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Lokalderby

Titel: Lokalderby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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doch bist eeechter Detektiv.«
    Paul begann mit seiner Suche, wobei er zunächst ohne festes Konzept vorging. Da er nicht wusste, welche Art von Ungereimtheiten er finden musste, war er auf Zufallstreffer angewiesen. Willkürlich nahm er sich zunächst einige Schnellhefter vor, die auf dem Schreibtisch lagen, fand aber nichts, das ihn weiterbrachte. Er verlagerte sein Hauptaugenmerk auf den Inhalt der Schreibtischschubladen. Auch hier stieß er auf Folianten, die Rechnungen und Quittungen enthielten. Nichts davon erwies sich als auffällig.
    ». . . zwangsläufig ergeben sich durch die Schwäche der Fürther immer wieder Chancen für Nürnberg, wie bei Kevin Modzigs Kopfball in der 10. Minute und Dirk Sakowskys Freistoß von der Strafraumgrenze in der 21. Minute. Es grenzt an ein Wunder, dass die Gastgeber noch keine dieser besten Gelegenheiten in etwas Zählbares verwandeln konnten . . .«, tönte es aus dem Radio.
    Schon über 20 Minuten rum? Paul war etwas besorgt darüber, wie schnell die Zeit verflog. Denn noch immer hatte er nichts und wieder nichts entdeckt, das Svetlanas Argwohn rechtfertigen könnte. Sakowskys Unterlagen waren so aussagekräftig wie die jedes Durchschnittsbürgers. Paul brauchte nun dringend seinen Zufallstreffer – und dieser ließ nicht mehr lange auf sich warten: In einem Stapel Kontoauszüge vom vergangenen Jahr, die er auf der mattweißen Schreibtischplatte ausgebreitet hatte, stutzte er bei einer auffallend hohen Überweisung.
    »Donnerwetter!«, drückte Paul sein Erstaunen aus. »Dein Dirk hantiert ja öfters mit großen Beträgen, aber dieser hier frisst einen guten Teil seines Guthabens auf: 600.000 Euro wurden zunächst von einem Festgeld – aufs Girokonto übertragen, um dann auf ein Fremdkonto transferiert zu werden. Und zwar . . .« Paul hielt den Auszug ins Licht, um den Empfänger besser entziffern zu können. ». . . zugunsten einer Firma namens TrustSolid. Dem Namen nach ein Investmentfonds für Immobilienanlagen. Hat er wohl ein Haus gekauft oder das Geld in Eigentumswohnungen gesteckt?«
    Svetlana fuhr sich nachdenklich mit dem Zeigefinger über die Lippen. »Niiicht ich wüüüsste. Er kauft Uhr für sich und Schmuck für miiich. Aber kein Haus. Nein, das muss sein ein Iiirtum.«
    »Die Überweisung ist jedenfalls kein Irrtum.« Paul wühlte sich weiter durch die Auszüge und hielt nun zielgerichtet Ausschau nach einer erneuten Erwähnung der TrustSolid – und er wurde fündig: »Hier! Noch eine Transferierung. Sie ging erst im Juli raus. Noch einmal satte 200.000 Euro. Das ist kein Pappenstiel. Hast du davon auch nichts mitbekommen?«
    »Nein, meine Dirk macht seine Geschäfte allein. Niiicht reden mit mir darüber. Außerdem: Wir kennen uns ja noch nicht so laaang. Vielleicht das alles war vor meiner Zeit.«
    »Immerhin bist du bald seine Frau. Unter Eheleuten sollte es üblich sein, dass man sich über so etwas unterhält.« Paul rieb sich das Kinn. »Wie ist er denn überhaupt auf die Firma TrustSolid gekommen? Ich habe noch nie etwas von diesem Unternehmen gehört oder gelesen.«
    Da Svetlana nur unwissend mit den Achseln zuckte, durchstöberte Paul weiter die Unterlagen. Er ging von den Auszügen auf einen Ordner mit geschäftlicher Korrespondenz über.
    Währenddessen zog der Spielverlauf an. Sprecher Bäcker beschleunigte das Tempo seiner Kommentare, schilderte anschaulich einen Alleingang von Kevin Modzig, der das Abspiel zu seinen bereitstehenden Mitspielern verweigerte, um in Rambo-Manier auf das gegnerische Tor zu stürmen und endlich das 1:0 einzutüten, denn bis zum Halbzeitpfiff blieben nur wenige Sekunden. Sein Schussversuch geriet allerdings zum Rohrkrepierer, was Bäcker zu der zynischen Bemerkung veranlasste, dass Modzig seinem möglichen künftigen Arbeitgeber wohl keins reinwürgen wollte:
    ». . . da fragt sich der geneigte Zuschauer, ob Modzig mit seinem Herzen wirklich noch bei den Nürnbergern oder mental bereits in die Nachbarstadt gewechselt ist. Es ist den Fans nicht zu verdenken, dass Modzig von der gesamten Nordkurve ausgebuht wird. Jetzt muss er in der zweiten Halbzeit mindestens einen Treffer landen, um sein Gesicht zu wahren . . .«
    Paul hörte nur mit halbem Ohr zu, denn er steckte tief in seinen Recherchen. Die TrustSolid wurde in einem Geschäftsbrief aus dem März des Vorjahres wieder erwähnt. Seltsamerweise stammte das Schreiben nicht von der Investmentfirma selbst, sondern trug den Briefkopf des 1. FCN. Unterschrieben hatte ihn

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