Loge der Lust
abzunehmen oder sie verlieren.“
Josh deutete auf Teena und hätte beinahe ihre Teetasse umgeworfen. „An den Spielen wird sie nicht teilnehmen!“
„Natürlich nicht. Sie wird beim nächsten geheimen Treffen eingeschleust, um sich umzusehen, Näheres in Erfahrung zu bringen und die Lady in Pink aufzuspüren.“ Nun wirkte Matthew wieder sachlich.
Josh nahm die Tasse und schob sie weg. „Das ist zu gefährlich.“
„Wir werden dich verkabeln, Teena, sodass wir alle Gespräche aufzeichnen und sofort eingreifen können, solltest du auffliegen. Das wird aber nicht passieren. Sei ganz ruhig und behalte einen kühlen Kopf. Verhalte dich unauffällig und gib dich als Voyeurin aus, mehr nicht. Sobald du die Lady in Pink gefunden hast, wirst du sie überreden, dir hinauszufolgen. Das müsstest du doch schaffen, nicht wahr?“
Teena konnte weder sprechen noch nicken oder den Kopf schütteln. Sie dachte an die pinkfarbene Perücke, die im Forensiklabor lag. Wie sollte sie die Verdächtige erkennen? Ihre ganze Hoffnung würde darin liegen, dass die Prostituierte sich eine neue falsche Haarpracht gekauft hatte.
Matthew kam zu ihr hin und legte die Hand auf ihre Schulter. „Jetzt hast du die große Chance, dich zu beweisen. Nutze sie. Die nächste illustre Party findet bereits am Freitagabend statt, in einem stillgelegten Kesselhaus im Industriegebiet von Newcastle.“
Endlich fand sie ihre Sprache wieder. „Ich bin bereit.“
Das war sie wirklich. Nicht nur, dass sie ihren neuen Kollegen endlich zeigen konnte, dass sie mehr als ein dummes Gör aus der Großstadt war, sie erkannte auch die Herausforderung, die einer der Gründe für sie gewesen war, aus London wegzugehen – aber vor allen Dingen war das wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, alles ins Reine zu bringen. Wenn die Lady in Pink überführt wäre, würde Teenas eigenmächtige Verfolgung der Verdächtigen und ihr Fauxpas im Keller des Coast Liquor Stores keine Rolle mehr spielen.
„Das ist alles für den Moment.“ Forsch ging Matthew aus dem Besprechungsraum, gefolgt von Lewis.
Joshua fasste Teenas Arm. „Du musst das nicht machen. Niemand ist gezwungen, sich zu beweisen.“
„Darum geht es nicht“, widersprach sie. „Sollte die Verdächtige wirklich auf den Partys zu finden sein, müssen wir dem nachgehen und sie dingfest machen. Das ist unsere Aufgabe. Gardenrye verlässt sich auf uns.“
„Du willst nicht vielleicht Ethan Woodridge beeindrucken?“, fragte er freiheraus.
Teena runzelte die Stirn. Dann zog sie den Arm weg. „Wie kommst du darauf?“
„Er hat dich nervös gemacht.“
„Unsinn!“ Schwungvoll stand sie auf. Im Hinausgehen versprach sie: „Ich werde mein Bestes geben. Mach dir keine Sorgen! Sollte ich mich überfordert fühlen, werde ich die Undercover-Aktion abbrechen.“
Mach dir keine Sorgen! Teena wunderte sich, wie selbstsicher sie auftrat, obwohl ein Sturm in ihr tobte. Eilig floh sie in ihr Büro, um ihre Gedanken zu ordnen und sich zu beruhigen. Ja, sie hatte Angst, eine Heidenangst sogar. Wer wusste schon, was sie auf dem erotischen Treffen im Kesselhaus erwartete? Matthew hatte von Ausschweifungen berichtet. Das stimmte sie nicht gerade zuversichtlich, obgleich sie nur Beobachterin sein würde. Vielleicht würde ihre Tarnung auffliegen, wenn sie schockiert reagierte und nicht an den Hemmungslosigkeiten teilnahm.
Sie verbot sich das Grübeln und lenkte sich ab, indem sie sich auf einen Berg Akten stürzte.
Joshua nahm Teena zwar nicht mit zum Lunch, reichte aber eine Portion Fish and Chips aus dem „Finger Food“ herein. „Es ist noch warm. Du solltest es sofort essen.“
Bevor sie sich bedanken konnte, hatte er die Tür ihres Büros schon wieder geschlossen. Sie lächelte. Eine dezente Annäherung, weil sie bei dem kommenden Einsatz den Kopf würde hinhalten müssen, vermutete sie und steckte eine Pommes in den Mund.
Teena vergaß die Zeit. Als es an der Tür klopfte, schaute sie auf die Uhr ihres Computers. „Schon fünf Uhr?“
Monica kam herein. „Feierabend in einer Stunde.“
„Ich habe heute viel geschafft“, rief Teena ihr freudestrahlend zu und deutete auf den Handwagen. Der Aktenberg war sichtbar geschrumpft.
„Möglicherweise halte ich hier die Belohnung für deinen Fleiß in den Händen.“ Monica reichte ihr ein Päckchen. „Es kommt vom Forensiklabor.“
„Von Sly?“
Monica nickte. „Er hat es per Kurier geschickt. Muss ziemlich wichtig sein.“
Eher will er die Beweise
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