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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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ähnlich war.
    Der Mann verschwand und kehrte mit einem kleinen Päckchen zurück, das er herunterwarf. Hugo fing es auf und reichte es an Edith weiter. »Schnürt es nur auf, Mylady!«
    Edith spürte, wie Johnny sich näher an sie heranschob, Robert blickte scheinbar desinteressiert drein.
    Das Bündel ließ sich zu einem Wimpel entfalten. Solche Stofffähnchen trugen Ritter an der Lanze, wenn sie in die Schlacht ritten. Der Wimpel zeigte zwei goldene Löwen auf rotem Grund: das Wappen König Richards. Als sie den Stoff berührte, gab es Edith einen Stich.
    »Jetzt glaube ich Euch«, sagte sie.
    »Ich erwarte Euch alle drei auf meinem Schiff«, sagte Hugo und verbeugte sich. »Zum Läuten des Morgengebets.«
    Auf dem Rückweg zur Herberge kamen sie an Schiffsmeister Edgar vorbei, der immer noch vor seinem Wrack auf dem Kai stand. Er schien seltsamerweise noch immer nicht aufgegeben zu haben.
    »Ihr könnt es mir schon glauben«, rief er. »Mein Schiff trägt euch alle, nicht nur die armen Ritter Christi!«
    »Wenn ich noch einmal was von den armen Rittern Christi höre, schmeiße ich ihn ins Wasser!«, knurrte Robert. Sie eilten weiter.
    Kopfschüttelnd blickte ihnen Meister Edgar nach.

6
    G anz entgegen Johnnys Vorhersagen gerieten sie am ersten Tag auf See weder in einen Sturm noch in einen Strudel. Auch die haushohen Wellen blieben aus. Hugo und seine vier Matrosen beherrschten ihr Handwerk. Sie hatten das Schiff zunächst mithilfe eines Beiboots aus dem Hafen herausgepaddelt, dann erst hatten sie das Segel entrollt. Es hing beinahe parallel zum Schiffsrumpf, weil der Wind von der Seite kam. Die LÖWENHERZ neigte sich stark, doch der schnittige Rumpf und der muskulöse Steuermann, der sich ins Ruder legte, trieben das Schiff vorwärts. Das Wetter war trüb, in Abständen wurde Nieselregen über das Deck geweht. Edith war nach dem Ablegen immer stiller geworden. Johnny hing seekrank über der Reling.
    Am späten Nachmittag hatten sie Marseille schon weit hinter sich gelassen. Die Küste zeichnete sich nur noch als blauer Umriss vor dem sich allmählich verdüsternden Nordhimmel ab. Robert gesellte sich für eine Weile zu Edith, die jedoch einsilbig blieb. Dann tröstete er Johnny, der stöhnend auf dem Rücken lag und noch immer ganz grün im Gesicht war. Als Johnny sich erneut über die Reling übergeben musste, zog Robert sich zurück und trat zu Hugo, der breitbeinig neben dem Steuerruder stand.
    Hugo zwinkerte ihm zu. »Na, Messire, wie geht es Euch? Ich meine, wie es Eurem Freund da drüben geht, kann ich selber sehen.«
    Beide blickten zu Johnny hinüber.
    Robert lachte. »Er hat schon auf unserer ersten Fahrt nicht gut ausgesehen.«
    »Ich habe noch ein paar Ratschläge für Euch«, sagte Hugo. »Zum Beispiel, dass Ihr im Heiligen Land beim Einkauf feilschen müsst.«
    »Feilschen?«
    Hugo zuckte mit den Schultern. »Um den Preis verhandeln. Der Anbieter sagt: ›Zehn Denare!‹ Ihr sagt: ›Ein Denar!‹ Der Anbieter fängt an zu schimpfen und zu schreien und sagt dann: ›Neun Denare! Mein letztes Wort!‹ Und Ihr sagt: ›Eineinhalb Denare!‹ Und so weiter – bis Ihr am Ende drei Denare zahlt.« Hugo seufzte. »Und dabei wahrscheinlich immer noch übers Ohr gehauen werdet. Ich hoffe, der König hat Euch genug Geld mitgegeben.«
    »Ich denke schon«, sagte Robert vorsichtig. Hugo meinte es mit Sicherheit gut, aber man konnte Fremden gegenüber nie misstrauisch genug sein. »Edith verwahrt es.«
    Auf Hugos Befehl veränderte der Steuermann die Stellung des Ruders. Hugo brüllte etwas über Deck. Die Matrosen richteten das Segel neu aus. Der Wind kam jetzt mehr von hinten und das Schiff wurde schneller. Hugo stapfte zum Mast und schrie etwas hinauf, doch wegen des knatternden Segels konnte Robert seine Worte nicht verstehen. Hoch oben klammerte sich einer der Matrosen fest und spähte nach achteraus. Dann schüttelte er den Kopf. Hugo machte daraufhin ein zufriedenes Gesicht und setzte seinen Weg zum Bug fort, und Robert begann sich wieder zu langweilen.
    Etwas später setzte stärkerer Regen ein. Die LÖWENHERZ hatte nur ein Deck; im darunterliegenden, bauchigen Rumpf war Stauraum für die Ladung, aber kein Platz für Passagiere. Nur das hochgezogene Heck bot Schutz vor dem Wetter. Sein Aufbau ähnelte der oberen Plattform eines Wachturms. Deshalb nannte es Hugo »Heckkastell«. Robert überlegte, ob er Edith und Johnny holen sollte, damit sie besser geschützt waren. Aber Edith kauerte, eng in ihren

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