Lohse, Eckart
geblieben.
Zwar bekennt er sich zu seinem katholischen Glauben, spricht auch davon, dass
er mit seinen Töchtern betet. Doch der Lebensweg seiner Eltern und der Einfluss
des skeptischen Vaters haben dazu geführt, dass der katholische Glaube in
seinem Leben keine überragende Bedeutung hat. Er fühle sich in der
katholischen Religion zu Hause, ringe aber immer wieder mit seinem Glauben.
Mit den Protagonisten der katholischen Kirche habe er oft seine Schwierigkeiten
und sei auch mit den Positionen der Kirche nicht immer einig. »Ich bin
eigentlich ein sehr langweiliger, durchschnittlicher Katholik«, sagt
Guttenberg über sich selbst.
Der junge
Guttenberg Eine Kindheit im Schloss und vor allem
anderswo
Die meisten Menschen wachsen nicht
in einem Schloss auf. Wer hat schon einen Diener, einen Stallmeister, eine
Hausdame, zwei Köchinnen, zwei Haushälterinnen, Chauffeur und Gärtner, so wie
es heute noch auf Schloss Guttenberg der Fall ist? Wem wird das Mittagessen von
einem livrierten Diener mit weißen Handschuhen gereicht? Wer kann die Vorfahren
aus Jahrhunderten auf Ölgemälden im Ahnensaal seines Zuhauses betrachten?
Karl-Theodor zu Guttenberg ist mit
dem Bewusstsein eines zukünftigen Schlossherrn aufgewachsen. Schloss Guttenberg
thront jedoch nicht wirklich über dem gleichnamigen Ort. Es ist eher ein Teil
von ihm, wenn auch die Schlossanlage auf seiner höchsten Stelle errichtet
worden ist. Es ist ein typisches, ein wenig düsteres Ritterschloss. Im Hof stehen
noch Kanonen aus dem 19. Jahrhundert, die das letzte Mal nach dem Ersten
Weltkrieg in Stellung gebracht wurden, als die linke Räterepublik für kurze
Zeit das Sagen in München hatte und man einen Sturm der Aufständischen auf das
Schloss befürchtete. Das weiße Hauptgebäude schmücken hellblau-gelb und
hellblau-weiß gestreifte Fensterläden. An den Wänden im Schloss hängen Gobelins
und wertvolle Gemälde alter Meister, die Wände der engen Flure bedecken alte
Stiche, in den Zimmern stehen dunkle, geschnitzte Möbel, auch ein Bett eines
Ururururgroßvaters von Karl-Theodor zu Guttenberg. Im Treppenhaus stehen
Heiligenstatuen, hängen Geweihe und auch der riesige, ausgestopfte Kopf eines
Bisons, den der passionierte Jäger Enoch zu Guttenberg geschossen hat. Im Erdgeschoss
liegt der ehemalige Waffensaal, hier stehen Ritterrüstungen, Lanzen und sehr
alte Möbel. Ein Foto dort zeigt den Schlossherrn Enoch zu Guttenberg während
eines Kanada-Urlaubs 1994 mit seinen
damals jugendlichen Söhnen Karl-Theodor und Philipp, Bierdosen in der Hand, den
Vater liebevoll in die Mitte genommen.
Schaut man die Kinder- und
Jugendfotos der Söhne an, die Vater Enoch in einigen Bildbänden veröffentlicht
hat, so entsteht der Eindruck, dass Guttenberg und seine Umgebung Karl-Theodor
geprägt haben. Im Wald und auf den Feldern rings um den Ort ist er da mit
seinem Bruder unterwegs. Die Bilder zeigen die damals blonden Brüder beim
Reiten, mit dem Hund in den Wiesen rund um die Burganlage tollen und beim
Kraxeln auf dem Berg. Sie vermitteln den Eindruck einer unbeschwerten Kindheit
inmitten der Natur.
Ganz so war es wohl nicht. Die
Kindheit des jungen Guttenberg hatte wenig von dem, was man gewöhnlich mit dem
Wort behütet bezeichnet. Seine Mutter, Christiane zu Guttenberg, verlässt die
Familie schon bald nach der Geburt der Kinder. Als die Ehe dann 1977 geschieden
wird, ist Karl-Theodor fünf Jahre alt, sein Bruder Philipp Franz drei. Enoch zu
Guttenberg und seine Frau entscheiden gemeinsam, wie es mit den Kindern nach
der Trennung weitergehen soll. Sie beschließen, dass die Jungen beim Vater
aufwachsen sollen. Die Verbindung zum Schloss Guttenberg ist ein entscheidendes
Argument. Wenn man Guttenberg heißt und es einen Ort dieses Namens gibt, dann
müsse man dort auch groß werden, findet der Vater. Schließlich soll einer der
beiden einmal das Erbe antreten, sich verantwortlich fühlen für das Schloss,
den Familienbesitz und die Bevölkerung. »Um das alles zu bewahren, muss man
hier aufwachsen, sonst kann man es wahrscheinlich nicht mehr«, sagt Enoch zu
Guttenberg.
Er und seine Frau regeln die Dinge
im Einvernehmen. Christiane zu Eitz geht weit weg von ihren Söhnen in das annähernd
300 Kilometer entfernte Frankfurt am Main - eine bemerkenswerte Entscheidung
für die Mutter so kleiner Kinder. Von dort aus fährt sie immer wieder nach
Bayern, um die Söhne zu besuchen. »Wenn Ehen auseinandergehen, ist das erst
einmal ein Unglück. Wenn man will,
Weitere Kostenlose Bücher