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London 1666

London 1666

Titel: London 1666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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auf den 24. August; sie war belanglos und drehte sich ausschließlich um Pepys' Begeisterung für sein von Grund auf renoviertes Arbeitszimmer.
    Für Kyle war dieser Eintrag - wie auch alle vorherigen - ein unumstößliches Indiz, daß das Ereignis am Teich sein eigenes Bewußtsein dem von Pepys untergeordnet hatte. Vermutlich würde es immer noch in irgendwelchen verschütteten Klüften dahinvegetieren, wenn nicht ein erneuter Schock es dort hervorgelockt hätte.
    Rubys ungenießbares Blut!
    Aber warum gerade ihres?
    Was hatte damals versucht, sich in Downings Garten zu materialisieren, Sylvester 1659? War es seinetwegen gekommen - oder aus ganz anderem Grund?
    Kyle fühlte, daß die Antwort auf diese Frage vielleicht auch zur Klärung anderer ungelöster Rätsel beigetragen hätte. Aber ihm fehlte jede Vermutung über Herkunft und Absicht des beobachteten Phänomens. Ein gehörntes Ungeheuer mit einem zyklopischen Facettenauge widersprach selbst der landläufigen Ansicht, wie das Gesicht des Teufels beschaffen war, den die Menschen erfunden hatten, um das Böse zu benennen. Aber wann immer Kyle an das Satanische dachte, das er gefühlt hatte, als er von der Urgewalt umgebracht worden war, erzitterte er hinter Pepys Schreibtisch.
    (Ich bin nicht tot!)
    Etwas von ihm hatte die Attacke aus dem Nichts überdauert. Seine Seele? Aber hatte ihnen Koogan, das Familienoberhaupt, nicht stets versichert, ihre Seele sei bei der Taufe im Bodensatz des Lilienkelchs zurückgeblieben - als Pfand jener Macht, die sie in den Stand der einzig Mächtigen erhoben hatte?
    Beides mochte unwahr sein, denn für Kyle stand nach seinem Erlebnis fest, daß sie bei weitem nicht die einzigen und schon gar nicht die mächtigsten waren, die hier auf dieser Erde wandelten, um die Geschicke der Menschen nach ihrem Willen zu bestimmen.
    Es mußte noch eine andere Macht geben, deren Bild hinter der Blase aus Feuer und Licht eine Täuschung gewesen sein mochte - aber die Stärke, die die Erscheinung demonstriert hatte, konnte keinem Betrug entsprungen sein. Sie zumindest war echt und fürchterlich gewesen.
    Zum Fürchten, selbst für einen Vampir!
    Kyle ließ auch den ganzen Dienstag verstreichen, ohne daß er sich der dringenden Geschäfte widmete, die ein Samuel Pepys zu erledigen gehabt hätte. Eine Audienz beim König beispielsweise, der ihn und Lord Brouncker wegen einer Beschwerde der Generäle über die mangelhafte Bereitstellung von Proviant für die Flotte zu sich bestellt hatte. Pepys und Brouncker waren heftig und persönlich angegriffen worden, sie hätte mangelhafte Arbeit geleistet, schwerwiegende Fehler begangen .
    Brouncker würde sich bereits gerechtfertigt haben. Und Pepys?
    Dieser beschissene Pepys ist mir egal! dachte Kyle in hilfloser Wut, denn zugleich wußte er, daß ihm diese Hülle, in die es ihn verschlagen hatte, als sein eigener Körper unterging, nicht halb so gleichgültig sein durfte, wie er es sich gewünscht hätte. Aber er würde die Dinge schon wieder geraderücken, sobald er mit sich selbst ins Reine gekommen war! Sobald er sich daran gewöhnt hatte, ein Vampir zu sein, dem die Zähne gezogen worden waren .
    Kyle klappte das Tagebuch zu, das mit dem Eintrag vom 24. endete, packte es mit Pepys Hand und schlug es krachend auf den Tisch. Dann sprang er auf und eilte zu einem der wandhohen Spiegel, die in regelmäßigen Abständen die Reihen der Bücherregale in Pepys Arbeitszimmer unterbrachen.
    Überall waren Spiegel, in denen sich Pepys hatte betrachten können, und nun, da Kyle sich über seine wahre Identität bewußt geworden war, ahnte er, daß mehr als pure Eitelkeit dahintergesteckt hatte.
    Da sich normalerweise kein Vampir in einem Spiegel sehen konnte, mochte Pepys, von einem solchen besessen, ganz besonders fasziniert von seinem Bild darin gewesen sein .
    Kyle war es jedenfalls, auch wenn das Bild im Glas nicht sein Wunschbild war. Er hätte viel lieber sich selbst gesehen, die Hülle, in der er einst seine unheilige Taufe empfangen hatte.
    Aber sie war unwiederbringlich zerstört, soviel schien sicher - - - Er fühlte einen Schwindel, als er sich des Denkfehlers bewußt wurde, den er die ganze Zeit über beging. Seine Hände preßten sich gegen den Spiegel und verhinderten, daß er stürzte. Sein Mund ließ das Glas beschlagen. Und Kyle wußte plötzlich, daß alles noch viel komplizierter war, als er es vermutet hatte. Er wußte es, weil er die ganze Zeit verdrängt hatte, wie er aus der Absteige geflohen

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