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London Hades

London Hades

Titel: London Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Dettmers
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ü rde er es schwer haben, ihr zu folgen.
    Sie schob den Korbhenkel ü ber ihren Arm, stie ß sich kr ä ftig ab und griff mit beiden H ä nden nach dem Dachfirst. Einige Schindeln rissen unter ihrem Griff ab, aber ihre Rechte fand genug Halt, um sich hinaufzuhangeln. Auf der anderen Seite ging es tief hinunter. In weiter Ferne lag das aufgerissene Pflaster der Gasse. Die keifenden Frauen waren verschwunden, aber in einer Ecke glaubte Frances die dunkle Gestalt des Bettlers liegen zu sehen, so weit entfernt.
    Sie durfte nicht z ö gern! Christophers Hand griff nach ihr.
    » Wer ’ s findet, dem geh ö rt ’ s! « , presste er zwischen zusammengebissenen Z ä hnen hervor.
    Frances lie ß den First los. Sie sauste auf der anderen Seite des Daches hinunter, flehte den Himmel um Beistand an. Und als h ä tte er ihr Bitten erh ö rt, fanden ihre F üß e den alten Absprungpunkt. Kraftvoll stie ß en sie ihre Beine ab, sie schnellte nach vorne, ihre rudernden Beine verliehen ihr ein wenig mehr an H ö he. Unter sich nahm sie Molly wahr, die nach drau ß en geeilt war. Und w ä hrend die Alte sie mit aufgerissenem Mund angaffte, verga ß sie wohl, dass sie mit der Waffe in ihrer Hand sicher auf Frances hatte schie ß en wollen.
    Sie landete auf Mr. Woodridges Mauer, eine Scherbe schrammte an ihrem unbeschuhten rechten Fu ß entlang, ohne sie zu bremsen. Sie wusste, dass es wehtun w ü rde, als sie sich herumwarf, fallen lie ß , ihre H ä nde die Mauerkrone zu fassen bekamen und weiteres Glas in ihre Finger schnitt. Ihr Korb prallte gegen Frances ’ Kopf, als sie ihren Griff gezielt lockerte und mit leicht angewinkelten Beinen auf den Boden hinabsprang. Ganz egal, sie war heilfroh, dass er nicht aufgesprungen war und sie keine ihrer Habseligkeiten verloren hatte.
    Schnell entledigte sie sich auch noch ihres linken Schuhs und der Str ü mpfe. Sie war sicher, dass sie diese auf ihrer weiteren Flucht nur behindern w ü rden. Sie erinnerte sich kaum an den Weg, irgendein alter Instinkt sagte ihr, wie es weiterging. Ihre F üß e kannten den Untergrund, jede Unebenheit. Sie schlug sich durch den halb verwilderten Garten des Kaufmannshauses, fand inmitten des Gestr ü pps den zugewucherten Werkzeugschuppen, der im hinteren Teil an die Mauer gebaut worden war. Er besa ß keine T ü r mehr, dem Himmel sei Dank!
    Christopher und Molly Haynes ’ w ü tendes Fauchen drang von der Stra ß e hin ü ber. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch sie sich Zutritt zu diesem Garten verschafft h ä tten.
    Frances stolperte durch das Halbdunkel, in dem es nach Urin und Verwesung stank. Ihre H ä nde bahnten sich einen Weg durch umgekippte Bretterstapel, rissen verrottendes Holz fort. Beinahe h ä tte sie triumphierend aufgeschrien, als sie pl ö tzlich nur noch ins Leere griff, weil ein g ä hnendes Loch sich vor ihr aufgetan hatte. Sie hatte den Zugang gefunden!
    In ihrer Erinnerung war der mit Holz verschalte, ebenso niedrige wie enge Gang, strahlend mit Licht ausgeleuchtet. Vielleicht weil sie ihn fr ü her ein paar Mal mit einer Laterne in der Hand benutzt hatte. Jetzt war er nur ein dunkles Loch, von dem sie nicht wusste, ob es ü berhaupt noch irgendwohin f ü hrte. Aber es war nicht so, dass sie noch eine andere Wahl gehabt h ä tte. Die Haynes w ü rden sie hier finden, ü ber kurz oder lang. Und so machte Frances sich auf in die Dunkelheit, auf den Weg durch versteckte G ä nge und Tunnel, ü ber Dachfirste und durch l ä ngst vergessene Keller, auf in das Labyrinth der Diebe.

Kapitel 8

    H enry war spei ü bel. Kaum dass der Kunde weg war, lie ß er sich minutenlang am n ä chsten Brunnen Wasser durch den Mund laufen, bis er kaum noch atmen konnte und ihn zwei Frauen mit Tragejochen und Eimern ü ber den Schultern vorwurfsvoll anstarrten. Gurgelnd spuckte er aus und richtete sich auf. Mit seinem Seidentuch wischte er sich den Mund ab.
    » Seht mich nicht so an, Mesdames, Ihr wisst doch sicher, wie das ist. « Er machte eine obsz ö ne Geste. » Den Geschmack kann man sich nicht aussuchen. « Dann setzte er sein arrogantestes L ä cheln auf und spazierte an den Frauen vorbei.
    Eine Stra ß enecke weiter hielt er an, lehnte sich neben dem Stand eines Schuhflickers mit dem R ü cken zur Stra ß e an die Hauswand und schloss f ü r einen Moment die Augen. Es dauerte, bis er die Ü belkeit zur ü ckgedr ä ngt hatte und sich dazu f ä hig sah, seine Geldb ö rse zu ziehen. Fr ü her hatte er es geliebt, Geld zu z ä hlen, er konnte

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