Lohse, Eckart
sich »bei ihrem Einsatz für
unsere Kinder lieber ein Vorbild bei der Präsidentengattin Eleanor Roosevelt
nehmen, die sich für Mütter und Kinder in Parlament und Regierung starkmachte,
als bei den Lynchmobs des Ku Klux Klan«, schreibt sehr entschieden die
»Süddeutsche Zeitung«.
Ziel der Sendereihe, so
argumentiert Stephanie zu Guttenberg, sei es, das »Sich-Ranmachen« an Kinder
unter Strafe zu stellen. Jeder Ladendieb werde in Deutschland konsequenter
bestraft als Leute, »die unseren Kindern Nacktfotos von sich schicken, sie zu
sich nach Hause locken und Schlimmeres«.Justizministerin Sabine
Leutheusser-Schnarrenberger von der FDP stellt hingegen fest, dass die Anmache
über das Chatten im Internet längst strafbar sei. »Cyber-Grooming« stünde seit 2004 unter
Strafe »bezüglich aller relevanten modernen Kommunikationsmittel«, so die
Ministerin. Insofern sei das angebliche Anliegen der Serie »völlig verfehlt«;
die Sendereihe sei für deren Macher »kein Ruhmesblatt«. Tatsächlich ist ein
entsprechendes Gesetz am 1. April 2004 in Kraft
getreten. Seitdem drohen Personen, die sich mit sexuellen Absichten im Internet
an Kinder heranmachen, drei Monate bis fünf Jahre Gefängnis. Wie konsequent es
angewendet wird, darüber lässt sich sicherlich streiten. Seine Existenz zu
ignorieren ist bestenfalls eine Fahrlässigkeit der Serienmacher.
RTL II kann sich im Zweifelsfalle
nicht einmal zugute halten, Täter überführt zu haben. Denn da der Chat und die
Treffen ja nicht tatsächlich mit Dreizehnjährigen, sondern mit Erwachsenen
stattfanden, ist der Straftatbestand nicht erfüllt. Fachleute sind zudem
skeptisch, ob die Sendung den Anspruch der Aufklärung erfüllen kann.
Jugendliche klärten sich heute selbst über die Gefahren im Internet auf.
»Kernpädophile« suchten hingegen Kinder vor der Pubertät, die im Internet
nicht in solch großer Zahl vertreten seien, so Rudolf Egg, Leiter der
kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden. »Tatort Internet« verängstige und
verwirre eher, als aufzuklären.
Als einer der von RTL II
gestellten Verdächtigen, ein 61 Jahre alter Leiter eines Würzburger
Kinderdorfes, trotz der Verpixelung erkannt und von seinem Arbeitgeber, der
Caritas, entlassen wird, verschwindet er für einige Tage. Es ist der Moment,
da die Sache für Stephanie zu Guttenberg und ihren Verein schlecht auszugehen
droht. Denn es wird befürchtet, der Mann habe sich etwas angetan.
Die Schlagzeile, die Ministergattin und ihr Verein hätten in Verbindung mit
einem Boulevardsender einen Mann in den Tod getrieben, hätte verheerend sein
können. Die Erleichterung ist groß, als der Verbleib des Mannes schließlich
bekannt wird. Ende 2010 werden die
Ermittlungen gegen ihn wegen fehlenden Verdachts auf eine Straftat eingestellt.
Sie bereue ihr Engagement für
»Tatort Internet« nicht, sagt Stephanie zu Guttenberg. Zahlreiche Zuschriften
hätten ihr gezeigt, dass die Sendungen von vielen sehr verschiedenen Leuten
gesehen worden seien. »Das Thema muss in die Masse«, rechtfertigt sie ihr
Engagement in der »Bild«-Zeitung ebenso wie das bei RTL II. Die Kritik an
«Tatort Internet« habe abermals gezeigt, dass es in Deutschland vor allem um
die Rechte der Täter gehe. »Wir schützen immer die Täter und nie die Opfer«,
sagt sie.
Die Regenbogenpresse hat sich auf
ein anderes Thema eingeschossen. Da eine mit »Innocence in Danger« kooperierende
Beratungsstelle nach der Ausstrahlung Beschimpfungen und Drohungen erhielt, die
sich auch gegen Stephanie zu Guttenberg gerichtet haben sollen, wird sie nun
als Kämpferin dargestellt, die sich durch ihren Einsatz gegen Kinderschänder
selbst in Gefahr bringe. »Karl-Theodor zu Guttenberg. Angst um seine schöne
Frau«, nimmt die »Bunte« die Drohungen zum Anlass, um das Glamour-Paar wieder
einmal auf dem Titelblatt zu bringen.
Ob das Engagement für »Tatort
Internet« der Popularität von Stephanie zu Guttenberg geschadet hat, ist schwer
abzusehen. Kurzfristig scheint das nicht der Fall gewesen zu sein. Immerhin 44 Prozent
der Befragten finden nach einer Umfrage von Forsa zum Zeitpunkt der
Ausstrahlung der ersten Folge, dass sie eine gute Familienministerin wäre; nur 22 Prozent sind gegenteiliger Ansicht. Das ist erstaunlich
für eine Person, die gar keine Politikerin ist und die weder der CSU noch einer
anderen Partei angehört.
Zu Hause in der
Glitzerwelt
Bei den Salzburger Festspielen im
August 2010 singt Starsopranistin Anna
Netrebko die
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