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Lohn des Todes

Titel: Lohn des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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oder einen
     kleinen Jungen direkt mit.«
    »Grundgütiger!« Ich schlug die Hand vor den Mund.
    »Mal langsam, Conny. Diese Gerüchte gibt es seit zwanzig oder mehr Jahren. Sie sind polizeibekannt. Es gibt absolut keine
     Beweise dafür, dass sie stimmen. Im Gegenteil. Der Forellenhof ist inzwischen eine bekannte und renommierte Adresse. Die Gerüchte
     beziehen sich auf eine Zeit von vor zwanzig Jahren, als Mueskens und seine Frau den Gasthof führten. Sie ist längst verstorben,
     und er war beliebt und anerkannt in der Gemeinde.«
    |195| »Vor über zwanzig Jahren. Da war Sonja ein Kleinkind.«
    »Sie war vermutlich noch nicht mal geboren. Der Forellenhof war ein Familienbetrieb, den Mueskens Vater schon geführt hat.
     Es passiert immer mal wieder, dass sich schräge Gerüchte um einen solchen Betrieb ranken.«
    »Du meinst, es ist gar nichts daran? Es sind nur böse Gerüchte?«
    »Möglich. Neid spielt immer wieder eine Rolle. Wir versuchen, es zu überprüfen, aber was sollte es mit unserem Fall zu tun
     haben?«
    Ich überlegte, doch mir fiel nichts ein. »Sonja stammte aus Aachen, es gibt keine Verbindung in die Eifel. Es sei denn, ihr
     Vater wäre pädophil und wäre nach Aremberg gefahren, um seiner Lust nachzukommen. Vielleicht hat er Sonja mitgenommen und
     auch seine Frau – ein nettes Wochenende in der Eifel. Sie gingen spazieren, er missbrauchte Kinder.«
    »Und nun bringt er den fast dementen Mueskens um, damit der nichts mehr erzählt?« Robert imitierte ein Lachen. »Nein, Conny.
     Derart kalte Rache ist grotesk.«
    »Ja, auch die beiden Frauen passen nicht ins Bild, du hast recht.«
    »Kluge hat letzte Woche den Safe leergeräumt, die Bank konnte nicht sagen, was er dort gelagert hatte.« Robert schenkte sich
     Wein nach. »Außerdem wurden am Dienstag dreitausend Euro von seiner Kreditkarte abgehoben.«
    »Wo?«
    »Du wirst es nicht glauben – in Köln.«
    »Er ist also noch im Land, er ist hier.« Ich stöhnte auf. War es besser, dies zu wissen? Oder wünschte ich ihn mir weit weg?
     Ich war mir nicht sicher. »Ich hätte ihn lieber in Weitfortistan«, sagte ich dann leise.
    »An einem Ort, wo wir ihn nicht fassen können? Warum?« Robert klang entsetzt.
    »Nein. Ja. Ach, ich möchte einfach nicht noch einen Bericht lesen müssen. Noch ein Opfer, grausam gequält.«
    »Auch wenn er weit weg wäre, könnte er noch töten. Ich |196| möchte ihn schnappen, ihn haben. Ich möchte wissen, warum er all das getan hat. Es lässt mir keine Ruhe.« Robert schüttelte
     den Kopf.
    »In Ruhe lässt es wohl keinen von uns.«
    Robert sah mich an, kniff die Augen zusammen, schob die Unterlippe über die Oberlippe und stand dann abrupt auf. »Darf ich
     mit dem Hund gehen?«
    »Alleine?«
    Diesmal wich er meinem Blick aus. »Ja.«
    Irgendetwas stand plötzlich zwischen uns, aber ich wusste nicht was. Ich hatte einen langen und harten Tag hinter mir, wollte
     keine weiteren Probleme.

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    Kapitel 22
    Der Wind war aufgefrischt, heulte unter der Dachtraufe und in den Winkeln und Ecken des Hauses. Eine traurige Litanei.
    Nachdem Robert mit Charlie gegangen war, legte ich Holz nach. Die Flammen malten Muster und Schatten an die Decke. Die Stille
     des Hauses wurde nur vom Knistern des Feuers unterbrochen.
    Ich nahm mein Handy und rief meine Schwester an. Gefühlte hundert Mal hatte ich inzwischen ihre Nummer gewählt, immer erfolglos.
     Diesmal nahm sie ab.
    »Conny?«, sagte sie leise. Tiefe Verzweiflung klang in ihrer Stimme mit. Ich gefror innerlich, düstere Bilder von gequälten
     Frauen tauchten vor meinen Augen auf.
    »Grundgütiger, Rita, wo bist du? Was ist mit dir?«
    »Zuhause«, schluchzte sie.
    »Du bist zu Hause? Seit wann?« Ich spürte, wie ich wütend wurde.
    »Seit gestern.«
    |197| »Du bist seit gestern zu Hause? Hast du dich wenigstens bei den Eltern gemeldet?«
    Sie schniefte, putzte sich die Nase, antwortete nicht. Das war so deutlich, als hätte sie laut »Nein« gesagt.
    »Rita, unsere Eltern machen sich Sorgen um dich.«
    »Ich weiß, aber ich konnte einfach nicht. Mir geht es so schlecht.« Ich konnte sie kaum verstehen, so leise sprach sie. War
     ihr doch etwas passiert?
    »Was ist denn? Muss ich dir alles aus der Nase ziehen, Herrgott!«
    »Conny, ich bin so unglücklich.«
    Schnaufend lehnte ich mich zurück, atmete tief gegen meine Angespanntheit an. »Weshalb? Ein Mann?«
    Wieder weinte sie nur.
    »Also ein Mann. Der, mit dem du in Prag warst?«
    »Bernd. Ich dachte,

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