Lohse, Eckart
wenn wieder einmal Karl-Theodor und Stephanie
dabei sind. Sie passen geradezu perfekt in diese Art von Bildern. Ob neben Iris
Berben, Anne Will oder »Kaiser« Franz Beckenbauer - nie wirkt es unpassend. Im
Anzug sieht er ebenso gut aus wie im Smoking, sie trägt das Abendkleid so
selbstverständlich wie die Jeans oder das modische Afghanistan-Outfit. Das
Kameralächeln beherrscht ein Schauspieler auch nicht besser.
Alle Zeitungen bringen
Guttenberg-Geschichten, wollen von diesem Ausnahmefall in Sachen Prominenz und
Beliebtheit profitieren, wenn sie nicht ohnehin politisch über ihn berichten
müssen. Doch wer sich annähernd täglich informieren möchte, wo die Guttenbergs
den vorigen Abend verbracht haben, was der Verteidigungsminister an der Front
in Afghanistan gesagt hat, wie der Stand der Debatte über die Finanzen der
Hilfsorganisation seiner Frau ist, der kommt an der »Bild«-Zeitung nicht vorbei.
Kaum mehr eine Ausgabe des Boulevardblattes erscheint ohne Bild des Ministers
oder seiner Gattin oder gleich aller beider.
Warum? Der Mensch interessiere
sich für nichts so wie für andere Menschen, sagt »Bild«-Chefredakteur Kai
Diekmann. Geschichten über Menschen funktionierten daher im Boulevard. So viel
zum Grundsätzlichen. »Allerdings lösen Politiker wenig Interesse bei den
Menschen aus«, schränkt der erfahrene Journalist ein: »Schlagzeilen über
Politiker erhöhen die Auflage einer Boulevardzeitung in aller Regel nicht.
Nicht einmal, wenn es um deren Privatleben geht. Guttenberg ist da eine der
seltenen Ausnahmen.«
Und warum »funktioniert« gerade
Guttenberg? Noch einmal Diekmann: »Kaum ein Politiker hat echten Glamour. Bei
Karl-Theodor zu Guttenberg ist das anders. Er sieht toll aus, ist
wirtschaftlich unabhängig, strahlt Kompetenz aus, hat eine junge, attraktive,
kluge Frau und wirkt bei alldem sehr authentisch.« Für die »Bild« zahlt sich
so ein Objekt der Berichterstattung aus: »Wenn wir einen Beitrag über
Guttenberg veröffentlichen, stößt das auf das Interesse unserer Leser, das wird
gekauft.«
Und wieso gieren die Leser so sehr
nach einem wie Guttenberg? Auch dafür hat der »Bild«-Chef eine Erklärung. Die
Menschen hätten ein Bedürfnis nach glaubwürdigen, authentischen Vorbildern,
deren Qualifizierung, Einfluss oder auch Ausstrahlung überdurchschnittlich sei:
»Man kann fast sagen, es gibt ein Bedürfnis nach Elite. Das zeigt das Beispiel
Guttenberg.« Schließlich schauten sich die Leute auch Zeitschriften an, in
denen tolle Häuser oder schicke Autos präsentiert würden, obwohl sie sich die
nie leisten könnten.
Selbstverständlich hat ihn auch
das Satiremagazin »Titanic« schon entdeckt. Erst taucht er alleine auf dem
Titel auf, in den Händen hält er einen handflächegroßen, rosaroten Krebs.
Darunter steht zu lesen: »Medizin-Nobelpreis für Guttenberg - Er hat den Krebs
besiegt«. Doch nachdem er etwa ein Jahr Verteidigungsminister ist, setzt die
»Titanic« beide Guttenbergs auf den Titel. Zur Erklärung heißt es im Inneren
des Hefts: »Hinter jedem starken Mann steht eine durchgeknallte Frau, die ihm
irgendwann die Schau stiehlt.« In der Tat ist nach einem Jahr
Guttenberg-Bildergeschichte nicht mehr zu sagen, wer von den beiden häufiger
und prominenter abgebildet wird.
Lieblingsbühne
Afghanistan
Schon bald ist klar, dass der
bevorzugte Hintergrund für die inszenierten Bilder des Verteidigungsministers
der Einsatz der Bundeswehr ist. Diese Bilder entstehen mal auf einem
Luftwaffenstützpunkt in Deutschland, meistens aber in Afghanistan. Hier muss
er ohnehin gelegentlich vorbeischauen. Das haben seine Vorgänger auch gemacht.
Er ist aber ganz besonders oft am Hindukusch, und fast nie geht es ohne beeindruckende
Bilder aus. »Guttenberg an vorderster Front«, überschreibt die »Bild«-Zeitung
ein riesiges Foto im November 2010, das den
Minister mit ernstem Blick zwischen zum Teil vermummten, mit Stahlhelm,
Sicherheitsweste und Maschinenpistole ausgerüsteten Soldaten zeigt. Solche
Bilder sind nicht selbstverständlicher Teil des politischen Alltags, selbst bei
Truppenbesuchen haben seine Vorgänger gezeigt, dass es jede Menge andere,
weniger martialische Motive gibt. Von ihnen sind überwiegend Bilder an der
Seite afghanischer Politiker, bevorzugt des Präsidenten Karzai entstanden. Von
Guttenberg gibt es diese Aufnahmen kaum.
Besonders toll treibt der Minister
es ein knappes Jahr nach der Amtsübernahme. Der 28. August 2010 ist kein
normaler Tag
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