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Lohse, Eckart

Lohse, Eckart

Titel: Lohse, Eckart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guttenberg Biographie
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Aqua-Zirkus aus
dem Gut zu machen, ist auf die Gegner seines Golf-Projekts schlecht zu
sprechen. Das sei, so sagt er
    Stephanie zu Guttenberg mit ihren
Eltern im Februar 2010 während einer Benefizauktion einer Münchner Galerie
zugunsten des Vereins »Innocence in Danger«
     
    damals, eine »klassenkämpferische
Politaktion«, initiiert von der SPD, um »ihrem fragwürdigen Ziel der
Veränderung unseres Gesellschaftssystems näherzukommen«. Schließlich hatte
Bismarck sogar ein »Jugendförderprogramm« versprochen; die Jugendlichen
sollten zu ermäßigten Preisen die Golfanlage nutzen dürfen. Doch die Gegner
geben nicht klein bei. Der Streit zieht sich jahrelang hin, am Ende untersagt
ein Gericht den Bau des Golfplatzes.
    Heute wird Andreas und Charlotte
von Bismarck öffentliche Aufmerksamkeit vor allem durch ihre Tochter Stephanie
zuteil. Die bunten Blätter bringen Fotos des Elternpaares etwa von den
Festspielen in Salzburg, die sie gemeinsam mit Tochter und Schwiegersohn
besuchen; die Bismarcks haben in der Nähe in Fuschl ein Haus. Oder man sieht
sie bei Veranstaltungen von »Innocence in Danger«, der Organisation gegen
Kindesmissbrauch, der Stephanie zu Guttenberg vorsteht.
    Die Eltern besuchen die
Galaveranstaltungen der Organisation. Sie geben keine Interviews, bekunden
aber gerne, dass sie auf ihre Tochter mächtig stolz sind.
    Die relative Zurückgezogenheit,
die für das Leben von Stephanies Eltern gilt, ist allerdings eher untypisch
für die Großfamilie der Bismarcks. Deren Mitglieder pflegen oft einen abwechslungsreichen,
ja schillernden Lebenswandel. Das zeigt sich schon beim Großvater von Stephanie,
Gottfried von Bismarck-Schönhausen. Der 1901 geborene
Enkel Otto von Bismarcks ist ein unsteter Geist: Nach dem Abitur tritt das
vierte von fünf Kindern 1919 in den
»Grenzschutz Ost« ein. Es sind Freiwilligenverbände, die die Ostgrenze bis zur
endgültigen Grenzsicherung schützen sollen. Für viele junge Adlige sind die
deutschnationalen Freikorps eine Möglichkeit, das Kriegserlebnis der älteren
Brüder, an denen sie sich orientierten, »nachzuholen«. Gottfried von Bismarck
studiert dann Jura in Heidelberg, München und Kiel, beendet 1924 das
Studium mit dem ersten Staatsexamen. Danach ist er zeitweise für die
Hamburg-Amerika-Linie in Hamburg und in New York tätig. Von einer Tätigkeit im
Reichsverband der Deutschen Industrie wechselt er auf ein Gut bei Templin, wo
er von 1930 an als Landwirt tätig ist. Mit der
Machtübernahme der Nazis beginnt sein politischer Aufstieg. Erst wird er
Landrat und NSDAP-Kreisleiter auf Rügen, dann Regierungspräsident in Stettin,
später Regierungspräsident in Potsdam. Zudem sitzt er für die NSDAP von 1933 bis 1944 als
Abgeordneter im Reichstag. Er gehört zum »Freundeskreis Reichsführer SS« und
wird von Heinrich Himmler ehrenhalber zum SS-Oberführer ernannt. In Wien
heiratet Gottfried von Bismarck 1937 die damals 21 Jahre alte Melanie Gräfin Hoyos, seine Cousine. Ihr Vater
war Alexander Graf Hoyos. Dessen Schwester, Margerite Gräfin Hoyos, hatte
Herbert von Bismarck-Schönhausen, den Vater von Gottfried, geheiratet. Mit
Melanie bekommt Gottfried von Bismarck zwei Töchter und den Sohn Andreas, den
Vater von Stephanie zu Guttenberg.
    Wie viele Deutsche stellt
Gottfried von Bismarck den Sinn von Hitlers Krieg erst nach der Kriegswende von 1942 in Frage. Er unterhält persönliche Verbindungen zu
einzelnen Mitgliedern des Widerstands, unter anderem zu Claus von Stauffenberg.
Dass er »in den Widerstand« gegangen sei, ist wohl ein Teil der Bismarck'schen
Familienlegende. Seine Kontakte sind aber Grund genug, ihn in den Verdacht zu
bringen, an der Verschwörung gegen Hitler beteiligt gewesen zu sein. Er wird am 29. Juli 1944 verhaftet,
im August aus der SS ausgestoßen und aus dem Reichstag ausgeschlossen. Die
Nationalsozialisten inhaftieren ihn im Konzentrationslager Sachsenhausen,
doch ein Todesurteil wird durch den Volksgerichtshof nicht ausgesprochen.
Gottfried von Bismarck überlebt so die letzten Kriegsmonate. Eine weitere
Karriere ist ihm nicht vergönnt: Im September 1949 kommt er
gemeinsam mit seiner Frau bei einem Autounfall ums Leben. Er ist damals 48, seine Frau 33 Jahre alt. Seine Tochter Vendeline ist elf, seine zweite
Tochter Barbara zehn Jahre alt.
    Auch Gottfrieds vier Jahre älterer
Bruder Otto von Bismarck, der Chef des Hauses, ein Diplomat und während der
Weimarer Republik Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP),

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