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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guttenberg Biographie
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die
Sache richtig.
     
    Die
Stiefmutter: Tochter eines italienischen Kommunisten
     
    Es ist der 16. April 1997, ihr 29. Geburtstag,
als Ljubka Biagioni die Generalprobe für ein Konzert mit dem »Orchestra
Filarmonica Marchigiana« dirigiert, mit dem sie gerade auf Konzertreise durch
Italien ist. In der Pause kommt ein Herr aus Deutschland zu ihr und küsst ihr
die Hand. Es ist der Dirigent Enoch zu Guttenberg - und beide sind sogleich
verliebt. Ein halbes Jahr später heiraten die beiden. Die in Rom geborene
Dirigentin, die sich schon als junges Talent einen Namen gemacht hat, geht mit
dem fast 21 Jahre älteren Guttenberg nach
Deutschland. Dass sie die Frau eines Adligen werden würde, war ihr nicht an der
Wiege gesungen worden.
    Ihre Mutter ist, darauf deutet der
Vorname Ljubka hin, eine Bulgarin, ihr Vater war Eligio Biagioni, ein
italienischer Gewerkschaftsführer und »radikaler Kommunist«, wie Enoch zu
Guttenberg sagt. Oft habe er sich mit dem Schwiegervater gestritten. Das kann
man sich vorstellen, wenn man sich ein Foto anschaut, das Enoch zu Guttenberg
von Eligio Biagioni in dessen Wohnung gemacht hat: Es zeigt den lächelnden
Schwiegervater mit gereckter Faust vor einem großen Stalin-Porträt.
    Eligio Biagioni ist Bürgermeister
einer Vorstadt von Florenz gewesen, er hat sich für die sozial Schwachen
eingesetzt und selbst in bescheidenen Verhältnissen gelebt. Als kommunistischer
Funktionär reiste er nach Kuba und in die Sowjetunion. Seine bulgarische Frau
lernte er über die internationale kommunistische Bewegung kennen. In Italien
richtete sich sein Kampf auch gegen den italienischen Eurokommunismus. Dass
seine Tochter einen deutschen Schlossherrn und vielfachen Millionär heiratete,
hat ihm zunächst zutiefst missfallen. Allein dass die Familie Guttenberg mit
dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten verbunden war, hat den ehemaligen
italienischen Partisanen, der zu Kriegsbeginn in den Untergrund gegangen war,
mit der Wahl der Tochter versöhnt. Eligio Biagioni lebt die letzten Jahre
seines Lebens mit seiner Frau in München, er ist oft bei Tochter und
Schwiegersohn auf Schloss Guttenberg. Als er stirbt, richten ihm die beiden ein
Begräbnis in Oberbayern aus, wie er es gewollt hatte: mit einer roten Fahne mit
Hammer und Sichel auf dem Sarg. Die Gebirgsschützen sind in Uniform angetreten
und auch die Blasmusiker, die Internationale erklingt, und die Ehefrau des
verstorbenen Kommunisten steht mit emporgereckter Faust vor dem Grab ihres
Mannes.
    Mit seiner zweiten Heirat hatte
Enoch zu Guttenberg eigentlich alle überkommenen Kriterien einer
standesgemäßen Partnerwahl verletzt. Er nahm eine bürgerliche konfessionslose
Frau, deren Familie zudem politisch ganz anders eingestellt war als seine
eigene. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Sie sei von der Familie
Guttenberg warmherzig aufgenommen worden, sagt Ljubka Biagioni-Guttenberg.
Besonders Philipp zu Guttenberg, der jüngere Sohn, sei wie ein Bruder für sie
geworden. Das Verhältnis zu Karl-Theodor zu Guttenberg war freilich zunächst
distanziert. »Dass ich dann eine so junge Frau geheiratet habe, hat dem Älteren
erst gar nicht gepasst, wo er doch fast zur selben Zeit eine ebenso junge Frau
geheiratet hat«, erinnert sich Enoch zu Guttenberg an die Reaktion seines
ältesten Sohnes. Das habe sich später gelegt.
    Für Enoch zu Guttenberg ist die
Begegnung mit Ljubka Biagioni ein unverhoffter Neubeginn in seinem Leben. Fotos
seiner jungen Frau, die der begeisterte und begabte Fotograf in Bildbänden
veröffentlicht hat, tragen immer wieder den Titel »Das Glück«. Angesichts
einer sterbenden Umwelt will Enoch zu Guttenberg aber zunächst mit seiner neuen
Frau keine Kinder mehr. »Das wäre verantwortungslos«, hatte er noch 2002 gesagt und
es in öffentlichen Ansprachen wiederholt. Altkanzler Helmut Kohl, mit dem der
Dirigent gut bekannt ist, soll ihn für diese Haltung heftig gescholten haben.
Ob Kohls Worte Einfluss hatten oder nicht: Enoch zu Guttenberg hat es sich
jedenfalls anders überlegt. Schon ein Jahr später wird Paulinus geboren, zwei
Jahre später kommt Johann zur Welt. Karl-Theodor zu Guttenberg hat also neben
seinem Bruder Philipp vier Halbbrüder, zwei von seiner Mutter und zwei von
seinem Vater. Die vom Vater sind jünger als seine eigenen Kinder. Oder anders
gesagt: Seine Töchter Anna und Mathilda, 2001 und 2002 geboren,
sind älter als ihr Onkel Paulinus und ihr Onkel Johann.
    »Die Mama hat immer die Hosen an«,
sagt

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