Lohse, Eckart
Ljubka Biagioni über ihr Leben zwischen Musik, Kindern und den Finanzen
des Musikbetriebs Biagioni-Guttenberg, um die sie sich kümmert. An
Selbstbewusstsein mangelt es ihr nicht. Sie ist weiter als Dirigentin tätig, bei
den gemeinsam mit ihrem Mann veranstalteten Festspielen in Herrenchiemsee,
aber auch außerhalb Deutschlands.
Zugleich hat die Familie
Guttenberg von Anfang an Einfluss auf die neue Schlossherrin ausgeübt. Zu
ihrem katholischen Glauben hat die Tochter des kommunistischen Vaters durch
die Schwestern ihres Mannes gefunden. Denn Ljubka Biagioni kommt zu der Zeit in
die Familie Guttenberg, als Karl-Theodors Urgroßmutter Elisabeth im Sterben
liegt. Der Abschied vom Leben zieht sich über Wochen hin. Die Schwestern von
Enoch zu Guttenberg versuchen, ihrer Großmutter beizustehen. Wie sie das aus
ihrem katholischen Glauben heraus tun, beeindruckt Ljubka Biagioni. Sie
entscheidet, selbst katholisch zu werden. Zur Unterrichtung im Glauben fährt
sie in die Abtei der Heiligen Mauritius und Nikolaus in Niederaltaich bei
Deggendorf, wo Benediktinermönche zum Teil im römischen, zum Teil im
byzantinischen Ritus leben. Dort nimmt Ljubka Biagioni-Guttenberg den
katholischen Glauben an; Taufe, Erstkommunion und Firmung finden an einem Tag
statt. Bei der Feier sind nur der Zelebrant, ein Mönch und ihr Ehemann zugegen.
Später heiraten Enoch zu
Guttenberg und seine zweite Frau kirchlich. Enoch zu Guttenberg erinnert sich
noch an die illustre Gästeschar, die gekommen war. Auf einem Foto seien der
Abt von Niederaltaich, Adolf von Ribbentrop, Franz Ludwig von Stauffenberg und
sein kommunistischer Schwiegervater Eligio Biagioni zu sehen. Später studierte
Ljubka Biagioni-Guttenberg eine Weile in Frankfurt am Main Theologie. Sie
schließt das Studium nicht ab, weil sie zwei Söhne bekommen hat. Heute ist die
tiefgläubige Katholikin ein Fan des deutschen Papstes Benedikt XVI. Sie lese
alle seine Predigten und rede im Traum mit ihm, hat sie berichtet. »Es gibt
keine Ansicht, der ich widersprechen kann«, sagt sie über ihre Beziehung zu
Benedikt XVI.
Mit der deutschen Politik hat
Ljubka Biagioni-Guttenberg es schon über ihren Stiefsohn Karl-Theodor hinaus zu
tun gehabt. Als Bundeskanzlerin Merkel am 11. Oktober 2010 in Sofia
die Ehrendoktorwürde der bulgarischen Angel-Kantschev-Universität in Russe
verliehen wird, nennt sie die anwesende Stiefmutter ihres
Verteidigungsministers ein »leuchtendes Beispiel« für die gegenseitige
kulturelle Bereicherung der Länder Bulgarien und Deutschland. Denn die
Dirigentin mit der bulgarischen Mutter leitet zu dieser Zeit auch den
Philharmonischen Chor und das Philharmonische Orchester von Sofia.
Eine
katholische Familie
Karl-Theodor zu Guttenberg ist
schon Abgeordneter im Bundestag, als sein Großvater mütterlicherseits stirbt.
Das Requiem für Jakob zu Eitz findet am 18. Februar 2006 in der
Eltviller Pfarrkirche St. Peter und Paul statt. Die Kirche ist überfüllt, die
engere Familie findet gerade so in den Chorbänken des Hauptschiffes Platz.
Hier hat Jakob zu Eitz stets in »seiner Bank« den Gottesdienst mitgefeiert,
auch in den letzten Monaten seines Lebens hat er im Rollstuhl die Kirche besucht.
Die letzte heilige Messe, so verzeichnet es das Gemeindeblatt, feierte er im
Krankenbett zu Hause - »während des Schluss-Segens schied er aus dem irdischen
Leben«. Beim Requiem stehen zwei Söhne des Verstorbenen mit am Altar. Einer ist
Johannes zu Eitz, Domkapitular und Bischofsvikar im Bistum Limburg, seinerzeit
auch Stadtdekan von Wiesbaden und heute Stadtdekan von Frankfurt. Johannes zu
Eitz ist allerdings erst spät Priester geworden, mit Ende dreißig, und zuvor
hat er als Jurist ein durchaus weltliches Leben geführt. Der zweite Sohn ist
Frater Andreas (Michael) zu Eitz, er hat - wie sein Bruder Johannes - bei den
Jesuiten in St. Blasien die Schule besucht und ist Benediktinermönch im Kloster
Ettal, wo er unter anderem für die Bibliothek der Abtei zuständig ist. Er war
schon über 40, als er Mönch wurde. Insgesamt hatten
derer zu Eitz 60 bis 70 Geistliche
in ihren Reihen, darunter zwei Kurfürsten, ferner Fürstbischöfe und Abte.
Der Katholizismus hat die
Guttenbergs nicht weniger geprägt. Karl-Theodor zu Guttenbergs drei Tanten,
Elisabeth, Michaela und Praxedis, die Schwestern seines Vaters, sind alle
Theologinnen. Michaela hat Johannes Freiherr von Heereman von Zuydtwyck
geheiratet. Die Mutter von sechs Kindern hat Bücher über Familien-
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