Lohse, Eckart
kommt, macht sich daran, das
Erbe zu übernehmen. Doch Ende 2010 kommt es
zum großen Familienkrach, nachdem Calle, der ältere der Brüder, nach
Friedrichsruh zurückgekommen ist. Die Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern
gipfeln im Einsatz eines Sondereinsatzkommandos der Polizei, die, von Gregor
alarmiert, auf Schloss Friedrichsruh einrückt und Calle vorübergehend in
Handschellen legt.
Karl-Theodor zu Guttenberg hat
sich schon 2008 deutlich von Calle, einem Cousin
zweiten Grades seiner Frau, distanziert: »Wir unterscheiden uns von unserem
Vetter, den wir schätzen, bereits in einem wesentlichen Punkt. Wir
sind nicht Jetset.« Der englische Begriff, im Deutschen wohl am ehesten mit
Schickeria zu übersetzen, deutet auf reiche Leute hin, die das Flugzeug, also
den Jet, benutzen, um in exklusiven Kreisen rund um den Globus Partys zu
feiern und sich der Zerstreuung hinzugeben. Guttenberg hingegen reklamiert für
sich und seine Frau Bodenhaftung: »Unser Grundanspruch ist, mit beiden Füßen
auf dem Boden zu stehen - da spielt die Herkunft keine Rolle.« Die Guttenbergs
wollen als Paar gelten, das sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung
allzeit bewusst ist.
Unschuld in
Gefahr
Das Ausmaß des sexuellen
Missbrauchs von Kindern ist erst in den vergangenen Jahren einer breiten
Öffentlichkeit in seiner ganzen Tragweite bewusst geworden. Entscheidend dafür
ist die Aufdeckung des vielfachen sexuellen Missbrauchs von Kindern und
Jugendlichen an katholischen Schulen und Internaten, aber auch an
Einrichtungen der Reformpädagogik wie der hessischen Odenwald-Schule. Hunderte
Kinder sind seit den siebziger Jahren missbraucht worden, viele trauen sich
erst heute, darüber zu reden. Die Bundesregierung reagiert 2010 auf diese
Entwicklung, indem sie eine Beauftragte benennt und einen runden Tisch
einrichtet, an dem gleich drei Bundesministerinnen, nämlich die für Familie,
Gesundheit und Bildung, teilnehmen.
Für einen Verein, der sich gegen
sexuellen Missbrauch engagiert, sind das Zeiten, in denen er mit größerer
öffentlicher Aufmerksamkeit rechnen kann als in den Jahren zuvor. In der
Kombination mit einer Vorsitzenden, die zum Top-Promi aufgestiegen ist, ist es
dem kleinen Verein »Innocence in Danger«, den zuvor nur wenige kannten,
gelungen, bundesweite Bekanntheit zu erreichen. Was ist das für ein Verein,
deren deutschen Ableger Stephanie zu Guttenberg als Präsidentin leitet?
»Innocence in Danger«, auf Deutsch »Unschuld in Gefahr«, ist eine Organisation
gegen Kindesmissbrauch, die sich vor allem den Gefahren des Missbrauchs durch
die neuen Medien, besonders das Internet, widmet. Gegründet wurde sie 1999 anlässlich
einer Konferenz der Unesco in Paris von Homayra Sellier, einer Exil-Iranerin,
die in Nyon in der Schweiz lebt. Ihr Mann ist Patrick Sellier, der zur
Großfamilie des legendären französischen Präsidenten Charles de Gaulle gehört
und als Finanzmakler sein Geld gemacht hat. Das Ehepaar »gehört dem
internationalen Jetset an«, schreibt die »Welt« 2003 anlässlich
einer Gala in Berlin. Wie sie zu ihrem Einsatz gegen Kinderpornographie kam,
erzählt Homayra Sellier, die als Ehrenpräsidentin auf der Internet-Seite der
deutschen Sektion geführt wird, in der RTL-II-Serie »Tatort Internet« wie
folgt: Sie sei als Kind von sehr eleganten Männern und Frauen angesprochen
worden, die ihr und ihren Freundinnen Geld angeboten hätten, um sie in die
besten Lokale von Paris mitzunehmen. Eine Freundin habe das Angebot eines Mannes
angenommen, sei dann vergewaltigt worden und habe sich später das Leben
genommen. Sie habe sich daraufhin geschworen, gegen so etwas anzugehen. Wie
sie dieses Erlebnis dazu gebracht hat, sich gerade gegen die Verführung von Kindern
und Jugendlichen durch das Internet zu engagieren, erklärt die mondäne
Iranerin nicht. Und auch ihre Aussage, sie habe zunächst gedacht, dass
Kindesmissbrauch nur in armen Ländern stattfinde, passt so gar nicht zu den
zuvor geschilderten Erfahrungen, die sie in Paris gemacht haben will. Auch
sonst wirkt das Auftreten der Gründerin von »Innocence in Danger« exaltiert. So
sagt sie über die Politiker: »Die Männer und Frauen in unseren Regierungen
haben keinen Mut. Sie sind feige.« Sie klopften ihr zwar auf die Schulter,
täten aber nichts für die Kinder. Was Stephanie zu Guttenberg, Ehefrau eines
deutschen Regierungsmitglieds, wohl von solchen Aussagen ihrer
Ehrenpräsidentin hält?
Seit 2003 besteht
die deutsche Sektion
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