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Lokale Erschuetterung

Lokale Erschuetterung

Titel: Lokale Erschuetterung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Gerlof
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freie Fläche mit Werbung für die Frankenburger Rundschau beklebt ist. Da käme er sich doch vor wie aus einer Drückerkolonne. Allerdings ist es nur noch eine Frage der Zeit. Er wird mit diesem Auto fahren müssen, es gehört sich so.
    Als Hanns an diesem Veronikabesuchstag in Ettenhausen, wo er sogar einen frühen Termin mit einem Biobauern vereinbart hat, aus dem Auto steigen will, klingelt sein Handy. Nicht Veronika, hofft er. Nicht, dass sie im letzten Moment absagt. Aber es ist Daniel, von dem er zwei Wochen nichts gehört hat. Das fällt ihm jetzt erst auf, dass es zwei Wochen sind, wo sie doch am Anfang |173| seiner Arbeit in Frankenburg wenigstens alle drei Tage telefoniert hatten.
    Wo bist du, fragt er, und Hanns lächelt. Wenigstens das ist, wie es immer war.
    In Ettenhausen.
    Entenhausen, nimmt Daniel den Ball wirklich an.
    Hanns findet das zu blöd, um drauf einzugehen.
    Du hast dich ja lange nicht gemeldet. Krank, verliebt, beschäftigt, auf der Flucht?
    Von allem ein bisschen. Wie geht es dir, Hanns? Bist du schon ein echter Frankenburger geworden, mit weißen Socken, knielangen Hosen und Sandalen mit Klettverschluss?
    Du hast ja noch mehr Vorurteile als ich. Und das in deinem Alter. Wie willst du erst in achtzehn Jahren sein, wenn du in meinem Alter bist? Kommst du mich besuchen? Hanns wundert sich ein wenig über seine Drängelei. Er hat immer versucht, der Coole zu sein, nicht durchblicken zu lassen, dass er Daniel eigentlich ganz gern sieht und ihn auch vermisst. Hier in Frankenburg mehr als in der Stadt.
    Kommt Veronika nicht heute zu dir?
    Woher will er das wissen, fragt sich Hanns und spürt das alte Misstrauen in sich aufleben, dass ihn hin und wieder befällt. Momente, in denen er glaubt, Daniel mache dies alles nicht zweckfrei, verfolge irgendein ihm unbekanntes Ziel, eine Idee.
    Woher weißt du das?
    Er schweigt.
    Daniel?
    Ich hab doch nur geraten, Hanns. Irgendwann muss sie ja mal kommen, dich zu besuchen. Ist schließlich deine Frau, oder?
    Damit hat er Hanns in die Defensive gedrängt. Mit dieser Logik, die keine ist. Nur weil sie seine Frau ist, muss sie noch lange nicht herkommen. Könnte doch schließlich |174| auch eine Trennung auf Probe sein. Und so genau hat er es Daniel nicht erklärt, ob mit dem neuen Job auch der Versuch verbunden ist, ohne seine Frau auszukommen. Oder doch?
    Aber ja, ich will dich auch besuchen kommen. Nächste Woche, wenn’s dir passt. Wann passt es dir?
    Mittwoch, sagt Hanns. Auf gut Glück sagt er das. Er hat seinen Terminkalender in der Tasche, und ganz genau weiß er nicht, was am Mittwoch alles auf dem Plan steht. Die Stadtverordneten jedenfalls tagen nicht. Aber wohl der DRK-Kreisverband. Muss er da hin? Eher nicht, das kann ein Freier machen. Mittwoch ist gut, sagt er noch mal ins Telefon.
    Dann komm ich Mittwoch und hol dich von der Arbeit ab. Oder du mich vom Zug. Kann ich bei dir schlafen?
    Auf meinem neuen Schlafsofa, denkt Hanns. Heute vögle ich mit Vroni, und Mittwoch schieb ich Daniel einen in den Arsch. Hanns schluckt und spürt eine leichte Übelkeit. Das Land macht ein noch größeres Miststück aus ihm. Wenn er nicht aufpasst.
    Ist irgendwas passiert?
    Hanns, mal nicht den Teufel an die Wand. Ich hab Sehnsucht nach dir. Daniel lacht leise, als wüsste er, wie unangenehm solche Sätze seinem älteren Freund sind. Übrigens, ich habe eine Frau kennengelernt.
    Damit gerät die schöne Welt ein bisschen ins Wanken. Im Kopf und im Bauch hat Hanns Daniel nie wirklich mit einer Frau in Verbindung gebracht. Für ihn ist und bleibt der Junge einfach eine Schwuchtel. Da kann er ihm erzählen, was er will. Und deshalb wird er ihn auch nicht danach fragen, wenn er hier ist. Daniel und Weiber, das passt einfach nicht. Und was nicht passt, wird auch nicht passend gemacht.
    Dann bis Mittwoch, ich muss jetzt zum Biobauern. |175| Hanns drückt Daniel weg und macht sich auf den Weg zu seinem ersten Termin an diesem Tag.
    Er redet mit dem Biobauern über Subventionen und fehlenden Nachwuchs in der Landwirtschaft. Dann kommen sie auf die Ernährungsgewohnheiten der Leute hier. Die passen noch immer nicht zu biologischem Anbau. In Frankenburg werde ich meine Sachen schon los, sagt der Bauer. Da steht meine Frau ja einmal die Woche auf dem Markt.
    Ach Sie sind das, sagt Hanns. Ich kauf da oft mein Gemüse, vor allem Kartoffeln und so.
    Und so, sagt der Bauer und guckt Hanns an, als hätte der was Obszönes gesagt. Ich hab Sie doch gestern im Amtsgericht

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