Loge der Lust
Rücken. „Ist es nicht aufregend? Waren die Erlebnisse nicht erfüllend?“
Teenas Blick fiel auf ihre Champagnerflöte. Sie griff das Glas und trank den winzigen Rest, der sich noch darin befand. Nachdem Rosalin die Flasche Moet & Chandon aus dem Kühlschrank geholt und nachgeschenkt hatte, nahm Teena erneut einen Schluck.
So viel zu meinen Vorsätzen, absolut nüchtern zu bleiben, dachte sie.
Plötzlich fiel ihr Blick auf einen Werbeslogan auf dem Flaschenetikett: „Newcastle Money Bank – sicher und vertrauenswürdig“. Den Champagner musste William Sore ihr geschenkt haben. Die Flüssigkeit prickelte in Teenas Kehle, es war ein sinnliches Prickeln, das mit der Erinnerung an die erotischen Erlebnisse verschmolz. „Es war … berauschend. Trotzdem habt ihr alles aus dem Gleichgewicht gebracht, zum einen meine Gefühle: Ich frage mich, ob die Loge mich in die Tiefe reißen wird …“
„Sie wird dich wohl eher in höhere Sphären heben“, fiel Roz ihr ins Wort und strich ihr mit dem Zeigefinger die Feuchtigkeit von den Lippen.
„… Zum anderen mein Berufsleben. Ihr habt mich in laufende Ermittlungen hineingezogen, um genau zu sein in den Fall ‚Lady in Pink'“.
Rosalin leckte den Schampus vom Finger. „Die Akte ist doch längst geschlossen.“
„Woher weißt du das?“, entfuhr es Teena. Dann fiel ihr wieder ein, dass Roz Matthew näher kannte oder gekannt hatte. „Der Polizeichef persönlich hat dir diese Information gegeben, habe ich recht?“
„Versprichst du mir, für dich zu behalten, was ich dir jetzt erzähle?“
Teena runzelte die Stirn.
„Bitte.“ Rosalin nahm ihr das Glas aus der Hand und leerte es. Geräuschvoll stellte sie es auf den Tisch.
„In Ordnung.“
14.
„Dass Matthew Hallow und ich zusammen auf einem Parkplatz erwischt worden sind, hast du ja bereits herausgefunden.“ Zaghaft lächelte Roz. „Es war ein Rollenspiel, nichts weiter. Ich habe mich in einem billigen Outfit auf den Rastplatz gestellt, als wäre ich eine Prostituierte, die auf einen Freier lauert. In Wirklichkeit habe ich dort nur auf Matt gewartet.“
Matt? Das klingt vertraut, dachte Teena und lehnte sich zurück.
Roz schaute verträumt. „Damals haben wir lauter verrückte Sachen gemacht. An besagtem Tag im Jahr 2000 fuhr er heran. Er fragte mich, was ich kosten würde. Und ich sagte ihm, es komme darauf an, welche Leistungen er haben wolle. Schon während wir verhandelten, wurden wir so heiß, dass wir am liebsten übereinander hergefallen wären. Wir diskutierten alle Sexvarianten und Preise durch. Verbalerotik als Vorspiel.“
„Waren keine anderen Autofahrer auf dem Rastplatz?“
„Nur ein Wagen hielt an, der Fahrer stieg aus und verschwand in den Büschen. Ich weiß noch genau, wie ich über seine gelben Baumwollhosen gelästert habe.“
Teena dachte daran, wie sie auf der Fahrt nach Gardenrye auf einem Parkplatz masturbiert hatte. Nachdem sie gekommen war, war ein Mann zwischen den Sträuchern herausgetreten. Er musste sie die ganze Zeit beobachtet haben. Sie war sich vorgekommen wie eine mobile Peepshow und hatte sich entrüstet, doch nach allem, was sie mit Roz und dem Maskierten hatte erleben dürfen, entlockte ihr die Erinnerung nur noch ein schamloses Lächeln.
„Dieser Typ hat uns später bei der Polizei angeschwärzt“, erzählte Rosalin weiter. „Als Matthew auf dem Fahrersitz und ich auf seinem Schoß saß, sein steifes Glied in mir, meine Brüste in seinen großen, starken Händen, kamen sie und verhafteten uns. Matthew war außer sich, besonders weil ein alter Bekannter uns auf dem Hauptrevier in Newcastle verhört hat.“
„Koogan Brannigan.“
„Woher weißt du das?“, fragte Roz. Sie zog die Beine an und legte sie auf die Couch.
Teena zwinkerte. „Ich bin halt eine gute Ermittlerin.“ Wie hatte Monica so schön gesagt? Immer Augen und Ohren offen halten.
„Irgendwie hat es Matthew geschafft, seinen Namen aus der Presse herauszuhalten. Meiner dagegen stand überall.“ Sie schnalzte. „Ich wurde zwar nicht wegen Prostitution angeklagt, aber es kam zum Bruch zwischen mir und Matt. Vorher hatten wir uns häufig getroffen, denn wir waren auf einer Wellenlänge und trieben es überall. Danach sahen wir uns nur noch sporadisch.“
„Du hast ihn geliebt, nicht wahr?“
Verdutzt starrte Roz sie an.
Teena rutschte tiefer in den Sitz. Am liebsten hätte sie ihre Freundin in den Arm genommen, aber sie konnte nicht. Roz erzählte ihr nichts wirklich Neues und
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