Loge der Lust
teuren Champagner? Aber das größte Mysterium war für Teena, dass Roz sie begehrte. Diese Frau spielte in einer höheren Liga. Was wollte sie mit einem blassen Knochengerüst, das zudem unerfahren und schüchtern war?
Mit einem Mal fühlte sie sich geschmeichelt. Vielleicht sah Roz in ihr einen rohen Diamanten. Langsam öffnete sie die Jeans und schob sie hinunter, bis sie nur noch im T-Shirt dasaß.
Roz hob das Shirt an und lugte darunter. „Baumwollhöschen!“ Sie verdrehte die Augen. „Da wartet noch viel Arbeit auf uns. Wir sollten gleich morgen in mein Dessousgeschäft gehen und dir etwas Vernünftiges aussuchen.“ Sie fing an, eine Papaya zu schälen.
Hungrig aß Teena einen Cracker. “ Dein Geschäft? Du meinst den Laden, in dem du arbeitest.“
„Es gehört mir.“ Sie stopfte Teena ein Stück Papaya in den Mund und ließ die Finger länger zwischen den Lippen, als notwendig gewesen wäre.
„Auch das Geschenk eines Verehrers?“, entschlüpfte es Teena. Sie bereute sofort, was sie gesagt hatte.
„Ich habe meine Verbindungen.“ Roz lächelte verklärt und stand auf, um einige Räucherstäbchen anzuzünden, die auf einem Beistelltisch hinter der Couch in kleinen Jadeelefanten standen. Dann legte sie eine CD ein. Sade sang verführerisch vom „Smooth Operator“. Roz genoss offensichtlich mit allen Sinnen.
Der Duft entspannte Teena. Sie wusste nicht, welches Aroma es war, fühlte sich aber lockerer als zuvor, was natürlich auch am Champagner liegen mochte. Draußen dämmerte es bereits. Mit einem Mal besaß Rosalins Wohnung etwas Mystisches. Das Wohnzimmer lag im Zwielicht. Das Karminrot der Tapete wirkte dunkler als zuvor. Roz zündete zehn Teelichter an und verteilte sie wellenförmig auf dem Tisch. Als sie sich wieder setzte, wirkte ihr Gesicht im Schein des Kerzenlichts geheimnisvoll. Ob so Cleopatra ausgesehen hatte, mit üppigen Kurven, langen schwarzen Haaren und einem Augenaufschlag, der jeden betörte? Hatte sich Teena gerade noch vor ihr gefürchtet, so wünschte sie sich nun, den Kopf auf Roz‘ Busen zu betten und in ihren Armen zu dösen. Rosalin besaß eine gefährliche Anziehungskraft.
Statt ihren Wünschen nachzugeben, aß sie einen weiteren Maiscracker und fragte: „Hast du denn viele Freunde in Gardenrye?“
„Diese Kleinstädte werden von Moralaposteln beherrscht. Sie wissen mit meiner freizügigen Art nicht umzugehen.“
Teena konnte nicht leugnen, dass Roz eine aggressive erotische Ausstrahlung besaß. „Läuft dein Dessousgeschäft?“
„Es ist das einzige in der Gegend, daher kann ich mich nicht beklagen. Aber ich gebe zu, dass ich einen reichen Gönner habe. Leute wie wir sind füreinander da.“
Teena schaute nach den Räucherstäbchen, die langsam abbrannten und einen intensiven Duft verströmten, der sie benommen machte. Mittlerweile war sie nicht nur entspannt, sondern berauscht. „Was ist das für eine Duftnote?“
„Opium“, antwortete Roz trocken und schüttete ihr den Rest Champagner ein.
Teena winkte ab, nahm das Glas aber schließlich doch, weil Rosalin sinnlich schmollte. „Was meintest du mit ‚Leute wie wir'?“
„Zugezogene“, antwortete sie kurz angebunden.
Teena hatte das Gefühl, dass sie nicht ganz die Wahrheit sprach. Da war mehr.
Roz legte die Hand auf Teenas Oberschenkel und kraulte ihn. „Hab keine Angst vor morgen. Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst. Wir halten zusammen. Eine Hand wäscht die andere.“ Sie blickte ihr tief und ernst in die Augen.
Warum hörte sich das nur wie eine Drohung an? Eine Hand wäscht die andere . Teena wollte in Gardenrye Fuß fassen, aber doch keine Straftat begehen. Sie trank einen Schluck Schampus, um Zeit zu gewinnen, und stellte das Glas schnell weg, weil sie merkte, dass sie schon zu betrunken war. Erschreckt fasste sie Roz‘ Handgelenk, als diese sich immer höher an ihrem Schenkel emporstreichelte.
„Wovor fürchtest du dich?“, fragte Roz säuselnd. „Ich will dir nur dabei helfen, dich zu entspannen. Du bist total verkrampft.“
„Ich kann das nicht.“
„Lass dich einfach gehen. Was hält dich davon ab? Deine Erziehung? Deine Angst?“ Sie schaute Teena unter halb geschlossenen Lidern traurig an. „Oder findest du mich nicht attraktiv genug?“
„Dich schon, aber mich nicht.“ Sie wunderte sich selbst über ihre Ehrlichkeit.
„Oh, bitte!“, sagte Rosalin scharf. „Du hast solch eine aristokratisch blasse Haut. Ich bin neidisch auf dein flammend rotes Haar und
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