Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
gepackt hatte, schwand er auch wieder, als Helmut schmunzelnd sagte: »Das Herz meiner Evi da drüben, mit der ich seit über 30 Jahren glücklich verheiratet bin, schlägt seit eh und je für den Club. Aber hauen wir uns deshalb die Köpfe ein? Nein! Außerdem bin ich der Meinung, dass man die Konkurrenzkämpfe auf andere Art und Weise ausleben sollte.« Er seufzte deutlich vernehmbar. »Aber das bleibt wohl ein frommer Wunsch. Denn auch wenn sie es sich eigentlich gar nicht leisten können, sind die Fürther Manager drauf und dran, dem FCN seinen Starstürmer Kevin Modzig abzuluchsen. Wie man so hört, haben sie dafür ein hübsches Sümmchen als Ablöse zusammengekratzt. Das wird den Clubberern gar nicht schmecken.«
    Da Helmuts Stammtisch allmählich ungeduldig wurde, verabschiedete er sich und ließ Paul und Hermann wieder allein.
    »Interessant«, meinte Paul und nippte am Bier.
    »Was meinst du? Das mit Modzig?« Hermann lachte schäbig. »An dem werden die Fürther nicht lange ihre Freude haben. Weißt du nicht, wie alt der ist? Modzig bringt es schon auf 36 Lenze. Der FCN kann froh sein, wenn er ihn loswird, bevor er auf Krücken geht.«
    »Ein hartes Urteil über eine Club-Legende«, sagte Paul und sah seinem Vater an, wie sehr es diesen innerlich wurmte, dass die Fürther an Modzig dran waren. Gleich darauf kehrten Pauls Gedanken zum toten Buggi zurück. Er spekulierte, ob Modzigs anstehender Wechsel ein hinreichendes Mordmotiv liefern könnte. Doch diesen Einfall verwarf er sehr schnell. Denn wer sollte wegen eines Spielerverkaufs morden – und warum ausgerechnet einen Busfahrer? Das wäre doch reiner Blödsinn.
    »Du denkst schon wieder an Buggi«, durchschaute Hermann ihn. »Wenn es dir so sehr unter den Nägeln brennt, mehr darüber zu erfahren, solltest du dich mit jemandem unterhalten, der sich auskennt. Ich meine nicht so einen Ehemaligen wie den Helmut. Sondern jemanden, der noch aktiv dabei ist bei der Fanarbeit. Du solltest mit Rita Frenzel reden. Die hat im FCN-Fanklub Frankenpower hier in Herzi angefangen. Vor drei Jahren ist sie nach Nürnberg gezogen und ist jetzt Vorsitzende der FCN-Fans Seitzengarten.«
    »Rita wer? Sagt mir gar nichts. Weder die Frau noch ihr Klub.«
    »Frenzel«, sprach Hermann den Nachnamen überdeutlich aus. »Rita Frenzel. Die Fans treffen sich regelmäßig in ihrem Stammlokal Seitzengarten in der Schweinauer Hauptstraße. Die haben einen recht brauchbaren Wirt, falls du dort mal was essen gehen willst.«
    »Warum sollte ich?«
    »Um mit Rita zu plaudern. Beim Essen geht das unverfänglicher.«
    »Ich will aber nicht mit deiner Rita plaudern. Weder unverfänglich noch verfänglich«, stellte Paul klar, der keinen Anlass sah, sich mehr in den Fall hineinzuhängen, als er seiner Neugierde schuldete. »Weißt du, Vati: Ich möchte Kati nicht schon wieder ins Handwerk pfuschen. Das hat mir in der Vergangenheit oft genug Ärger bereitet. Aber trotzdem danke für deinen Tipp. Ich weiß das zu schätzen.«
    Hermann murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, verspeiste die Reste seiner Stadtwurst und entschied, dass es nun an der Zeit wäre, zu Hertha zurückzukehren.

4
    Die ganze Heimfahrt hatten Katinka und Paul über Hertha und Hermann gesprochen. Während sich Paul positiv überrascht von Vatis Initiative zeigte, mit ihm in den Biergarten zu gehen und nicht wie üblich schweigend hinter dem Fernseher zu verharren, bewertete seine Frau Hermanns Verhalten eher kritisch.
    »Solange es Hertha gut ging und sie ihn umsorgte, hat er sich nach Strich und Faden bedienen lassen und bloß seinen eigenen Kram im Kopf gehabt. Kaum ist deine Mutter mal nicht auf der Höhe, macht er sich aus dem Staub und lässt sich von seinem Sohn zum Essen ausführen, statt für Hertha da zu sein.«
    »Sei nicht so streng mit dem alten Herrn«, meinte Paul, während er die Tür zu ihrer Wohnung an der Kleinweidenmühle aufschloss. »Ist doch ein netter Zug von ihm gewesen, mal mit seinem Sohnemann auszugehen. Kommt selten genug vor.«
    »Netter Zug?«, meinte Katinka zweifelnd, während sie ihren beigen Blazer an die Garderobe hängte. »Darf ich erfahren, wer eure Vesper bezahlt hat? Bist du von Hermann eingeladen worden?«
    »Na ja«, druckste Paul herum. »Wenn du mich das jetzt so fragst. . .«
    »Also nicht«, folgerte Katinka. »Ich nehme an, du hast die Zeche für euch beide berappt.«
    »Ja, aber beim Verabschieden hat mir Hertha einen Zwanziger zugesteckt. Damit geht die Sache für mich

Weitere Kostenlose Bücher