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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guttenberg Biographie
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Schlosshof aufgebahrt war, alle
erfüllt von Trauer um einen, der unersetzlich war. Die wohl ergreifendste
Ansprache hielt der damalige Verteidigungsminister Helmut Schmidt. Auch Strauß
war gekommen, und ich werde nie vergessen, wie dieser >starke Mann< in
Tränen auf den Sarg zuging. Nach dem Gottesdienst trugen vier Männer aus
Guttenberg den Sarg hinunter in die Gruft.«
    Der spätere Bundeskanzler Schmidt,
mit dem sich Guttenberg manches harte Rededuell geliefert hatte, würdigt Guttenberg
in einem Nachruf in der »Zeit« als einen Mann, »der abhängig war nur von seinem
Gewissen«, der »zwar ein Gegner, aber doch kein Feind, vielmehr ein Kamerad«
gewesen sei. In allem, »was die Moral der Politik angeht, dürfen wir Karl
Theodor von und zu Guttenberg getrost ein Vorbild nennen«, lautet der letzte
Satz des Nachrufs.
    Auch Karl-Theodor zu Guttenberg
hat seinen Großvater mehrfach als Vorbild bezeichnet, vor allem in der Unverbrüchlichkeit,
mit der jener seine Meinung vertreten habe. »Wenn er zu einer Ansicht gekommen
war, dann vertrat er sie mit aller Klarheit, auch wenn ihm der Gegenwind ins
Gesicht blies«, sagt er über ihn. Dabei hat er den Großvater nicht mehr
kennenlernen können. Äußerlich ist er ihm nicht ähnlich. Der Großvater hatte
zwar die Haare, die sich früh zu lichten begannen, ebenso strikt nach hinten
pomadisiert wie später sein Enkel. Doch insgesamt machte er äußerlich nicht den
strahlenden Eindruck des heutigen Ministers, wirkte kantiger, entschiedener
auch. Was den Enkel mit dem Großvater verbindet, ist die Leidenschaft für Politik.
Ein Blick auf dessen Leben lohnt, um auch das politische Selbstverständnis des
gegenwärtigen Politikers Guttenberg zu beleuchten.
    Im Alter von 25 Jahren wird Karl
Theodor zu Guttenberg 1946 einer der
Mitbegründer der CSU in seinem Heimatort Stadtsteinach in der Nähe des
Schlosses Guttenberg. Er hat zu diesem Zeitpunkt, wie viele seiner Generation,
schon allerhand erlebt, sechs Jahre Krieg in Polen, Russland und Frankreich,
Gefangenschaft bei den Briten. Und in der Heimat gibt es gleich Ärger mit den
Befreiern, weil die CSU bei Wahlen zwar die Mehrheit gewonnen hat, aber die
Amerikaner den Landrat nicht entlassen wollen, den sie selbst eingesetzt haben.
Und der amerikanische Militärgouverneur hasst den jungen CSU-Politiker,
seitdem dieser der deutschen Frau den Handschlag verweigert hat, die ihren Mann
verlassen hatte, um mit dem Offizier aus Amerika zu leben. Ein katholischer
Adliger alter Schule tut das eben nicht.
    Guttenberg will sich nicht auf die
Verwaltung seines Schlosses und seiner Güter beschränken, er will auch nicht
etwa studieren, sondern Politik machen. »Ein Guttenberg ohne Politik ist
nicht denkbar«, sagt heute seine Frau Rosa Sophie dazu. Er weiß, dass er einen
langen Atem braucht, um sich durchzusetzen, aber er weiß auch, dass Recht und
Gesetz wieder etwas zählen in Deutschland. Knapp sechs Jahre nach den ersten
politischen Gehversuchen wird er 1952 selbst zum
Landrat seines Heimatkreises gewählt - vor seinem Mitbewerber von der SPD.
Skepsis gegenüber dem reichen Baron ist bei denjenigen Bauern und
Kleinstädtern, die eher links eingestellt sind, reichlich vorhanden. Doch
Guttenberg gelingt es, Vertrauen auch bei jenen in der Bevölkerung zu gewinnen,
die ihm zunächst misstrauisch gegenüberstehen. Jede Woche hält er Sprechstunde,
sein Vorzimmer sieht bald aus wie der Wartesaal eines ländlichen Bahnhofs, so
erinnert er sich selbst. Der Landrat setzt sich für die Leute ein, und mancher
Beamte geht mit rotem Kopf aus dessen Zimmer.
    Schnell macht Guttenberg Karriere
in der Christlich-Sozialen Union, wird Vorsitzender des Kreisverbandes, dann
Mitglied im Vorstand des CSU-Bezirks Oberfranken; von 1961 an ist er
auch Mitglied im Landesvorstand der CSU. Im Alter von 36 Jahren
wird er 1957 in den Deutschen Bundestag gewählt
- er sitzt dort für den Wahlkreis Forchheim, später, nach einer
Wahlkreisreform, ist es der Wahlkreis Kulmbach. Sein Enkel wird 45 Jahre
später im gleichen Wahlkreis das Direktmandat für den Bundestag gewinnen und
sogar noch sechs Jahre jünger sein, als der Großvater es beim ersten Einzug
ins bundesdeutsche Parlament war.
    Während seiner Zeit im Bundestag
wird Karl Theodor zu Guttenberg zu einem der profilierten Außenpolitiker der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion. (Und auch sein Enkel wählt später die
Außenpolitik.) Guttenberg ist zunächst ein unbekannter Neuling. Seine erste
große Rede im

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