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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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sogenannten Tschammerpokal, den Vorläufer des DFB-Pokals, den sich der FCN 1935 und 1939 holte.
    »Zwei Lichtblicke in einer politisch düsteren Zeit«, kommentierte Bäcker. »Aber auch nach dem Krieg zeigten unsere Jungs, was in ihnen steckte: 1948 der erste Titel in der jungen Republik, 1962 zum dritten Mal den Pokal und 1961 und 1968 die Meistertitel acht und neun. Solche Erfolge brachten Helden hervor, viele sind bis heute unvergessen.« Mit leuchtenden Augen nannte Bäcker große Namen wie die von Hans Kalb und Max Morlock. »Kalb, Mittelstürmer in den Zwanzigern, war eigentlich Zahnarzt von Beruf. Er liebte süffiges Bier und schleppte ein paar Pfunde zu viel mit sich über den Platz, doch er war ein klasse Spielführer. Kalb hatte aber auch eine große Klappe: Wegen fortgesetzter Beleidigung des Schiedsrichters handelte er sich den ersten Feldverweis in der deutschen Länderspielgeschichte ein.« Er grinste süffisant. »Morlock war da ganz anders und in jeder Beziehung einzigartig. Schon mit 16 schlüpfte er ins FCN-Trikot und zog es erst nach sage und schreibe rund 900 Spielen wieder aus. Ein Weltklasseprofi, der sich selbst durch lukrative Angebote nicht von seinem Club weglocken ließ, ausgenommen für Einsätze in der Nationalmannschaft. Morlock wurde zweimal deutscher Meister und schoss im WM-Spiel 1954 gegen Ungarn mit der Fußspitze den Anschlusstreffer zum 1:2. Damit schuf er das Fundament für das › Wunder von Bern ‹ . Tja, und nach seiner großen Karriere? Statt nach Italien zu gehen, wo man unsere Legende gern verpflichtet hätte, verdiente Morlock seine Brötchen lieber mit einem Toto-Lotto-Laden in seiner Heimatstadt.«
    »Damit würden sich unsere heutigen Stars nicht zufriedengeben«, merkte Paul an.
    Bäcker nickte versonnen. »Wohl kaum. Die Zeiten, in denen vorwiegend Idealisten auf dem Feld waren, sind ein für alle Mal vorbei. Obwohl ich bei dem ein oder anderen immer noch die Hoffnung in mir trage, dass die Verbundenheit zum Verein über die Geldgier dominiert. Doch da kann ich mich täuschen.«
    »Wenn man finanziell mit dem Rücken zur Wand steht wie Sakowsky, ist der Euro zwangsläufig höher im Kurs als die Vereinszugehörigkeit«, meinte Paul.
    Bäcker sah ihn skeptisch an. »Mag sein, mag auch nicht sein. Doch wenn er wirklich so klamm ist, dann wundert es mich, wie er seine hübsche junge Frau so teuer ausstatten kann.«
    »Meinen Sie Svetlana?«
    »Ja, die niedliche Russin. Sakowsky schwebt im siebten Himmel, aber gilt das auch für sie? Es wird doch wohl kaum wahre Liebe sein.«
    »Vielleicht sonnt sie sich in seinem Ruhm?«, mutmaßte Paul.
    »Und bezahlt die Rechnungen für ihre Boutiquenbesuche selbst? Nie im Leben! Das sagt mir schon mein gesunder Menschenverstand.«
    »Okay, dann ist wohl doch noch Geld vorhanden im Hause Sakowsky. Fragt sich nur, woher es kommt.«
    Bäcker positionierte sich vor einem Poster von Marek Mintal, der 2005 als erster Nürnberger Stürmer mit 24 Treffern die Torjägerkanone an den Valznerweiher holte, und seitdem als das »Phantom« galt. »Wissen Sie, lieber Herr Flemming, Fußball ist mein ein und alles. Ich würde nicht so weit gehen wie manch ein Fan und behaupten, dass der FCN für mich so eine Art Religion ist, aber es kommt dem sehr nahe. Trotzdem bin ich Profi genug, um zu erkennen, dass es letztlich selbst beim Fußball in erster Linie ums Geschäft geht. Daher glaube ich persönlich, dass Buggi, der ja nach den vielen Jahren im Dienst für den Club zum Kernteam gehörte, ein Defizit an Gerechtigkeit empfunden haben musste und seinen Teil vom Kuchen wollte. Denn er wird während seiner Fahrten ja aufgeschnappt haben, was sich die Spieler leisten können. Davon konnte er mit seinem mageren Busfahrergehalt nur träumen. Ob durch eine bezahlte Insidergeschichte für die Boulevardpresse, Sportwetten oder Erpressung – jedenfalls scheint er jemandem heftig auf die Füße getreten zu sein. Und dieser Jemand hat für vollendete Tatsachen gesorgt.«
    »So sehe ich das auch. Aber wer?«, fragte Paul.
    »Ich weiß, dass Sie von mir am liebsten den Namen Sakowsky bestätigt haben würden. Ihr Auftraggeber Blohfeld wartet wahrscheinlich nur darauf, ihn in dicken Lettern in seiner Zeitung abdrucken zu können. Aber genauso gut könnte es jeder andere Spieler gewesen sein, den Buggi belauscht hat. Kevin Modzig zum Beispiel, der mit seinem angeblich bevorstehenden Wechsel nach Fürth provoziert, aber genau wie Sakowsky auf dem absteigenden Ast

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