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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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verstummte wieder. Er schien nachzudenken. » Ich bin hier schon einmal gewesen « , sagte er schlie ß lich langsam.
    » So? «
    » Das hier ist so eine Art Compter . Aye, was soll ich sagen? Mit dieser Art von Unterkunft mache ich regelm äß ig Bekanntschaft. Wir beide geh ö ren gewisserma ß en derselben Zunft an – ja, ja, du nat ü rlich nur vor ü bergehend! « , f ü gte er schnell hinzu, als er Matthews drohenden Blick auffing. » Auch meine Hand steckt nicht immer nur in der eigenen Tasche. – Jedenfalls kenne ich dieses Loch, es ist ein ehemaliges Bagnio. In diesen Badeh ä usern gibt es manchmal verborgene Schlupfwege, die die Damen des Hauses benutzen, um unsichtbar zu ihren G ä sten zu gelangen, die schon im Bad warten. Sowas wie Dienstboteng ä nge. Einmal habe ich so einen gefunden, ich bin bis nach drau ß en gelangt und entwischt! «
    » Warum erz ä hlst du mir das? «
    » Vielleicht ergibt sich irgendwann die Gelegenheit abzuhauen! Jetzt nat ü rlich nicht, sicher beobachten die dich, weil sie ja wollen, dass du deine Erlebnisse hier aufschreibst. «
    » Diese Bastarde, das k ö nnen sie vergessen. « Matthew verschr ä nkte die Arme vor der Brust. » Ich bin nur einem Menschen verpflichtet, und das ist Frances. «
    Collin runzelte die Stirn. » Auch, wenn sie uns das b üß en lassen? «
    » Ich lasse es nicht zu, dass sie dir noch etwas antun « , behauptete er k ü hn, obwohl er keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. » Man schl ä gt keine Kinder zusammen. «
    » H ö r auf, mich ein Kind zu nennen! Ich kenn mich da drau ß en besser aus als du. «
    » Damit ist es ja jetzt vorbei. «
    » Denk an die Schlupfwege! «
    Matthew lie ß den Kopf gegen die warme Wand sinken und schloss die Augen. » Das Einzige, an das ich denken kann, ist Frances. «
    » So eigensinnig wie sie ist, w ü rde ich mich nicht wundern, wenn sie irgendwann hier hineinspaziert und dich rausholt. «
    Matthew lachte. Er sah Frances ’ Bild vor seinen geschlossenen Augenlidern, sah sie vor sich stehen, l ä cheln und die Arme nach ihm ausstrecken. Und er lachte. Lachte, bis ihm die Tr ä nen den Hals zuschn ü rten.

    Sie hatten Cornhill l ä ngst verlassen, waren der unendlich langen Stra ß e gefolgt, die zwar st ä ndig ihren Namen wechselte, aber nicht die Richtung. Nun war es nicht mehr weit bis zum Bull Inn Court . Und erst jetzt schien Henry seine Sprache wiederzufinden. Frances war sicher, dass er die ganze Zeit dar ü ber nachgedacht hatte, wie er ihr die Arbeit im George and Vulture doch noch ausreden konnte. Schon vor seinem ersten Wort wusste sie, wie er den Satz beginnen w ü rde.
    » Wie konntest du nur …«
    Sie blieb stehen, fasste ihn bei den Oberarmen, um ihn zu sich zu drehen, und unterbrach ihn damit. » Henry, ich wei ß , was ich tue. Ich bin kein dummes Kind, auch wenn die meisten M ä nner, die ich bisher getroffen habe, davon ü berzeugt zu sein scheinen. Ich brauche die Arbeit, um in der Stadt bleiben zu k ö nnen. Coustance zahlt mir nicht genug, und Bruder Francis …«
    Nun unterbrach er sie: » Der Baron le Despencer! «
    » Na meinetwegen, der Baron ist ein sehr vern ü nftiger Mann, und niemandem geschieht ein Leid. «
    » Oh, sie sind alle sehr vern ü nftige M ä nner, diese Gentleman! « , h ö hnte Henry.
    Frances presste die Lippen aufeinander. Sie dachte an die Szene im Keller zur ü ck. Daran, wie die Br ü der ihn behandelt hatten, besonders dieser ekelhafte Whitehead.
    » Sie haben kein Recht so abf ä llig mit dir zu sprechen. «
    Er sah sie irritiert an. » Wer? «
    » Die Clubmitglieder, Nathans Onkel und Marshall Ross. «
    » Das zwischen Ross und mir ist eine ganz andere Sache …« Henry wollte weitergehen, aber Frances hielt ihn fest.
    » Im Shakespeare‘s Head hat er gesagt, du h ä ttest Gl ü ck, dass du das Knabenalter ü berlebt hast. Kennt ihr euch schon so lange? «
    » Mach dir keine Gedanken darum, wie irgendwer mit mir umspringt. Das tue ich auch nicht. « Er machte sich von ihr los und ging langsam weiter, die Finger der einen Hand fest um den Griff der Laterne, die anderen um seinen Spazierstock geschlossen und den Blick auf den Gehweg gerichtet.
    » Aber …«
    » Zw ö lf Jahre, Frances. Ich tue es schon seit zw ö lf Jahren. Ich denke nicht mehr nach. «
    » Aber warum? «
    Henry ü berlegte. » Damals sind schreckliche Dinge passiert « , sagte er schlie ß lich. » Weil Ross es so wollte. « Er schien die Dinge in diesem Moment vor seinen Augen

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