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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guttenberg Biographie
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seiner
Mitstreiter, weil er erst den Weg nach Berlin einschlägt und dann in letzter
Sekunde doch wieder Richtung München umdreht. Es gibt einen regelrechten
Putsch, Huber wird Parteivorsitzender, Beckstein Ministerpräsident. Doch das
ist eine Notlösung, die nicht funktioniert. Die CSU fällt und fällt in der
Wählergunst, bis bei der Landtagswahl 2008 die
Katastrophe eintritt. Zum ersten Mal seit 1958 erringt
die Partei nicht die absolute Mehrheit - und muss die FDP als Koalitionspartner
ins Boot lassen. Huber tritt zurück, Beckstein kann sich nicht halten. In der
Not lässt die Partei den in Bayern nicht geliebten Bundespolitiker Horst
Seehofer ans Ruder. Das ist der Hintergrund, ohne den der kometenhafte Aufstieg
Karl-Theodor zu Guttenbergs nicht zu verstehen ist - und wohl auch nicht
stattgefunden hätte.
     
    Auf dem Weg
nach Berlin
     
    Guttenberg hat nicht nur die Gabe,
sein Publikum für sich einzunehmen. Er hat zudem einen sicheren Instinkt dafür,
wann eine politische Frucht überreif am Baum hängt und nur darauf wartet,
gepflückt zu werden. Im März 2002 ist diese
reife Frucht der ehemalige CSU-Generalsekretär Bernd Protzner, oder besser
gesagt: dessen Wahlkreis. Eine Steueraffäre belastet den Bundestagsabgeordneten
schwer. Im Herbst wird ein neuer Bundestag gewählt. Protzner genießt kein
Vertrauen mehr an der Basis. Guttenberg spürt das. Und er macht, wie sich
einer seiner politischen Freunde erinnert, damals schon einen »unglaublichen
Wahlkampf« für sich. Ein Spruch macht die Runde: Überall, wo man im Kreis
Kulmbach einen Stein umdreht, sitzt Guttenberg schon drunter. Diejenigen, die
den jungen Politiker gut kennen, erzählen, dass er seine politischen Manöver
»generalstabsmäßig« plane. Der Anlauf zum Sprung in den Bundestag ist der erste
Beleg dafür.
    Ende März sprechen sich in
nichtöffentlicher Sitzung des Kulmbacher CSU-Kreisvorstands nur fünf von 32 Anwesenden
dafür aus, Protzner noch einmal als Kandidaten des Wahlkreises 226 Kulmbach/Lichtenfels/Bamberg-Nord
für die Bundestagswahl aufzustellen. Die übrigen 27 Stimmen
erhält Guttenberg. Damit ist der Enkel des einstigen Bundestagsabgeordneten
Karl Theodor zu Guttenberg aber noch nicht nominiert. Die Lichtenfelser CSU
hat auch noch ein Wort mitzureden. Sie stellt eine eigene Kandidatin auf, die 46 Jahre alte
Rechtsanwältin Regina Taubert. Damit ist klar, dass es auf der Auf
Stellungsversammlung am 13. April zu
einer Kampfabstimmung kommen wird. Wieder kann Guttenberg die Sache klar für
sich entscheiden. Auf seine Konkurrentin entfallen gerade 34 Stimmen.
Guttenberg bekommt 82. Der Grundstock
für die bundespolitische Karriere ist gelegt. Bei der Bundestagswahl erweist
sich die Entscheidung der Parteibasis als klug. Guttenberg erhält 63 Prozent
der Erststimmen in seinem Wahlkreis. Er kann mit durchgedrücktem Kreuz nach
Berlin reisen.
    Obwohl Guttenberg einen kurzen,
aber straffen Wahlkampf geführt hat, wird hier nicht der langjährige Parteisoldat,
der im Dienste der CSU Hunderte von Hemden in Bierzelten und Hinterzimmern
durchgeschwitzt hat, nach endloser Wartezeit endlich belohnt. Vielmehr hat zum
ersten Mal die Methode Guttenberg funktioniert. Die Zutaten: ein bekannter
Name, die Fähigkeit zu begeistern, der Instinkt für entscheidungsreife
Situationen und die Kaltblütigkeit, sie mit einem kurzen Kraftakt zu nutzen.
Kulmbachs Oberbürgermeister Schramm attestiert ihm »großes taktisches Gespür«.
Werner Schnappauf, den Guttenberg ein halbes Jahrzehnt später im Bezirksvorsitz
beerben soll, drückt es so aus: »Karl-Theodor zu Guttenberg beobachtet
Situationen gründlich und geht dann überlegt und gezielt vor. So hat er den
Wahlkreis bekommen, den zuvor Bernd Protzner hatte.«
     
    In Deutschland
und der Welt: Außenpolitiker
     
    Nach erfolgreicher Wahl macht sich
der Bundestagsneuling auf den Weg nach Berlin. Dort ist er weitgehend
unbekannt. Allerdings erinnern sich gerade in der CSU noch einige Altgediente
an den Großvater. Einer dieser erfahrenen Parlamentarier ist Michael Glos, der
Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, das ist der Zusammenschluss
aller CSU-Abgeordneten im höchsten deutschen Parlament. Ihr Vorsitzender ist
ein einflussreicher Mann. Er hat dafür zu sorgen, dass bei der Gesetzgebung der
Wille der CSU und die Interessen Bayerns nicht zu kurz kommen. Allerdings ist
die Landesgruppe in aller Regel nicht der Befehlsempfänger der Münchner
CSU-Führung, sondern muss außer auf die

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