Lohse, Eckart
zu Guttenberg ist eben auch ganz
normal. Für das Publikum heißt das: Da hat eine Frau Erfolg, die ist
eigentlich wie du und ich. Es ist die Mischung aus Besonderheit und Normalität,
aus Glanz und Durchschnittlichkeit, die sie zu einem Identifikationsobjekt für
viele werden lässt.
Zu einem Bild, das Stephanie zu
Guttenberg wild tanzend bei einer Wohltätigkeits-Party zeigt, schreibt die »Bild«-Zeitung
Ende September 2010: »Hier rockt Deutschlands heimliche
First Lady«. Die Lady tanzt nicht nur ausgelassen, sie reitet und joggt, geht
gern in Clubs, mag Technomusik, aber auch Abba, Bruce Springsteen und
klassische Werke. Sie fährt gern mit ihrem Mini einkaufen. Aber sie braust auch
mit dem Geländewagen mit 180 Sachen
über die Autobahn, an ihrem Mann vorbei, der im langsameren, gepanzerten
Regierungswagen nur noch ihre Schlusslichter sieht.
Eine
schwedisch-deutsche Familie
Wer aber ist diese Stephanie
Freifrau von und zu Guttenberg, geborene Gräfin von Bismarck-Schönhausen? Wo
stammt sie her? Zunächst einmal, das darf in keinem Artikel über sie fehlen,
ist sie eine Ururenkelin von Otto von Bismarck, dem Eisernen Kanzler, der vom
Kaiser 1871 den Fürstentitel verliehen bekam.
Wie leitet sich die Verwandtschaft mit der Jahrhundertgestalt Bismarck her?
Genealogie im Schnelldurchlauf: Bismarck hatte eine Tochter und zwei Söhne.
Sein ältester Sohn Herbert hatte wiederum zwei Töchter und drei Söhne. Einer
dieser Söhne ist Gottfried, der Großvater von Stephanie. Er hatte wiederum nur
einen Sohn, Andreas Graf von Bismarck-Schönhausen - Stephanies Vater.
Die Kindheit des Kriegskinds -
Andreas von Bismarck wird im Februar 1941 in Berlin
geboren - ist überschattet durch den frühen Tod seiner Eltern. Am 14. September 1949 kommen
Gottfried von Bismarck-Schönhausen und seine 15 Jahre
jüngere Frau bei einem Autounfall in der Nähe von Bremen ums Leben. Stephanies
Vater ist erst acht Jahre alt, als er Vollwaise wird.
Wie schon sein Vater wählt Andreas
von Bismarck bei seiner ersten Heirat eine katholische Frau aus den Kreisen
des ehemaligen österreichischen Adels. Im März 1965 ehelicht
er in Wien Olivia Gräfin Larisch von Moennich. Er ist damals 24 Jahre alt,
seine Frau 22. Im September wird die erste
Tochter Christine geboren. Knapp zwei Jahre später kommt eine weitere Tochter,
Tatjana Maria Agnes, zur Welt. Die Ehe wird nach neun Jahren im Juli 1974 geschieden.
Ein Jahr später heiratet Andreas
von Bismarck wieder: die zehn Jahre jüngere Schwedin Charlotte Kinberg. Die
Tochter eines Professors aus Stockholm arbeitet in Paris als Fotomodell, dort
lernt Bismarck sie 1975 kennen.
Die Hochzeit findet wenige Monate später, am 31. Juli 1975, in St.
Moritz statt. Andreas von Bismarck setzt sich also über die Konventionen seiner
Kreise hinweg, nach denen Ehen vorzugsweise unter Adligen zu schließen sind,
und nimmt eine Bürgerliche, von Beruf Fotomodell, zu seiner zweiten Frau. Das
Paar zieht nach München, im darauffolgenden Jahr kommt dort am 24. November 1976 die
Tochter Stephanie zur Welt. Es wird das einzige Kind dieser Ehe bleiben - die
Halbschwestern aus der ersten Ehe des Vaters wachsen mit ihrer Mutter in Brasilien
und später in New York auf, sind aber im Winter mehrfach für einige Monate zu
Besuch beim Vater und damit auch bei ihrer Halbschwester Stephanie. Sie leben
heute in Portugal und in der Schweiz. Schwedisch lernt Stephanie als Kind zuerst;
hört man genau hin, lässt sich eine Färbung in ihrem Deutsch erkennen. Wenn sie
mit dem Flugzeug in Stockholm landet, dann empfindet sie nach eigenem Bekunden
ein Gefühl von Heimat. In ihr schlage ein schwedisches Herz, sagt sie. Auch
ihre Töchter sprechen schwedisch, Vater Karl-Theodor hat es aber über ein
schwedisches Nachtgebet noch nicht hinausgebracht.
Anders als in der Familie ihres
Ehemannes ist die Ehe ihrer Eltern intakt. Sie sei ihnen sehr dankbar dafür,
dass »sie mir ermöglicht haben, in einer stabilen Familie aufzuwachsen, mit
einer sicheren Bindung zu verantwortungsvollen Eltern,
Andreas Graf von
Bismarck-Schönhausen und seine Frau Charlotte mit ihrer fünf Jahre alten
Tochter Stephanie im Jahr 1982
die immer zu mir hielten und mir
die Freiheit und Sicherheit gaben, mich so zu entwickeln, wie ich wollte«,
schreibt sie in ihrem Buch.
In München geht Stephanie bei
katholischen Ordensschwestern zur Schule. Sie ist zwar protestantisch, aber in
der Familie gibt es, wie sie ja selbst später zeigen wird, keine
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