Lohse, Eckart
der Organisation. Sie ist von Anfang an in »adliger« Hand.
In den ersten Jahren macht sie vor allem durch große Benefiz-Galadiners in
Berlin auf sich aufmerksam, die Isa Gräfin von Hardenberg, die Grande Dame der
Berliner High Society und Inhaberin der Event-Agentur »Hardenberg Concept GmbH«,
organisiert. Sie finden 2003 im
Schlüterhof statt, 2004 im Hotel
Adlon, 2005 in der Orangerie des Schlosses
Charlottenburg, 2006 im Ritz Carlton Hotel. Die
Gästeliste ist bei diesen Anlässen immer mit Prominenten gespickt. Aber auch
eine Person der Zeitgeschichte, wie die Schah-Witwe Farah Pahlavi, wirbt 2008 in Berlin
für die Organisation - zusammen mit Homayra Sellier. Damals sitzen auch
Ferdinand Fürst von Bismarck, das Model Nadja Auermann und die
Schmuckdesignerin Jette Joop mit auf dem Podium. Wenn reiche und berühmte Leute
eine Gala besuchen und Geld für eine gute Sache spenden, gilt das als
ehrenvoll. Doch wohltätig zu sein ist auch ohne großes Aufheben um die eigene
Person möglich. Mildtätiges Wirken kann wiederum dazu dienen, die eigene
Bekanntheit zu erhalten und zu steigern. Den Stars werden bei solchen Galas
oft Gagen, Flüge und Übernachtungen bezahlt. Problematisch sind solche
Veranstaltungen insbesondere dann, wenn unklar bleibt, wie viel Geld nun dem
begünstigten Verein und der guten Sache wirklich zufließt. Das ist aber nicht
selten der Fall. Öffentlich einsehbare Abrechnungen solcher Veranstaltungen
gebe es in der Regel nicht, hat schon vor Jahren der Deutsche Spendenrat
moniert.
Stephanie zu Guttenberg ist seit 2004 für
»Innocence in Danger« aktiv. Soscha Gräfin zu Eulenburg, eine gute Bekannte
und ehemalige Vizepräsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, gewinnt die junge
Frau zu Guttenberg für die Arbeit. Der Grund sei gewesen, so Stephanie zu
Guttenberg, dass sie selbst Mutter sei und außerdem jung genug, um mit der Welt
des Internets vertraut zu sein: »Zudem war ich gut vernetzt und somit in einer
optimalen Position, um als Vorstand für Innocence in Danger e.V. Spenden
eintreiben zu können.« Seit Februar 2009 ist
Stephanie zu Guttenberg Präsidentin der deutschen Sektion der
Kinderschutzorganisation.
Es ist der Monat, in dem ihr Mann
Wirtschaftsminister wird. Da die Entscheidung, dass sie den Verein leiten
solle, schon vorher gefallen sei, weist sie gern darauf hin, dass sie ihr Amt
übernommen habe, bevor ihr Mann seine Ministerkarriere startete. »Wenn man so
will, kann man sagen: Er hat mit seiner Karriere nachgezogen«, scherzt sie in
einem Interview Ende 2009. Der
»Adel« dominiert weiter den kleinen Verein mit zweieinhalb Mitarbeiterstellen.
Im Vorstand sitzen Ende 2010 - neben
Stephanie zu Guttenberg - Dorothea von Eberhardt, Sylvester von Bismarck,
Soscha zu Eulenburg, Christian von Hardenberg und Alexander von Kalckreuth. Geschäftsführerin
ist Julia von Weiler. Die sieben »Adligen« werden von drei »Bürgerlichen« (Karl
Matthäus Schmidt, Klaus Fehsenfeid und Sebastien Veron) komplettiert. Neben
einer telefonische Beratung, die der Verein wesentlich unterstützt, werden
Kunstwochen für traumatisierte Kinder, eine zwischen 2004 und 2007 erstellte
Studie zur »Versorgung kindlicher und jugendlicher Opfer kinderpornographischer
Ausbeutung in Deutschland« und ein Präventionsmodellprojekt als Aktivitäten
des Vereins angeführt. Zudem sind mehrere neue Projekte geplant, so dass der
Eindruck entsteht, dass der Verein unter der Leitung der neuen Präsidentin
deutlich mehr Aktivitäten entwickelt als zuvor. Stephanie zu Guttenberg ist es
gelungen, weit höhere Spenden als bisher für den Verein einzuwerben. »Meine
Popularität sehe ich als eine Währung, die ich für ein gutes Ziel einsetzen
will«, sagt sie. Durch das weit höhere Spendenaufkommen sei es nun möglich,
die Arbeit des Vereins auszubauen und neue Projekte zu beginnen.
Ende November 2010 wird
»Innocence in Danger« in Presseveröffentlichungen angegriffen. Unter den Überschriften
»Gutfrau ohne Gütesiegel« und »Im Spendensumpf« wird in der »Frankfurter
Rundschau« und der »Berliner Zeitung«, die beide im DuMont Verlag erscheinen,
der Vorwurf erhoben, der Verein gebe über die Höhe seiner Spendeneinnahmen sowie
über die Verwendung seiner Gelder keine Auskunft. Zudem besitze »Innocence in
Danger« weder das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale
Fragen (DZI), noch gebe es einen öffentlichen Finanzbericht. Zudem wird am Sinn
der Vereinstätigkeit gezweifelt. Sexueller
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