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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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kauerte sich neben den Mönch nieder. Er legte ihm die Hand an den Hals. Der Puls war langsam und flatterig, aber vorhanden. Dann fiel sein Blick auf den Unterarm des Mönchs. Der Ärmel der Kutte war hochgerutscht.
    »Schaut Euch das an!«, flüsterte er entsetzt. »Der Kerl ist ein Templer.«
    Sire Guy betrachtete zähneknirschend die Tätowierung und hob das Schwert zum zweiten Mal. »Das rettet ihn auch nicht!«
    »Ihr wisst, dass die Templer nicht ruhen, bis sie den Täter haben, wenn einer der ihren umgebracht worden ist.«
    »Na und? Hier in dieser Gasse ist kein Mensch. Wer soll uns anzeigen?«
    »Wir wissen aber nicht, ob uns nicht jemand hier hat hereingehen sehen.« Roger verkniff sich hinzuzufügen: Und so, wie Ihr Euch aufgeführt habt, wird sich ohnehin jeder an uns erinnern.
    »Dann bringen wir’s hinter uns, damit uns nicht noch jemand sieht.«
    Sire Guy stieß zu. Die Augen des Tempelritters öffneten sich im Schock.

4
    K aufleute aus aller Herren Länder hatten Niederlassungen in Marseille: Deutsche, Italiener, Sarazenen und Engländer. Jedes dieser Häuser verfügte über einen eigenen Anlegeplatz und wirkte wie eine kleine Festung innerhalb der Stadt. Die eingelagerten Kostbarkeiten machten es erforderlich, dass die Kaufleute stets verteidigungsbereit waren. Bewaffnete Männer standen an den Eingangsportalen, ankommende Reisende wurden ausführlich befragt, ein- und ausgehende Lieferungen bis aufs Kleinste durchsucht. Kein Kästchen blieb dabei ungeöffnet, kein Stoffballen unberührt. Die Landessprache verstand allerdings keiner der wohlhabenden Gäste.
    Wie nicht anders zu erwarten, war die englische Station die kleinste und unbedeutendste. Die normannischen Torwächter hatten daher ausreichend Zeit, das Gepäck der drei Freunde zu filzen. Edith konnte Robert nur in letzter Sekunde daran hindern, den Geleitbrief mit dem königlichen Siegel zu zücken, um die Prozedur zu beschleunigen – schließlich war dieses Schreiben nur für echte Notfälle gedacht, und eigentlich sollte der Name König Richards nicht mit ihrer Reise in Verbindung gebracht werden. Drinnen, so hoffte Edith, würde sie Brion O’Heney wie verabredet erwarten.
    »Hol mich der Teufel, das ist doch Johnny Greenleaf!«, rief da auf einmal jemand.
    Johnny fuhr herum. Eine Gruppe von Männern war hinter sie getreten, offensichtlich die Ablösung für die amtierenden Wächter.
    »Beeilt euch gefälligst, ich will auch mal Pause machen!«, knurrte der normannische Wachführer, der gerade die letzte Packtasche der Kinder umgedreht und ihren Inhalt auf den Boden geschüttet hatte. »Ablösung war vor einer halben Stunde.«
    »Als ob du in so kleinen Zeiträumen denken könntest!«
    »Halt die Klappe, Angelsachse!«
    Der angelsächsische Wachführer machte eine obszöne Geste in Richtung seines Kollegen.
    Edith zischte Johnny ins Ohr: »Wer ist das? Wieso kennt er dich? Ist er ein Freund?«
    Johnny kam nicht zu einer Antwort. Der Anführer der Wachablösung wandte sich an ihn und stemmte die Hände in die Hüften. »Johnny Greenleaf!«, wiederholte er. »Haben sie dich endlich aus England verjagt oder bist du auf der Flucht vor dem Galgen?«
    »Kein Freund«, stellte Edith leise fest.
    »Weder noch«, knurrte Johnny, der blass geworden war. »Und es geht dich überhaupt nichts an, Wulf!«
    Wulf schob sich den Eisenhut in den Nacken und ließ beim Lächeln eine Reihe stattlicher Zahnlücken sehen. »Stell dir vor, Johnny Outlaw, mich geht hier alles was an!«
    »Und wer seid Ihr, wenn ich fragen darf?«, fuhr Edith ungeduldig dazwischen.
    Wulf deutete eine ironische Verbeugung an. »Der Sohn des Mannes, der von Johnnys Vater eine kranke Ziege angedreht bekam. Die hat dann alle anderen Ziegen in unserem Stall angesteckt, sodass wir binnen einer Woche alle verloren haben. Deshalb konnten wir die Pacht nicht mehr bezahlen und Sheriff Robert hat uns am Ende von unserem Hof vertrieben.«
    Edith hörte Robert ausatmen und »Verdammt noch mal!« flüstern.
    Johnny zog den Kopf ein.
    »Außerdem«, fuhr Wulf fort, der immer noch grinste wie ein Fuchs, der die Gans am Kragen hat und nur noch zubeißen muss, »bin ich der Mann, dem er hier«, er deutete erneut auf Johnny, »am Vorabend des Tages, an dem er um seine Braut anhalten wollte, die neuen Schuhe geklaut hat. So musste ich barfuß zu meinem zukünftigen Schwiegervater gehen, der natürlich nichts von einem Schwiegersohn wissen wollte, der nicht mal Schuhe besaß, und mich wieder

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