Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
Vom Netzwerk:
Tür war geschlossen, daher entschied Teena, sich den ungeliebten Akten zuzuwenden.
    Sie wollte gerade in ihr Büro treten, als Matthew den Kopf aus dem Besprechungsraum streckte. Er winkte hektisch mit der Hand. „Komm, Teena, komm. Ich habe kurzfristig ein Meeting anberaumt, und du darfst nicht fehlen. Lewis ist extra früher gekommen. Wir warten bereits auf dich.“ Schon war er verschwunden.
    Teena schnaubte. Er tat ja gerade so, als hätte er ihr schon zweimal gesagt, dass sie erwartet wurde. Gewiss würde Lewis Poth sticheln, wo sie so lange blieb, immerhin war er eine Stunde vor seinem offiziellen Arbeitsbeginn erschienen.
    „Dieser Tag fängt richtig toll an, wem ich auch begegne, jeder ist so furchtbar entspannt und guter Laune“, murrte Teena, hängte ihre Handtasche über die Lehne ihres Bürostuhls und ging in den Meetingraum.
    Matthew schnüffelte. Er machte eine angeekelte Miene und linste in Teenas Tasse. „Tee, auf meinem Revier?“
    „Genau das, was ich heute Morgen brauche“, entgegnete sie selbstbewusst. „Solltest du auch mal probieren, ist genauso anregend wie Kaffee, aber magenschonender.“
    Er kniff die Augen zusammen. Zuerst fürchtete Teena, sich zu weit aus dem Fenster gelehnt zu haben, doch als Matthew auflachte, atmete sie erleichtert aus.
    „Jedem das Seine“, freundschaftlich klopfte er ihr auf die Schulter, „mein Ding ist es nicht.“
    Lewis Poth zündete sich eine Dunhill an. „Manche Menschen haben das Bedürfnis, immer alles anders zu machen als andere, und wollen etwas Besonderes sein.“
    „Monica trinkt ebenfalls Tee.“ Teena öffnete ein Fenster und wedelte mit der Hand den Rauch fort. „Außerdem bist du der Einzige hier, der raucht. Du fällst damit also genauso aus dem Rahmen wie ich mit meinem Tee, mein Lieber. Das nennt man Individualität.“
    Asche löste sich von der Zigarette und fiel auf den Tisch. Lewis wischte sie mit der Handkante fort. „Oh, wir sind heute gereizt.“
    Sie schenkte ihm das falscheste Lächeln, das sie zustande brachte, und nahm neben Joshua Platz.
    „Mir gefällt das kesse Mundwerk. Endlich kommst du aus dir heraus, Teena, und Lewis kann Gegenwind gebrauchen.“ Matthew klopfte energisch auf die Tischplatte. „Aber jetzt müssen wir uns konzentrieren. Es gibt neue Hinweise im Fall Woodridge, und sie erfordern sofortige Entscheidungen.“

10.
    Teena, die gerade an ihrem grünen Tee nippte, verschluckte sich und bekam einen Hustenanfall. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, meinte sie mit knallrotem Kopf: „Zu heiß, nicht Woodridge, der Tee, meine ich.“
    Manchmal sollte man einfach den Mund halten, rügte sie sich im Stillen.
    „Aus sicherer Quelle habe ich erfahren, dass die Lady in Pink sehr wohl bekannt ist“, sagte Matthew triumphierend.
    Verblüfft schaute sie zu ihrem Chef auf, der sich erhoben hatte und die Hände in die Hüften stemmte. „Warum haben unsere Ermittlungen dann nichts ergeben?“
    Joshua nickte zustimmend. „Im ‚Flesh‘ kennt sie niemand, obwohl die Perücke sehr auffallend ist und William Sore behauptet, sie dort aufgegabelt zu haben.“
    „Im Untergrund ist sie bekannt“, erklärte Matthew.
    „Im Untergrund?“, fragte Teena und hob spöttisch die Augenbrauen. „Ich bin nur so erstaunt, weil ihr immer sagt, Gardenrye sei ein idyllisches Küstenstädtchen und nicht der Moloch London“, sie neigte sich zu Lewis und fügte blasiert hinzu: „aus dem bekanntlich ich stamme.“
    „Begünstigt grüner Tee etwa spitze Bemerkungen?“ Grinsend aschte Lewis ab.
    Matthew rollte die Ärmel seines Hemds bis zu den Ellbogen auf, sodass seine behaarten Unterarme zu sehen waren. „Kriminelle Vereinigungen gibt es überall. Sie machen keinen Halt vor Fischerdörfern, sondern nutzen sie zum Beispiel für illegale Verschiffungen. Aber darum geht es jetzt nicht! Zurück zur Sache. Ich weiß, dass die Verdächtige zu einer Verbrecherorganisation gehört, die auch in der Grafschaft Tyne and Wear aktiv ist. Die Huren verführen die Freier dazu, sich verdorbenen Praktiken hinzugeben, und erpressen sie anschließend.“
    Teena traute ihren Ohren kaum. Matthew warf ihnen diese Neuigkeiten vor die Füße, als ginge es um einen simplen Verkehrsunfall, den er nebenbei aufgeklärt hatte. Es ging alles so schnell. Gestern noch steckten sie mit den Ermittlungen in einer Sackgasse, und plötzlich tischte Matthew ihnen die Hintergrundgeschichte des Falls „Lady in Pink“ auf.
    Außerdem trug er seinen Siegelring nicht

Weitere Kostenlose Bücher