Lohse, Eckart
Titelpartie in Gounods Oper »Romeo et Juliette«. Karl-Theodor und
Stephanie zu Guttenberg sitzen in Reihe acht. Eine Reihe vor ihnen sitzt
Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem Ehemann Joachim Sauer. Nach der Oper
ist die Kanzlerin schnell verschwunden, die Guttenbergs dinieren jedoch im
»Goldenen Hirschen«, der Sänger Max Raabe ist dabei, auch Thomas Gottschalk mit
seiner Frau. Die Boulevardpresse bringt die Guttenbergs auf der Titelseite.
Die Stars dieser Festspiele sind nicht die Kanzlerin und ihr Mann, erst recht
nicht Horst Seehofer mit Frau oder Außenminister Guido Westerwelle mit seinem
Partner Michael Mronz - sondern die Guttenbergs, »das ungekrönte Königspaar
der Society« und die »perfekte Kombination aus politischer Macht und
gesellschaftlichem Glanz«, wie eine Boulevardzeitschrift schreibt.
Die Guttenbergs zusammen verkaufen
sich besonders gut. Sie werden als die »fränkischen Kennedys« gefeiert; sie
seien gar Ausdruck »der Sehnsucht der Deutschen nach einer Königsfamilie«, hat
»Zeit«-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo befunden. Ob König oder nicht,
jedenfalls gelten sie vielen Deutschen als Traumpaar, das privat beeindruckt
und sich in der Politik vom vermeintlichen oder tatsächlichen Mittelmaß der
anderen abhebt. »Wie schaffen das die Guttenbergs?«, bringt die »Bild am
Sonntag« Mitte September 2010 eine Titelstory.
Aber auch der seriösere »Spiegel« lässt sich die Sache nicht entgehen. Zum
gleichen Zeitpunkt - die Debatte um einen möglichen Kanzler Guttenberg hat
gerade Fahrt aufgenommen - bringt er den Titel »Die fabelhaften Guttenbergs:
Paarlauf ins Kanzleramt«.
Als Paar sind die Guttenbergs also
Thema für die seriösen wie die bunten Medien. Ob bei den Festspielen in
Salzburg und Bayreuth oder beim Rockkonzert, beim Jubeln bei der Fußball-WM
oder am Schießstand auf dem Oktoberfest,
Die Dame trifft. Karl-Theodor und
Stephanie zu Guttenberg am Schießstand auf dem Münchner Oktoberfest im
September 2009
die Guttenbergs sind immer ein
Bild und eine Story wert. Die Regenbogenpresse nutzt die Paarthematik auf ihre
Weise: »Die Guttenbergs - sie sind mächtig und sexy« titelt »Bunte«, »Unser
schönstes Liebespaar« die »Frau im Spiegel«.
Vor allem die »Bild«-Zeitung hat
Stephanie zu Guttenberg neben und gemeinsam mit ihrem Mann über Monate beinahe
täglich vermarktet. Eine besondere Rolle spielt dabei die Journalistin Anna
von Bayern, geborene von Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Sie gehört zu Stephanies
besten Freundinnen seit Kindertagen. Stephanie und Anna wachsen beide in
München auf. Beide haben schwedische Mütter, die eng befreundet sind. Annas
Mutter ist eine geborene Gräfin Wachtmeister af Johannishus. Die Mädchen sind
zusammen in Spielgruppen und auf Kinderspielplätzen. Später wird die zwei Jahre
jüngere Anna von Sayn-Wittgenstein die Patentante der ersten Guttenberg-Tochter,
die ebenfalls Anna getauft wird. Im August 2005 heiratet sie in der Nähe von
Stockholm in Anwesenheit der schwedischen Königsfamilie Manuel Prinz von
Bayern.
Sie wird politische Redakteurin
der »Bild am Sonntag« und trägt in vielen Geschichten für ihr Blatt und das
Schwesterblatt »Bild« zur Popularität ihrer Freundin und deren Ehemanns durch
bewundernde und garantiert kritikfreie Berichte bei. So begleitet sie etwa ihre
Freundin Stephanie in ein Waisenhaus im nepalesischen Kathmandu. »Die
Kinderverteidigungsministerin« heißt die rührende Reportage vom zu Hause
angefeindeten zweijährigen blonden Mädchen Jenny, das die Besucherin aus
Deutschland anlächelt. »Heute ist sie das erste Mal nicht allein mit ihren
blonden Haaren. Und auch die anderen Kinder im Raum lächeln. >Rambro,
rambro<, flüstern sie, das ist Nepalesisch und heißt >schön<.« So
bleibt die Berichterstattung über die Ministerfrau und das Ehepaar Guttenberg
in der führenden Boulevardzeitung Deutschlands sozusagen innerhalb der
Guttenberg'schen Großfamilie. Schließlich verfasst Anna von Bayern auch das
erste Buch über Karl-Theodor zu Guttenberg, das sich vor allem durch das Faktum
der persönlichen Freundschaft mit dem Glamour-Paar auszeichnet. Stephanie zu
Guttenberg sieht die Berichterstattung durch ihre Freundin nicht als
problematisch an. Es sei legitim, Freunde zu haben, sagt sie, und in einem
Artikel wie dem über die Nepal-Reise gehe es um das gemeinsame Ziel, »Gutes zu
tun und den Menschen zu dienen«.
Wie aber teilt das Karrierepaar
seinen Erfolg? Sind die Guttenbergs nicht
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