Lokalderby
er in sein Handy.
»Irrtum ausgeschlossen«, lautete Blohfelds SMS.
Schlagartig verlor Paul das Interesse an Sakowskys wie auch immer gearteten Geschäftsbeziehungen zur TrustSolid. Sein Fokus lag jetzt auf Svetlana und ihrem doppelten Spiel. Was plante diese falsche Schlange? Und in welcher Rolle hatte sie ihn dabei vorgesehen?
Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Er musste sie zur Rede stellen. Und zwar sofort!
Paul ließ die Auszüge auf der Schreibtischplatte liegen, erhob sich und ging auf Svetlana zu, die nach wie vor die Unschuld in Person mimte. Er schwenkte sein Handy mit Blohfelds enthüllender Botschaft, als er erneut von Bäckers Stimme in den Bann gezogen wurde:
». . . nach diesem dramatischen Spielverlauf unerklärlich, dass Sakowsky entgegen den Gepflogenheiten und angesichts der Bedeutung des Spiels für die Region nicht auf der Ersatzbank Platz genommen, sondern das Stadion wortlos auf direktem Weg verlassen hat. Damit lässt er nicht nur seine Mannschaft im Stich, sondern auch die Fans. Mit einem bösen Nachspiel für den Leistungsträger ist zu rechnen . . .«
Paul blieb mitten in der Bewegung stehen. Auch das noch, dachte er. Es würde nicht lange dauern, bis Sakowsky hier aufkreuzte. Nicht viel Zeit, um klar Schiff zu machen und mit Svetlana Tacheles zu reden.
»Was maaachst du große Augen?«, fragte sie und sah ihn eingeschüchtert an, als er sich vor ihr aufbaute.
Paul hielt ihr das Display seines Handys vor die Nase. »Erkennst du dich wieder?«, wollte er mit unverhohlenem Zorn in der Stimme wissen.
»Iiich . . . miiich?« Svetlanas Blicke wechselten schnell vom Smartphone zu Pauls Gesicht und zurück. »Das Foto ist uuunscharf.«
»Findest du? Für mich ist es scharf genug, um darauf eine Betrügerin zu erkennen.«
»Betrügerin? Waaas redest du für Uuunsinn?« Sie bemühte sich um ein Lachen, doch es blieb ihr im Hals stecken.
»Svetlana – oder soll ich dich Katia nennen?« Paul rückte ihr dicht auf die Pelle. »Du wirst in Spanien polizeilich gesucht. Hast dort als Heiratsschwindlerin abgezockt. Willst du die gleiche miese Masche jetzt mit Sakowsky abziehen?«
Svetlana trippelte zurück, versuchte ihm auszuweichen. »Uuunsinn!«, wiederholte sie. »Ich liebe meine Dirk.«
»Was du liebst, ist nicht der Mann, sondern sein Geld«, meinte Paul bitter.
»Das ist niiicht wahr!«, beharrte Svetlana auf ihrer Meinung und stampfte mit dem rechten Schuh heftig auf den Boden. »Ich chabe gelernt aus meine Fehler. Ich chabe mein Leben geändert.«
»Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht«, entgegnete Paul und schloss wieder zu ihr auf. »Du bist hinter Sakowskys Vermögen her.«
»Er chat doch gar keins mehr!«
»Wahrscheinlich, weil du es ihm schon vor der Ehe abgeluchst hast«, schloss Paul spontan aus dem Wenigen, das er bisher konkret wusste. »Hast du ihm zu den Geldeinlagen bei der TrustSolid geraten und profitierst am Ende davon?«
Svetlana sah ihn wirr an. »Nein! Ich mich niiicht auskennen mit Finanzen.«
»Für Heiratsschwindelei haben deine Kenntnisse jedenfalls gereicht«, hielt Paul dem entgegen. »Gib doch zu, dass du deinen Dirk nach Strich und Faden abzockst und . . .« Er stockte, als ihm etwas einfiel. Leise, beinahe flüsternd brachte er seinen Satz zu Ende: ». . . und Buggi Weinfurther ist dir dabei auf die Schliche gekommen.«
Svetlana riss entsetzt die Augen auf. »Nein! Uuunsinn! Du spinnst!«, schrie sie und flüchtete sich ans andere Ende des Arbeitszimmers. Neben einer grazilen Glasvitrine voller Fußballwimpel blieb sie stehen. »Ich liebe meine Dirk!«, sagte sie noch einmal voller Inbrunst. »Das muuust du mir glauben!«
»Die Polizei soll entscheiden, ob und was man dir abnehmen kann«, sagte Paul kalt und suchte in seinem Handy nach Jasmins Nummer.
»Du biiiist eine . . .« Svetlana lehnte sich an die Vitrine und versetzte ihr einen kräftigen Schubs. ». . . eine Idiot!« Gazellengleich sprang sie aus dem Zimmer. Hinter ihr stürzte das Möbelstück um und blockierte wie eine Barriere die Tür.
Paul stieß einen Fluch aus und setzte ihr nach. Er stieg über die Trümmer aus Holz und Glas, gelangte in den Flur, konnte von Svetlana aber nur noch den schönen Rücken sehen, der sich abwärts bewegte. Paul spurtete hinterher, musste auf dem kurzen Weg zur Treppe jedoch weiteren Hindernissen ausweichen. Svetlana hatte den Boden großzügig mit zwei gekippten Blumenvasen und einem umgeschmissenen Telefontischchen garniert.
»Bleib
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