Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
Vom Netzwerk:
eine Kurzfassung der Familienchronik geben, damit Sie genau notieren können, weshalb ich mich in Gardenrye aufhalte?“
    Teena knabberte am oberen Ende des Kugelschreibers. So sah also ein richtiger Graf aus! Ihre Eltern verdienten zwar gut, aber Adelige zählten nicht zu ihrem Freundes- und Bekanntenkreis.
    „Die Informationen reichen uns“, murrte Matthew.
    „Es wäre mir eine Ehre …“
    „Danke, wir haben nicht ewig Zeit.“
    Ethan Woodridge reckte den Oberkörper, um in den Gang zu spähen. „Es scheint mir nicht so, als würden die Leute bei Ihnen Schlange stehen.“
    „Wir halten die Stadt sauber, deswegen passiert auch so wenig.“ Matthew grinste schäbig.
    Der Earl neigte sich nach vorne und stützte sich auf der Tischplatte auf. „Wie kommt es dann, dass ich von einer Prostituierten bestohlen wurde?“
    Teena konnte es von Matthews Gesicht ablesen, dass er sich zurückhalten musste, dem Grafen nicht zu entgegnen, es liege wohl an seinem schlechten Umgang, aber er sagte nur: „Das ist eine Ausnahme, ein Sonderfall, dem wir nachgehen werden. Dazu müssen wir allerdings wissen, was genau geschehen ist.“
    „Deshalb bin ich hier.“ Woodridge lehnte sich zurück.
    „Schreib alles genau auf“, wandte sich Matthew an Teena, die plötzlich von drei Augenpaaren angestarrt wurde. Sie sank tiefer in ihren Sitz.
    Joshua schaltete sich ein. „Wo hat der Überfall denn stattgefunden?“
    „Es war nicht wirklich ein Überfall“, warf der Earl of Cunninghall ein und zuckte mit den Schultern.
    „Bitte beantworten Sie die Frage meines Kollegen.“ Wieder dieser barsche Ton von Matthew.
    Teena fragte sich, ob er mit dem falschen Fuß aufgestanden war oder es schlichtweg nicht mochte, in seinem eingefahrenen Tagesablauf gestört zu werden. Möglicherweise wurmte es ihn auch, dass in seinem Bezirk eine Straftat begangen worden war. Und säße Rosalin hier anstelle des Grafen, würde er sicherlich nicht so rüpelhaft auftreten. Kerle!
    „Ich habe die junge Dame bei einem Dinner kennengelernt.“
    Er bezeichnete die Prostituierte als Dame? Das verwunderte Teena.
    „William Sore hatte seine besten Kunden eingeladen.“ Er faltete die Hände. „Sie kennen doch den Bankdirektor, Mister Hallow? Soviel ich weiß, sind Sie sogar mit ihm befreundet und waren schon das ein oder andere Mal auf einer seiner außergewöhnlichen Dinnerpartys.“
    „Das tut nichts zur Sache!“
    Warum hatte Teena das Gefühl, die Befragung verlief in die falsche Richtung?
    „Was ist so besonders an den Abendessen?“, wollte Joshua wissen.
    „Will Sore ist ein echter Genussmensch. Er denkt sich immer etwas Besonderes aus.“ Der Earl of Cunninghall hob abwehrend die Hände und schmunzelte. „Es tut mir leid – ich genieße und schweige.“
    Ein wahrer Gentleman, feixte Teena innerlich.
    „Aber über den gestrigen Abend werden Sie reden müssen!“ Matthew kam an den Tisch und baute sich vor ihm auf.
    „Selbstverständlich, deshalb bin ich gekommen.“
    Joshua nahm seine Hornbrille ab und putzte sie mit dem Saum seines Oberhemds, ein gestreiftes Baumwollhemd in solch knalligen Farben, dass es jedem die Tränen in die Augen trieb, der länger als ein paar Sekunden daraufschaute. „Warum kommen Sie erst heute Vormittag?“
    „Natürlich weil die Bezirksdienststelle nachts nicht besetzt ist“, antwortete Ethan Woodridge mit einem vorwurfsvollen Unterton.
    Nervös klopfte Matthew auf den Tisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Sie hätten den Bereitschaftsdienst anrufen können.“
    „Und unsere Polizei um den wohlverdienten Schlaf bringen?“, fragte er sarkastisch. „Sie wissen doch am besten, dass Früh- und Spätschicht nur mit jeweils einem Polizisten besetzt sind. Wenn beide auch noch todmüde sind, wer soll dann für die Sicherheit von Gardenrye sorgen?“
    „Ich bin ja auch noch da, und zwar von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.“
    „Der Polizeichef wird Wichtigeres zu tun haben“, mutmaßte der Graf.
    Teena blickte zwischen den beiden Streithähnen hin und her, als wäre sie Zuschauerin bei einem Tennisspiel. Was ging hier vor sich?
    „Die Verdächtige“, begann Joshua und hielt seine Brille hoch, um zu prüfen, ob die Gläser sauber waren, „war sie ebenfalls zu dem Dinner eingeladen?“
    „Nun, eingeladen ist wohl kaum der richtige Ausdruck.“ Der Graf kraulte sein Kinn und wirkte in sich gekehrt, als würde er grübeln. „Ich würde eher sagen, sie war engagiert worden.“
    „Als Callgirl?“,

Weitere Kostenlose Bücher