Lohse, Eckart
Berührungsängste
mit Katholiken. Sie wird nach eigenen Angaben christlich erzogen, »aber ohne
allzu strenge oder gar fundamentalistische Züge«. Klare Regeln und Werte wie
Höflichkeit, Anstand, Aufrichtigkeit und Leistungsbereitschaft hätten in ihrem
Elternhaus gezählt, aber sie sei zugleich mit viel Liebe und Humor erzogen
worden. Im Herzen Münchens besucht sie die Mädchenschule der Armen Schulschwestern
von Unserer Lieben Frau, das Theresia-Gerhardinger-Gymnasium am Anger. Trotz
ihrer reichen Erfahrung mit dem Katholizismus (oder gerade deswegen) ist ihr
später die Entscheidung, ihre beiden Töchter Anna und Mathilda nach der
Konfession ihres Mannes, also katholisch, zu erziehen, nicht leichtgefallen.
Die Mädchen besuchen im Berliner Stadtteil Westend, wo die vier Guttenbergs in
einer Villa gemeinsam mit zwei Hunden leben, eine katholische Grundschule, von
der die Mutter sehr angetan ist.
Nach dem Abitur geht Stephanie
zunächst für ein knappes Jahr nach Paris, studiert an der Sorbonne Geschichte
und Politikwissenschaften. Doch in der französischen Hauptstadt will sie nicht
bleiben. Im schottischen Edinburgh, wo sie drei Monate verbringt, lernt sie mit
einem Computer umzugehen und mit zehn Fingern zu tippen. Schließlich entscheidet
sie sich für ein Studium der Textilwirtschaft in Nagold im nördlichen
Schwarzwald an der Fachakademie für Textil und Schuhe. Ihre Mutter hatte ein
kleines Unternehmen für Inneneinrichtungen, Stoffe und Mode sind Stephanie
vertraut. An der Lehrakademie des deutschen Textileinzelhandels in dem kleinen
Ort mit den hübschen Fachwerkhäusern können Studenten in zwei Jahren
Textilbetriebswirt werden. Ein bestimmtes Berufsziel verfolgt sie mit dieser
Ausbildung nach eigenem Bekunden nicht. Ein Studium der Geschichte und Philosophie
in Tübingen, das sie parallel angeht, schließt sie nicht ab.
Mit ihrem späteren Mann
Karl-Theodor zu Guttenberg ist sie fünf Jahre zusammen, bevor sie Anfang 2000 heiraten.
Ihre Kinder bekommt sie gut ein Jahr und zwei Jahre nach der Hochzeit, für
heutige deutsche Verhältnisse früh, mit 24 und 26 Jahren.
Sie sei die einzige ihrer Freundinnen gewesen, die damals mit Kinderwagen
unterwegs gewesen sei, erinnert sie sich, und habe es nie bereut, früh Kinder
bekommen zu haben. In jungen Jahren habe man noch mehr Kraft für kleine
Kinder, und zudem könne sie sich nun, da ihre Töchter schon Schulkinder sind,
für Dinge, die ihr auch wichtig seien, engagieren. Früh Kinder zu bekommen
habe auch den Vorteil, dass mehrere Generationen sich noch über längere Zeit
erleben könnten.
Die Bismarcks
Bevor Stephanie zu Guttenbergs
Ehemann Minister in Berlin wird, haben die meisten Deutschen den Namen
Guttenberg nie gehört. Manche Musikinteressierte kennen den Vater als
Dirigenten, ältere Semester erinnern sich womöglich an den Großvater, den
CSU-Politiker. In Oberfranken haben die Guttenbergs zwar einiges Gewicht, aber
eine Familie von nationaler Bedeutung, gar eine Dynastie sind sie nie gewesen.
Den Namen Bismarck kennt indes jeder. Das hat mit der historischen Leistung
des ersten Reichskanzlers des Deutschen Reiches zu tun, aber auch mit der
breiten Verehrung, die ihm nach seinem Tod zuteil wurde. Straßen, Türme,
Burgen, Industrieanlagen, Schiffe, Berge, Gletscher, Mineralwasser und
Pflanzen sind nach Bismarck benannt - allein in der Frage des Herings streiten
sich die Gelehrten, ob der Reichsgründer wirklich der Namensgeber ist. Keine
Frage, Bismarck ist eine Kult-Figur. Bismarcks Nachfahren haben von diesem Ruhm
gezehrt, gemehrt haben sie ihn nicht. Zumindest aber haben sie immer wieder für
Schlagzeilen gesorgt.
Stephanie zu Guttenbergs Vater,
Andreas von Bismarck, ist in dieser Hinsicht eher eine Ausnahme. Er lebt in den
vergangenen Jahrzehnten weitgehend zurückgezogen im Ausland oder im Münchner
Raum, kümmert sich von dort um seine Geschäfte und Liegenschaften. Er und seine
Frau gelten als pressescheu. Nur selten dringt etwas an die Öffentlichkeit wie
etwa Anfang der achtziger Jahre, als der begeisterte Golfer das 1000 Hektar
große Gut Silk in Reinbek bei Hamburg, das er besitzt, zu Deutschlands größtem
Golfplatz machen will, mit 54 Löchern,
einigen Tennisplätzen und bis zu 90 Appartements
für die Golfer. Gegen die Pläne wehren sich Anlieger und Umweltschützer, sie
gründen die »Interessensgemeinschaft Rettet Gut Silk«. Bismarck, der zuvor
schon die Idee verfolgt hatte, eine Reiter-Pension oder einen
Weitere Kostenlose Bücher