Loge der Lust
nicht das, was sie hören wollte. „Du klingst traurig, wenn du von damals erzählst. Es hört sich für mich so an, als hättest du gehofft, dass aus den erotischen Treffen mehr wird, vielleicht sogar eine richtige Beziehung.“
„Matthew hat sich von mir abgewandt, langsam und unmerklich, damit ich keinen Ärger mache. Als Abschiedsgeschenk gab er mir das Startkapital für einen eigenen Dessousladen.“
„Und schickt dir hin und wieder Aufmerksamkeiten?“
„Nein, das macht ein anderer.“ Rosalin nahm die Flasche. „Möchtest du noch Champagner?“
Teena deutete auf den Slogan, der auf dem Flaschenetikett stand. „Sore?“
„Fang nicht schon wieder an.“ Seufzend füllte sie die Gläser nach und kniete sich auf die Couch. Roz lenkte ab. „Bitte behalte meine Vergangenheit mit Matthew Hallow für dich. Ich habe ihm damals schwören müssen, niemandem etwas zu erzählen.“
„Willst du ihn zurückgewinnen?“, fragte Teena und ahnte, dass Rosalin sich nach Matthew nie wieder verliebt hatte. Vermutlich gab sie sich mit sexuellen Ausschweifungen zufrieden und wollte von Liebe nichts mehr wissen. Roz war nicht so hart, wie sie vorgab zu sein. Teena konnte Rosalins Reaktion auf die Zurückweisung zwar nachvollziehen, doch sie selbst würde der Liebe nie abschwören.
„Wie kommst du darauf? Nein, er liebt seine Frau. Ich will mich nicht in eine Ehe einmischen, die schon 30 Jahre lang hält. Vor fünf Jahren war ich noch so naiv zu denken, ich könnte ihn für mich gewinnen, doch mittlerweile weiß ich, dass das nur eine Illusion war.“
„Dann habt ihr keinen Kontakt mehr?“
Rosalin richtete den Träger ihres Bodysuits und trank den halben Kelch auf einmal aus.
„Lüg mich nicht schon wieder an.“ Aufbrausend setzte sich Teena auf. Obwohl sie sich nicht völlig sicher war, sagte sie: „Er hat erst vor Kurzem deine Balkontür repariert.“
„Woher weißt du das nun wieder?“
Mister Killer-blue-Eyes . „Weshalb sollte ich meine Karten auf den Tisch legen, während du dich in Schweigen hüllst?“
„Aber ich erzähle dir doch alles, was ich erzählen kann“, Roz stellte das Glas ab, „alles, was unmittelbar mit mir zu tun hat. Ja, ich habe noch einmal versucht, Matt zu ködern, als sich mir die Chance bot.“
„Welche war das?“
„Du natürlich. Du bist für mich eine neue Verbindung zu ihm.“ Roz blinzelte.
„Das ist eine Lüge!“, entrüstete sich Teena. „Du bist nicht einmal persönlich aufs Revier gekommen, um mir die Strapse und High Heels auszuhändigen, sondern hast sie von einem Kurier überbringen lassen. Das wäre die Gelegenheit gewesen, Matthew wiederzutreffen. Du verschweigst mir doch etwas.“
„Kannst du dir nicht vorstellen, wie sehr es wehtut, ihn zu sehen? Er hat sich endgültig für seine Ehe entschieden. Das schmerzt. Ich werde ihn garantiert nie wieder belästigen.“ Roz wich ihrer Frage aus.
„Ich finde es nobel von ihm, sich für seine Frau zu entscheiden, auch wenn ich es missbillige, dass er fremdgegangen ist“, entgegnete Teena und rümpfte die Nase.
„Nobel? Er hat sich regelmäßig mit mir getroffen und mir das Gefühl gegeben, zwischen uns gäbe es mehr als nur Sex. Alle in der Loge haben mich ausgelacht. Ich und dieser alte Mann mit dem Backenbart und den Pullovern, die sich um seinen Bauch spannen. Ich habe ihn verteidigt und gesagt, wie männlich er ist, wenn wir alleine sind, und wie sehr ich seinen festen Griff und seine zärtlichen Küsse liebe. Aber er hat mich sitzen lassen. Solltest nicht wenigstens du als Freundin zu mir halten?“ Rosalin gestikulierte so heftig, dass sie den Kelch umwarf. Aufgelöst eilte sie in die Küche, um ein Trockentuch zu holen, und wischte den Champagner auf, als sie wieder zurück war.
Einerseits empfand Teena Mitleid, andererseits vermutete sie, dass Roz nur von ihrer eigenen Droge gekostet hatte. Aber an diesem Nachmittag hatte sie keine Lust, auf Rosalin einzugehen. Heute ging es um sie selbst! Sie brauchte Antworten und würde nicht länger warten.
Teena nahm ihre Handtasche. „Diese Frage kann ich dir genauso stellen. Ich will mehr über die Loge wissen!“
„Spiele die Ereigniskarte.“ Eilig tupfte Roz mit dem Tuch über den Boden, weil der Schampus hinuntergetropft war.
„Ist es eine Verbrecherorganisation?“, fragte Teena freiheraus und stand auf.
Rosalin lachte ironisch. „Wir sind nicht krimineller als du. Hast du vor, mir das Shampoo zurückzugeben?“
„Es ist ein Beweismittel“,
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