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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guttenberg Biographie
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und
Erziehungsfragen geschrieben, etwa »Zur Freiheit erziehen«. Das Erlebnis des
Todes ihres Vaters, der seine unheilbare Krankheit mit Gottvertrauen geduldig
ertrug, habe sie selbst zu einem tiefen Glauben gebracht. Bei Heeremans, die
im Haus Gripswald in Ossum-Bösinghoven, einem Ortsteil von Meerbusch bei
Düsseldorf, leben, wird um 12 Uhr 30 in der
hauseigenen Kapelle noch der »Angelus« gefeiert, eine kurze Andacht mit
Liedern, Lesungen und Gebeten. Einer ihrer Söhne, Sylvester von Heereman, wird 2006 in Rom zum Priester der äußerst konservativen Ordensgemeinschaft
der Legionäre Christi geweiht und ist deren Territorialdirektor für Deutschland
und Mitteleuropa. Die Kongregation, die wegen der massiven Rekrutierung von
Kindern kritisiert worden ist, ist vor allem durch ihren Gründer Marcial
Maciel Degollado (1920-2008) in Verruf geraten, dem seit den
sechziger Jahren vielfacher sexueller Missbrauch von Kindern zunächst
vorgeworfen wurde und dann nachgewiesen werden konnte. Ein jüngerer Bruder,
Vincenz von Heereman, besucht vier Jahre lang die Schule der Legionäre Christi
in Paris und wird deren erster Absolvent. Auch er tritt in den Orden ein. Eine
Tochter, Nina von Heereman, widmet sich nach ihrem Jura-Studium ganz der
Theologie, studiert in Rom und Jerusalem und hat sich ebenfalls für ein
zölibatäres Leben entschieden. Bei einer Abendandacht im Juni 2010 mit Papst
Benedikt XVI. auf dem Petersplatz, auf dem sich 15000 Priester
der katholischen Kirche versammelt haben, darf die Familie Heereman über ihre
Erfahrungen mit ihren Kindern berichten, die sich ganz dem Glauben verschrieben
haben - die päpstliche Regie präsentiert sie sozusagen als Gegenbeispiel für
die These, dass junge Menschen heute in Westeuropa für den Priesterberuf und
ein zölibatäres Leben kaum noch zu gewinnen seien. Michaela und Johannes von
Heereman erzählen von ihrer religiösen Familie auf sympathische und humorvolle
Weise. Nicht zur Sprache kommt - auf dem Höhepunkt des Missbrauchskandals in
der katholischen Kirche - allerdings, dass ihre Söhne ausgerechnet einem Orden
beigetreten sind, der durch seinen Gründer, aber auch durch andere Mitglieder
wegen systematischen sexuellen Missbrauchs von Kindern besonders belastet ist.
    Karl-Theodor zu Guttenbergs Tanten
väterlicherseits und deren Ehemänner sind stark in katholischen Kreisen engagiert.
Johannes Nepomuk Freiherr Heereman von Zuydtwyck ist geschäftsführender
Präsident des Malteser Hilfsdienstes e.V. und einer der führenden Vertreter des
Malteserordens in Deutschland. Der 1944 geborene
Jurist ist schon vor fast 40 Jahren mit
den Guttenbergs verbunden gewesen, da er von 1973 bis 1976 Geschäftsführer
der Kurbetriebe in Bad Neustadt war, die der Familie Guttenberg gehörten.
Danach hat er sich ganz der Arbeit für den Malteserorden gewidmet, in dem viele
katholische Adlige als Manager meist nebenberuflich tätig sind. Mit 1,5 Milliarden
Euro Umsatz im Jahr ist der Orden eine der größten karitativen
Hilfsorganisationen weltweit, in 120 Ländern
ist er aktiv, mit etwa 100 Staaten
pflegt er diplomatische Beziehungen. Dem Orden gehören weltweit 12500 Ritter und
Damen an, die nach den Ordensregeln »von untadeliger moralischer und
christlicher Haltung« sein müssen und die berufen werden. Der Orden ist
organisatorisch und geistig vom Adel geprägt, in Deutschland sind drei von vier
Ordensleuten Adlige. Heereman wurde 2004 zum
Regenten des deutschen Subpriorats zum Heiligen Michael gewählt und ist damit
der führende Vertreter des Ordens in Deutschland. Zum Malteserorden kam er über
die Lourdes-Wallfahrten. Initiiert hatte die Wallfahrten Philipp von
Boeselager, der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944, der
Heeremans Aufstieg im Orden förderte. Dessen Sohn, Albrecht Freiherr von Boeselager,
Jahrgang 1949, ist seit 1982 Kanzler
der deutschen Assoziation des Malteserordens und gehört seit 1989 als Großhospitalier
ununterbrochen der Ordensregierung in Rom an; er ist eine Art Minister für
Gesundheit, Soziales und internationale Zusammenarbeit. Boeselager, der
ebenfalls über die Wallfahrten für Behinderte sein Erweckungserlebnis für die
Malteser hatte, ist verheiratet mit Karl-Theodors 1956 geborener
Tante Praxedis, der jüngsten Schwester seines Vaters; das Ehepaar hat fünf
Kinder.
    Karl-Theodor zu Guttenberg hat
also eine Überdosis Katholizismus abbekommen. Doch die tiefe Frömmigkeit
dieser Verwandtschaft ist dem früheren Ministranten selbst fremd

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