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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guttenberg Biographie
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schließt
sich im Mai 1933 der NSDAP an. Hitler selbst hatte
sich um die Bismarck-Brüder bemüht. Otto von Bismarck, seit 1928 mit der
Schwedin Ann-Mari Tengbom, Tochter eines Hofarchitekten, verheiratet, ist 1937 bis 1940 führend in
der Politischen Abteilung im Auswärtigen Amt tätig, dann bis 1943 als
Botschafter in Rom. Nach kurzer politischer Abstinenz nach dem Krieg zieht er 1953 als Abgeordneter
der CDU in den Bundestag ein, dessen Mitglied er bis zum Jahr 1965 bleibt,
das Jahr, in dem ihm das Große Bundesverdienstkreuz verliehen wird. Während
seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter wird 1960 der
zeitweilige Lagerkommandant von Auschwitz, Richard Baer, auf dem Gut Otto von
Bismarcks verhaftet, wo er sich als Forstarbeiter unter dem falschen Namen »Karl
Neumann« 15 Jahre lang versteckt hatte. Der
Gutsherr Bismarck weigert sich auf Anraten seines Anwalts, dazu Aussagen zu
machen.
    Freilich lässt sich, wie fast
immer in weitverzweigten Adelsfamilien, in der Verwandtschaft auch politisch
anders gefärbtes Personal finden. Ein anderer Urenkel von Bismarck war
Heinrich Graf von Einsiedel. Seine Mutter Irene von Bismarck-Schönhausen ist
eine Tochter von Bismarcks zweitem Sohn Wilhelm. Als Jagdflieger wird Einsiedel 1942 an der Ostfront abgeschossen; in sowjetischer
Kriegsgefangenschaft wird er als Vizepräsident in dem von den Sowjets
unterstützten Nationalkomitee Freies Deutschland aktiv, ruft in Ansprachen an
die deutschen Soldaten diese dazu auf, den Kampf für Hitler aufzugeben. Doch
als er gegen den Rachefeldzug der Roten Armee in Ostpreußen protestiert, gerät
der »Genosse Graf« bei den Kommunisten in Misskredit. Die sowjetische Zone,
wo er nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft zunächst als Journalist arbeiten
will, verlässt er schon 1948, arbeitet
in den kommenden Jahrzehnten in der Bundesrepublik als Buch- und
Drehbuchautor. Manch konservativen Kreisen gilt er als Verräter, der mit den
Sowjets gemeinsame Sache gemacht hat. Immer wieder setzt sich Einsiedel dafür
ein, dass das Nationalkomitee Freies Deutschland als Widerstandsgruppe gegen
Hitler anerkannt wird - ganz im Gegensatz zu Karl-Theodor zu Guttenbergs Onkel
Franz Ludwig von Stauffenberg, der genau das verhindern will. Einsiedel ist
damit schließlich erfolgreich; das Nationalkomitee Freies Deutschland wird in
der Gedenkstätte Deutscher Widerstand gewürdigt. Nachdem er von 1957 bis 1992 Mitglied
der SPD ist, sitzt Einsiedel von 1994 bis 1998 für die
Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) im Bundestag. Er stirbt 2007 in
München.
    Von anderer Art als der »rote
Graf« sind die meisten Mitglieder der Familie. Otto von Bismarck, der genannte
Enkel des gleichnamigen Reichskanzlers, hat mit seiner schwedischen Frau vier
Söhne und zwei Töchter. Seine jüngste Tochter Gunilla Gräfin von Bismarck-Schönhausen
macht als wasserstoffblonder Star des internationalen Jetsets und als
ungekrönte Partykönigin von Marbella von sich reden, dem südspanischen Ort, an dem viele Prominente sich Villen errichten lassen. Nach
ihrem Studium in Paris wird Gunilla Ende der sechziger Jahre in dem ehemaligen
Fischerort zu einer festen Größe der High Society. Sie organisiert Wohltätigkeitsgalas
für den europäischen Hochadel, moderiert TV-Shows in Spanien und betreibt
Restaurants; zugleich wendet sie sich gegen Drogen, Alkohol und Zigaretten.
    Der aktuelle »Fürst« der Familie
ist Ferdinand von Bismarck, der im November 2010 seinen 80. Geburtstag
feierte. Er wohnt auf Friedrichsruh im Sachsenwald, dem Gut, das Bismarck nach
dem Sieg im deutsch-französischen Krieg 1871 vom Kaiser
geschenkt bekam. Ruhe hat es im Familienleben der Bismarcks allerdings kaum
gegeben. Vor allem Ferdinands zweiter Sohn Gottfried von Bismarck sorgt für
stete Schlagzeilen in der Boulevardpresse: Der homosexuelle Londoner Dandy ist
berüchtigt für seine ausschweifenden, von Drogenexzessen begleiteten Partys.
Er stirbt 2007 mit 44 Jahren in
der britischen Hauptstadt, angeblich an einer Überdosis Kokain. Sein älterer
Bruder, Carl-Eduard von Bismarck, ein Unternehmer, zieht 2005 für die
CDU in den Bundestag ein. Calle, wie man ihn ruft, wird von der »Bild«-Zeitung
als »Deutschlands faulster Abgeordneter« bezeichnet, weil er selten im
Bundestag zu sehen ist - was nach seinem eigenen Bekunden mit seiner
Alkoholsucht zu tun hatte. 2007 legt der
in dritter Ehe verheiratete Bismarck sein Mandat nieder, geht nach New York.
Sein Bruder Gregor, der aus Italien nach Hause

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