeutet bei Herbstwetter gar nichts. Von wo sollte er denn anreisen, Euer Freund?«
    »Cherbourg«, sagte Edith.
    »Da muss er ganz Frankreich durchqueren. Ein weiter und gefährlicher Weg.«
    »Wir haben dieselbe Strecke genommen und hatten keinen Tag Verspätung.«
    Wulf zuckte erneut mit den Schultern. »Ich kann Euch nicht helfen, er ist nicht hier.«
    »Danke«, sagte Edith leise. Auf einmal fühlte sie sich verloren in dieser großen Stadt.
    Die drei zogen sich in die Gasse zurück und beratschlagten untereinander.
    »Wir hätten ihm nicht trauen dürfen!«, zischte Robert.
    »Wem? Wulf?«
    »Nein! Brud… Brion O’Heney!«
    »Quatsch!«, sagte Edith. »Wenn er uns was Böses wollte, hätte er sich nicht von Anfang an um uns bemüht. Nein … ich fürchte … ihm ist etwas zugestoßen.«
    Johnny sagte: »Vielleicht hat er eine Nachricht für uns hinterlassen?«
    Das entfachte neue Hoffnung, die selbst Edith ansteckte. Wulf erklärte sich bereit, beim Zunftrektor, dem gewählten Herrn über das Haus, nachzufragen. Er kam wenig später mit leeren Händen wieder.
    »Hört mal«, sagte er. »Wisst Ihr denn überhaupt, wo Ihr unterkommen könnt?«
    »Nein, wir sollten so schnell wie möglich mit dem …«, begann Robert, aber Edith stoppte seine Mitteilsamkeit gerade noch rechtzeitig durch einen Rippenstoß.
    »… irischen Reisenden zusammentreffen«, vollendete sie dann geschmeidig Roberts begonnenen Satz. »Er hätte eigentlich für eine Unterkunft sorgen sollen.«
    »Hm. Ich kann Euch den Weg zu einer Herberge weisen. Wenn Ihr dort meinen Namen nennt, bekommt Ihr zu einem vernünftigen Preis drei Lager.«

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