Loge der Lust
fragte Josh ungläubig.
„Als Dessert.“ Woodridge lachte. „Um genau zu sein, wartete sie im Kaminraum der Sore'schen Villa. Sie lag nackt auf einer Tafel, nur bedeckt mit süßen Köstlichkeiten. Ich vermag nicht zu sagen, was die größere Verführung war, sie oder die Toffee-Häppchen, die sich zwischen ihren Brüsten hindurch in einer geraden Linie bis hinunter zu ihrer rasierten Spalte reihten.“
„Rasiert?“, schoss es aus Joshua hervor.
„Jede moderne Frau sollte meines Erachtens rasiert sein“, der Earl sah Teena unverwandt an, „außer Rothaarige.“
Sein Blick nahm sie gefangen. Sie erstarrte, doch ihr Schoß erwachte. Sie wünschte, sie wäre ein Mäuschen und könnte in das nächste Mauseloch huschen. Hitze stieg in ihre Wangen. Einen Moment lang war es so still im Raum, dass sie kaum zu atmen wagte.
„Rotes Schamhaar wirkt feurig und leidenschaftlich. Es sollte nur ein wenig gestutzt werden, damit es das Wesentliche nicht verdeckt, meinen Sie nicht auch, Miss McLight?“
Sie wollte ihn fragen, woher er ihren Namen kannte und woher er wusste, dass sie ledig war, doch sie brachte keinen Ton heraus. Schließlich fiel ihr auch noch der Kugelschreiber aus der Hand. Er rollte über den Tisch, gefährlich nah an die Kante heran, aber Teena konnte sich nicht bewegen. Sie war wie paralysiert.
Kurz bevor er herunterkullern konnte, fing Josh ihn auf. Er reichte ihn ihr leicht genervt und setzte seine Brille auf. „Die Prostituierte wurde also von William Sore dafür bezahlt, als Servierbrett für die Nachspeise zu dienen.“
Ethan Woodridge nickte.
„Woher wissen Sie, dass es eine Hure war?“, bellte Matthew, als würde er ihm kein Wort glauben. Er schob einen Stuhl heran, ohne ihn anzuheben, sodass dessen Beine über den grauen Linoleumboden schabten.
„Weil Will es mir erzählt hat.“
Matthew setzte sich und kippelte mit dem Stuhl, wie ein Zappelphilipp in der Schulklasse. „Wieso hat er ausgerechnet eine Hure gekauft? Sore hätte jede andere Frau nehmen können.“
„Welche anständige Frau hätte sich für solch einen Job hergegeben?“, antwortete der Graf und sah Teena fragend an.
Obwohl es eine rhetorische Frage war, fühlte sie sich angesprochen. Sie hatte aber nicht vor, darauf einzugehen. Stattdessen machte sie übereifrig Notizen, um beschäftigt auszusehen. Sie kroch förmlich mit dem Gesicht in den Schreibblock hinein.
Joshua schlug die Beine übereinander. „Wie sah die Beschuldigte aus?“
„Sie trug eine pinkfarbene Perücke. Viel mehr kann ich nicht sagen.“
„Aber Sie haben sich doch mit ihr eingelassen.“
Er zuckte die Achseln und setzte eine unschuldige Miene auf. „Ihre prächtigen Brüste haben mich zu sehr abgelenkt, auch der einmalige Duft ihrer Scham und diese bezaubernd großen Falten.“
Teena biss sich auf die Unterlippe. Sollte sie das wirklich alles haarklein notieren?
„Augenfarbe, Gesichtsform, eine Narbe vielleicht? Verdammt!“ Matthew schlug auf die Tischplatte. „Es muss Ihnen doch irgendetwas Sachdienliches aufgefallen sein.“
Joshua räusperte sich, um seinen Chef diskret darauf hinzuweisen, dass er sich zu sehr gehen ließ. „Roch sie nach einem bestimmten Parfüm? Trug sie außergewöhnlichen Schmuck? Hatte sie Piercings?“
Hätten sie einen ungeständigen Täter vor sich gehabt, hätte Teena vermutet, dass ihre beiden Kollegen gerade „guter Polizist – böser Polizist“ spielten. Aber vor ihnen saß ein Geschädigter. Zumindest Matthew, von dem sie es am wenigsten erwartet hätte, ging wenig feinfühlig vor. Was war heute nur los mit ihm? Konnte er den Earl nicht leiden? Sie hatten mit keinem Satz durchblicken lassen, dass sie einander kannten. Möglicherweise kamen Matthews Vorurteile zum Vorschein. Der Earl of Cunninghall sah nicht nur besser aus als er, er besaß auch mehr Geld und obendrein einen Adelstitel.
„Kein Intimpiercing, obwohl ein kleiner Silberring an den Schamlippen durchaus seinen Reiz hat“, entgegnete der Graf und betonte die Worte „Silberring“ und „Schamlippen“ übermäßig.
Matthew hörte auf zu zappeln. Er wurde kreidebleich, als wäre er durch das Kippeln seekrank geworden, stand auf und ging zum Fenster. Schweigend schaute er auf den Parkplatz hinaus.
Teena überlegte. Hatte Woodridge etwas Wichtiges gesagt, und dachte Matthew nun darüber nach? Verunsichert sah sie zu Josh, aber der kaute grübelnd an seinem Daumennagel. Sie hatte das Gefühl, ihr sei etwas entgangen, das ihr Chef
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