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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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gehe?“
    Monica entglitten die Gesichtszüge. Dann fing sie sich und lächelte falsch. „Danke, aber ich lasse selbstverständlich nur den Friseur an meine Haare.“
    „Aber die Färbung aus dem Supermarkt ist billiger“, sagte Teena und fügte in Gedanken hinzu: „Und auf billig stehst du doch.“
    „Das wäre mir zu gewagt. Nachher bekomme ich noch so karottenfarbenes Haar wie du.“
    „Das ist Natur. Ich habe es nicht nötig zu färben.“ Stolz reckte sie ihr Kinn, obwohl sie jede andere Haarfarbe gegen die ihre eingetauscht hätte. Karottenfarben – was fiel dieser Person ein! Aber zumindest schaute Monica nun genauso angesäuert, wie Teena sich fühlte.
    Sie ging zurück zum Besprechungszimmer. Es war leer.
    Matthew lugte aus seinem Büro und schaute auf die Armbanduhr. „Komm, ich zeig dir schnell deine erste Aufgabe.“
    Er schien eine Person zu sein, die immer unter Strom stand, dabei war er nicht im Stress. Zumindest wartete kein Termin auf ihn.
    Teena schnappte sich hastig Wasser und Bagel und folgte ihm zu einer Tür, die in der oberen Hälfte ein Milchglasfenster aufwies. Dieses war jedoch mit einem nachtblauen Tuch verdeckt, das mit Heftzwecken provisorisch befestigt war.
    „Lewis hat gern seine Ruhe“, scherzte Matthew.
    „Das ist Lewis‘ Büro?“
    Er trat ein. „Wir müssen erst noch einen Raum für dich herrichten.“
    Na, prima! Sie hatte nicht einmal ein eigenes Büro. Man hatte sich nicht auf ihren Arbeitsbeginn vorbereitet. Einmal mehr kam sie sich unerwünscht vor.
    „Du wirst mal hier, mal bei Joshua sitzen und die letzten Fälle in den Computer eingeben“, erläuterte Matthew und schaltete den Rechner ein.
    Der PC fuhr hoch. Es ratterte. Offensichtlich sah er nicht nur altersschwach aus, er war es auch. Auf dem Gehäuse klebten unzählige Abziehbilder. Ob Lewis die aus Kaugummiverpackungen hatte? Teena behagte es gar nicht, in seinem Büro arbeiten zu müssen. Wusste Lewis, dass sie an seinem Platz saß? Er würde bestimmt nicht erfreut sein, sie in seinem „Revier“ vorzufinden, wenn er gegen Mittag eintrudelte. Warum musste sie überhaupt solch eine stupide Aufgabe zugeteilt bekommen? Allein in einem Kämmerchen zu sitzen, entsprach nicht ihren Vorstellungen, aber sie hatte wohl kaum eine Wahl.
    Vorsichtig fragte sie: „Administration, ist das nicht Monicas Aufgabe?“
    „Sie tippt nicht sehr schnell, und bei uns türmen sich die Akten.“
    Matthew gab ein Passwort in den Computer ein und schob einladend den Stuhl zurück. Nachdem Teena Platz genommen hatte, erklärte er ihr das Programm. „Ich sage Monica Bescheid, dass sie dir die Fälle bringt.“
    „Toll, danke“, antwortete Teena sarkastisch, aber Matthew reagierte nicht, sondern erhob sich und verließ eilig den Raum in Richtung Anmeldung.
    Kurze Zeit später kam Monica zu ihr und schob einen doppelstöckigen Handwagen in das Büro. Zwei mit Akten überquellende Kisten standen oben und zwei unten.
    „Danke schön“, blaffte Teena.
    Monica lächelte ironisch. „Gern geschehen.“ Beim Hinausgehen drehte sie sich noch einmal um. „Übrigens, gewagter Rock, ziemlich kurz. Willst du dich mit den Nutten in der Umgebung gut stellen, in dem du dich ihnen anpasst? In London laufen Streetworker wie Penner herum, aber nicht in …“
    „Danke, Monica“, sagte Teena energisch. „Das wäre alles. Du bist entlassen.“
    „Entlassen?“
    Monica schimpfte noch, als sie schon am Empfang war. Mit Genugtuung lauschte Teena eine Weile dem Gezeter, das durch die geöffnete Bürotür drang, und machte sich dann an die Arbeit. Sie tippte den ganzen Vormittag, aß zwischendurch ihren Bagel und spitzte die Ohren, wenn an der Anmeldung das Telefon klingelte, denn sie konnte sich nicht vorstellen, dass in diesem Kaff etwas passiert sein könnte.
    Richtig neugierig wurde sie aber erst, als jemand die Station betrat. Es klingelte im Nachbarbüro. Im nächsten Moment schoss Matthew heraus und eilte zur Anmeldung hinüber. Zwei Männerstimmen waren zu hören, die eine gehörte zu ihrem Vorgesetzten, die andere klang sehr männlich, ein tiefer, warmer Bass, der Teena aufhorchen ließ. Zunächst redeten die beiden in normalem Tonfall miteinander. Doch das Gespräch wurde hitziger. Sie sprachen lauter, als stritten sie miteinander. Dann wurde es plötzlich still.
    Nach einer Weile kam Matthew den Gang entlang, klopfte an Joshuas Tür und winkte Teena zu sich. „Du wirst das Protokoll schreiben.“ Er ging in das Besprechungszimmer, in

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