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Lohn des Todes

Titel: Lohn des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Aachener Polizei?« Ich lächelte. »Soll ich dir helfen?«
    Wir gingen den Gang hinunter zu einer kleinen Küche. Robert setzte Kaffee auf, durchsuchte die Schränke nach sauberen Tassen,
     fand keine. Auf der kleinen Arbeitsfläche stapelte sich das dreckige Geschirr.
    »Wir werden spülen müssen.« Ich ließ Wasser in die Spüle laufen, es war kochend heiß.
    »Weshalb hast du mich eigentlich angerufen?« Robert untersuchte das Geschirrtuch, das schon ewig nicht mehr in einer Waschmaschine
     gewesen zu sein schien. Er zuckte mit den Schultern und begann, die Tassen abzutrocknen, die ich ihm reichte.
    »Es geht um die Münzen, sie beschäftigen mich, haben eine Bedeutung, hinter die ich nicht komme. Weißt du zufällig, ob es
     Sammlerstücke sind?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das überprüft worden ist.«
    »Einige Fünfmarkstücke sind heutzutage recht wertvoll.«
    »Und was würde das bedeuten?«
    »Auf Anhieb fallen mir zwei Möglichkeiten ein: Er ist Sammler. Sammeln hat auch etwas mit Leidenschaft zu tun. Oder die Geldstücke
     sind sein Fetisch.«
    »Sie haben also eine sexuelle Bedeutung?«
    »Nicht zwingend sexuell, aber eine wichtige Bedeutung werden sie für ihn haben. Falls wirklich eines der Geldstücke einen
     hohen Wert hat, könnte das aufzeigen, wie wichtig ihm die Tat war. Aber das ist alles reine Spekulation, solange wir nicht
     mehr über den Täter wissen.« Ich sah ihn fragend an, er nickte aber nur.
    Als wir zurückgingen, ich mit der Kaffeekanne in der Hand und Robert mit den Tassen, Milch und Zucker auf einem Tablett, kamen
     uns Andreas und Martin entgegen. Wir nickten uns knapp zu, ich schaffte es nicht, Martin anzusehen.
    |114| Wir setzten uns, Robert legte seine Hände vor sich auf den Tisch, schaute uns an. Die Atmosphäre war angespannt, schien fast
     zu knistern.
    »Ich habe euch hergerufen, weil es neue Erkenntnisse gibt. Wir wissen nun, wer der tote Mann ist.« Er hielt inne, kratzte
     sich hinter dem linken Ohr.
    Nun mach es doch nicht so spannend, dachte ich verärgert. Er erinnerte mich an einen Magier, der sein Publikum in Atem hält,
     kurz bevor er das Kaninchen aus dem Zylinder zieht.
    »Heinrich Mueskens, achtundsiebzig Jahre alt, verwitwet, keine Kinder. Er lebte alleine, eine Nachbarin hat immer nach ihm
     geschaut. Als sie am Freitag von einem längeren Besuch bei ihrer Tochter zurückkam, stellte sie fest, dass er verschwunden
     ist. Außerdem fanden sich Spuren von Kampf in seiner Wohnung. Die Spurensicherung ist schon dort, auch einige Leute der SOKO.
     Ich warte auf neue Informationen.« Robert schaute in die Runde, rieb sich mit der Hand über den Nacken. Er sah müde aus.
    »Was wissen wir noch über das Opfer?«, fragte ich leise. Aussagen über die Opferpersönlichkeit konnten unter Umständen zum
     Täter führen. Jetzt, wo wir wussten, wer der alte Mann war, konnte man vielleicht Parallelen zu den anderen Toten herstellen.
     Ein alter Mann und die junge Sonja. Mir wollte immer noch nicht einfallen, welche Verbindung es da geben konnte, außer durch
     den Täter selbst.
    »Alles, was ich bisher weiß, habe ich in einem kurzen Bericht zusammengefasst.« Robert reichte jedem von uns ein Blatt. Viel
     stand nicht darauf.
    Mueskens hatte jahrelang einen kleinen Gasthof am Rande der Gemeinde Aremberg in der Eifel geführt. Da er keine Kinder hatte,
     verkaufte er nach dem Tod seiner Frau vor zehn Jahren den Gasthof, blieb jedoch dort wohnen. Er hatte eine kleine Wohnung
     in einem Nebengebäude. Die Gastwirtin kümmerte sich um ihn. Sie schloss das Gasthaus vor drei Wochen, um ihrer Tochter beizustehen,
     die ihr erstes Kind bekommen hatte. Nun war sie zurückgekehrt. Ich setzte mich |115| auf, strich mir durch die Haare. Natürlich, jetzt beginnt die Saison in der Eifel wieder, dachte ich. Drei Wochen waren schon
     eine lange Zeit in der Gastronomie. Irgendetwas nagte plötzlich an mir, ein Gedanke, den ich nicht wirklich zu packen bekam.
     Ich nahm das Blatt, las weiter.
    Mueskens hatte den Gasthof von seinem Vater übernommen, das war fünfzig Jahre her. Also waren sie eine alteingesessene Familie,
     anders als wir in Hechelscheid.
    Ich sah kurz zu Martin, er starrte aus dem Fenster, in Gedanken vertieft. Auch er sah müde aus, hatte dunkle Ringe unter den
     Augen. Die Stirn hatte er in Falten gelegt, ein sicheres Zeichen dafür, dass er Kopfschmerzen hatte. Am liebsten wäre ich
     aufgestanden und zu ihm gegangen, wollte seine Schultern massieren und ihm

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