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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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sein«, sagte Edith.
    »Ach was!«
    »Ich bin sicher, Ihr habt noch jede Menge auf Eurem Schiff zu tun«, erklärte Edith.
    »Zum Beispiel es seetüchtig machen«, ätzte Robert.
    »Ich versichere Euch, der Kahn ist so gut wie jeder andere – für eine Fahrt ins Heilige Land …«, er hob die Hände, als Edith Luft holte, »schon gut, schon gut … oder sonst wohin. Keineswegs nur ein Schiff für die armen Ritter Christi.« Der Kapitän tanzte einmal um Edith herum.
    Edith hatte einen Geistesblitz. Sie kramte in ihrer Börse und holte eine kleine Viertelmünze heraus. Diese drückte sie dem Kapitän in die Hand. »Da – für Eure Mühe«, sagte sie. »Vielen Dank und Gott mit Euch.«
    Der Kapitän starrte die Münze an.
    Edith schob die beiden Jungen vor sich her. »Nichts wie weg!«, murmelte sie. »Von jetzt an: Halt die Klappe, Robert!«
    Robert wollte auffahren, nickte dann aber und schaute verlegen zu Boden. Sie kamen nicht weit – einige Schritte weiter stand ein prächtig gekleideter Mann vor einem Schiff, dessen Bug- und Heckkastell die meisten anderen überragten, und hüstelte. »Mylords? Mylady?«
    »Seid Ihr auch Engländer?«, fragte Robert.
    »Nein, Mylord, nur jemand, der Eure Sprache gelernt hat.«
    »Aha.«
    Der Mann trat näher heran und legte den Finger an die Lippen. Dann bedeutete er ihnen mit einem Wink, ihm hinter einen Stapel Fässer zu folgen. Hier waren sie vor fremden Blicken geschützt.
    »Gut«, sagte er. »Ihr wollt ins Heilige Land. Ihr braucht es nicht abzustreiten, Sire Robert, ich weiß es.«
    »Aber …«, begann Robert. Der Mann legte wieder einen Finger auf die Lippen.
    »Ich bin Hugo, und das ist die LÖWENHERZ «, sagte der Mann und wies auf das Schiff hinter sich.
    » LÖWENHERZ !«, ächzte Robert. »Hast du das gehört, Edith!?«
    »Ja«, sagte Edith, deren Misstrauen mit jeder Sekunde wuchs.
    »Ah, Lady Edith, Ihr misstraut mir«, sagte Hugo unumwunden. »Und Ihr habt Recht. Nichts darf Eure Mission kompromittieren. Ihr habt das vorhin mit Schiffsmeister Edgar«, selten hatte Edith jemanden den Titel ›Schiffsmeister‹ mit so viel Verachtung aussprechen hören, »sehr gut gemacht. Traut keinem!«
    »Auch nicht Euch?«, fragte Johnny.
    »Mir erst recht nicht«, sagte Hugo. Dann grinste er breit. »Unsinn. Ich bin der Einzige, dem Ihr trauen solltet.«
    »Wenn Euer Schiff LÖWENHERZ heißt, warum steht dann der Name nirgendwo darauf?«, fragte Johnny.
    »Gut beobachtet, Sir John. Aber beantwortet Ihr mir eine Frage: Würde ich Eure Namen kennen, wenn ich nicht wüsste, dass Ihr im Auftrag des Königs unterwegs seid?«
    »Da hat er allerdings Recht!«, meinte Robert.
    »Oder dass die Fahrt ins Heilige Land geht.«
    Robert nickte.
    Hugo reichte ihm die Hand hin und forderte ihn auf einzuschlagen. »Ihr könnt Eure Sachen auf mein Schiff bringen lassen. Morgen legen wir ab.«
    Edith war hin- und hergerissen. In ihr läuteten alle Alarmglocken, aber sie sagte sich, dass ihre Beklommenheit ihr wohl einen Streich spielte. Hugo wirkte wie jemand, der einem einen feurigen schwarzen Hengst verkauft, der sich nach dem ersten Regenguss in einen müden braunen Gaul verwandelt und nach der ersten Steigung vor Erschöpfung tot umfällt. Aber würde ein Betrüger nicht genau wie das Gegenteil aussehen – ein Mann, dem man sein Neugeborenes anvertraute? Und er hatte tatsächlich alles gewusst, was zu wissen war. Ihr fiel ein, wie sie ihn noch einmal auf die Probe stellen konnte.
    »Da Ihr schon so viel wisst: Wo ist denn Brion O’Heney?«, fragte sie.
    Hugo runzelte die Stirn. »Er ist noch nicht aufgetaucht?«
    »Nein«, sagte Edith und versuchte vergeblich, sich erleichtert zu fühlen. Sie konnte ihr Misstrauen gegenüber Hugo nicht loswerden, obwohl sich kein offensichtlicher Grund dafür finden ließ.
    Hugo zuckte mit den Schultern. »Morgen laufen wir aus«, bekräftigte er. »Wir können nicht auf ihn warten.«
    »Wir dürfen Brion nicht einfach im Stich lassen«, flüsterte Edith.
    »Was sollen wir denn machen?«, rief Robert. »Wenn er nicht kommt, ist er selbst schuld. Wir haben Schiffsmeister Hugo und die LÖWENHERZ auch ohne ihn gefunden. Los, holen wir unsere Sachen!«
    »Lady Edith ist noch nicht ganz überzeugt«, sagte Hugo. »Wartet, Mylady, ich habe etwas, was Eure Bedenken wegwischen wird.«
    Hugo pfiff und jemand von seiner Besatzung beugte sich über die Reling. Hugo ratterte etwas in einem Dialekt, der der aquitanischen Sprache Lady Dianes erstaunlich

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