Lohse, Eckart
Belange des Freistaates auf das
Funktionieren der Koalition in der Bundeshauptstadt achten. Das führt nicht
selten zu Spannungen zwischen dem Vorsitzenden der Landesgruppe und dem
bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden.
Glos schickt den Neuankömmling
dahin, wo sonst oft altgediente und verdiente Parlamentarier landen: in den
Auswärtigen Ausschuss. Seine guten Verbindungen zu den politischen Kreisen an
der amerikanischen Ostküste und sein gutes Englisch lassen Guttenberg als
jemanden erscheinen, der das durch Schröders antiamerikanischen Wahlkampf
strapazierte Verhältnis zu der Weltmacht pflegen könnte. Glos nimmt Guttenberg
auch mit in andere Weltregionen, wie den Iran. In Teheran und Isfahan bestätigt
sich der gute Eindruck, den der Landesgruppenvorsitzende vom Neuling hat. Iran
wird eines der Themenfelder sein, die der Außenpolitiker Guttenberg intensiver
zu bestellen versucht; das gilt ebenso für den Afghanistan-Einsatz und die
Annäherung der Türkei an die Europäische Union.
Gemessen an dem Aufstiegstempo,
das Guttenberg später vorlegen soll, sind die sechs Jahre als Außenpolitiker im
Bundestag eine unspektakuläre, für einen jungen Parlamentarier aber nicht
ungewöhnliche Phase. Er wird in der Zeit zwischen dem Herbst 2002 und dem
Herbst 2008 Vorsitzender des Fachausschusses Außenpolitik der CSU, Mitglied im
Unterausschuss für Abrüstung und Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Auswärtigen
Ausschuss sein. Zum außenpolitischen Sprecher bringt er es nicht. Diesen Posten
hat der CDU-Abgeordnete Eckart von Klaeden inne, der später, als Guttenberg
schon sein zweites Amt als Bundesminister übernommen hat und zu Deutschlands
Lieblingspolitiker avanciert ist, Staatsminister im Kanzleramt wird.
Damit wird von Klaeden übrigens auf der Position angelangt sein, die
Guttenbergs Großvater seinerzeit innehatte. Eine ordentliche Funktion, aber
doch eher ein Versorgungsposten für verdiente Parlamentarier als ein richtiger
Schritt auf der Karriereleiter.
Guttenberg hat mehr vor. Ist seine
Position schon wenig aufsehenerregend, so versucht er das durch Eifer wettzumachen.
Manchmal durch Übereifer. Er produziert große Mengen von Pressemitteilungen,
bisweilen im Tagesrhythmus. Seine eigene Behauptung, er sei ein Team-Player,
können in diesen Jahren nicht alle bestätigen, die mit ihm zu tun haben. Der
junge Abgeordnete ist wild entschlossen, auf sich aufmerksam zu machen.
Von Anfang an sieht Guttenberg
sich nicht nur als Außen-, sondern ebenso als Sicherheitspolitiker. Er kümmert
sich früh um die Themen, die Jahre später seinen Alltag als Verteidigungsminister
bestimmen sollen. Anfang 2004 reist er
mit einer kleinen Gruppe von Bundestagsabgeordneten nach Washington. Im Gepäck
hat er einen Vorschlag, den die Amerikaner aus dem Deutschland, das gegen den
Irakkrieg in Stellung gegangen war, nicht unbedingt erwarten dürfen. Bei einem
Treffen mit dem republikanischen Kongressabgeordneten Gil Gutknecht aus
Minnesota will die Gruppe um Guttenberg wissen, was der amerikanische
Gastgeber davon hält, die Nato mit einem Sicherungsauftrag in den Irak zu
schicken oder gar als eine Reform- und Stabilisierungsagentur im erweiterten
Mittleren Osten einzusetzen. Da aus Berlin in jener Zeit wüste Kritik an
Amerikas Auftreten in dieser Weltregion und ganz besonders am Irakkrieg kommt,
sind Vorschläge solcher Art schon als Zeichen des guten Willens willkommen.
Gutknecht bestärkt die Bundestagsabgeordneten mit dem Hinweis, dass die
Deutschen doch schließlich kein Interesse haben könnten, wenn Amerika im Irak
die Kontrolle entglitte. Seinen Besuchern gibt er mit auf den Weg, sie mögen
zu Hause kundtun, Präsident Bush sei nicht politisch geschwächt, vielmehr seien
seine Entschlossenheit und die des Landes nach wie vor groß. Der
republikanische Senator John Kyl, ein erfahrener Transatlantiker, teilt den Gästen
aus Berlin mit, man würde sich über ein wenig Beistand im Irak freuen. So oft
passiert es den Regierenden in Washington in jenen Tagen nicht, dass Besucher
aus Deutschland wenigstens Interesse an der Lage im Irak zeigen und nicht bloß
auf die Amerikaner eindreschen. Als deutscher Politiker schwimmt Guttenberg
hier gegen den Strom.
Nicht nur beim Thema Irak hält er
Kontakt zu den Konservativen in Amerika, allerdings nicht nur zu ihnen. Im
Februar 2005 gelingt es ihm, die eine oder
andere kleinere Überschrift in den Zeitungen mit einem Vorschlag zum weiteren
Vorgehen im Atom-Streit mit
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