London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
angehört?«
»Ein Mann, wahrscheinlich Engländer. Mittleres Alter, würde ich sagen.«
Belsey schloss die Schublade.
»Da will uns jemand Angst einjagen. Das Treffen im Casino ist arrangiert worden, um uns zu zeigen, wer die Fäden in der Hand hält. Die wissen, dass wir ihnen auf der Spur sind. Du und ich. Zusammen sind wir gefährlich, weil wir nah dran sind, was herauszubekommen. Deshalb treiben sie diese Spielchen mit uns. Ich glaube, die wollen uns gegeneinander ausspielen und so die anderen Leute aufhalten, die sauer auf sie sind. Keine sehr sichere Lage für uns. Dir bleibt nichts anderes übrig, als mir zu vertrauen.«
»Worum geht es hier?«
»Um irgendeine Sache, die nicht rauskommen soll. Um eine Sache, in die Milton Granby und die City of London verwickelt sind. Du hast gesagt, dass Granby irgendeine Sauerei vorhat. Was ist das?«
»Genaues weiß ich noch nicht. Es geht um irgendeinen Plan, Geld auf sein Konto zu schaufeln. Mehr weiß ich nicht«, sagte sie. »Du blutest ja.«
Charlotte ging mit ihm ins Bad. Seine Lippe blutete, die alte Verletzung war wieder aufgeplatzt. Er hatte Schwierigkeiten, seinen rechten Arm zu heben. Er zog das Hemd aus und begutachtete den Arm. Der rechte Ellbogen war angeschwollen. Er wusch sich. Was ihn aber am meisten ärgerte, war der anonyme Anrufer, der diesen Scheiß über ihn erzählte.
Charlotte saß auf dem Rand der Badewanne und schaute ihn an.
»Glaubst du wirklich, dass die Starbucks-Schießerei etwas mit dieser Sache zu tun hat?«
»Ich weiß, dass es so ist. Jessica Holden hatte ein Verhältnis mit Alexei Devereux.«
Charlotte schaute ungläubig.
»Mit einer Schülerin?«
»Was ist daran so ungewöhnlich?«
Schweigend schaute sie ihm dabei zu, wie er sein Hemd in die Hose steckte. Er konnte sehen, dass sie nachdachte. Schließlich sagte sie:
»Bist du wirklich bei dieser Ghost Squad?«
»Und wenn, spielt das eine Rolle?« Er beugte sich über das Waschbecken und spritzte sich Wasser ins Gesicht. »Wir sind derselben Sache auf der Spur, und dieselben Leute sind hinter uns her.« Sie gab ihm ein Handtuch. »Was hast du noch über Devereux herausgefunden?«, fragte er.
»Ich glaube, ich weiß jetzt, warum bestimmte Bürger in Hampstead ihn nicht als Nachbarn haben wollten.«
»Und zwar?«
»Glücksspiel, Casinos, Rennbahnen, da ist er dick im Geschäft. Er betreibt viele Rennbahnen in Afghanistan und Russland. Es gibt Bedenken wegen des Tierschutzes. Die Pferde werden praktisch zu Tode geritten. Es gibt Rennen, bei denen der gewinnt, der als Letzter auf den Beinen bleibt. Offenbar ein Riesengeschäft. Nicht gerade nach mei nem Geschmack.«
»Die Petition hat Devereux selbst an die Zeitung ge schickt.«
Charlotte runzelte die Stirn. »Warum?«
»Keine Ahnung. Er hat das alles erfunden.«
»Verstehe ich nicht.«
»Ich auch nicht. Vielleicht wollte er damit die Leute nur wissen lassen, dass er in London ist. Vielleicht hat er einfach gern Ärger. Da gibt’s noch was, was dich interessieren könnte: Rat mal, wer sich dafür starkgemacht hat, dass Devereux ein Visum bekommt?«
»Wer?«
»Granby höchstpersönlich. Er hat gestern Abend eine Party geschmissen, zu der auch Devereux hätte kommen sollen – ein Stelldichein mitfühlender Industrieller und Kapitalgeber. Devereux hat für den Kinderhilfsfonds der City of London gespendet. Und ein paar Wochen vor seinem Tod hat er plötzlich mit Unterstützung von Granby die britische Staatsbürgerschaft erhalten. Möglich, dass die beiden gemeinsame Sache gemacht haben. Granby bestreitet, ihn je getroffen zu haben, gibt aber unumwunden zu, dass er nichts gegen seine Investitionen hat.«
»Du hast mit ihm gesprochen?«
»Kurz. Es dreht sich alles um ein gewisses Projekt Boudica. Mehr weiß ich nicht. Deshalb war Devereux in London. Kann ich dich allein lassen?« Sie schien sich wieder erholt zu haben. Ihre Haare waren immer noch zerzaust. Sie sah aus wie jemand, der eine unruhige Nacht hinter sich hatte. Was in ihm den Wunsch hervorrief, sie höchstpersönlich wieder ins Bett zu bringen.
»Ich gehe ins Büro«, sagte Charlotte. »Sieht aus, als hätte ich jetzt eine ziemlich gute Geschichte in der Hand.«
Belsey begleitete sie zum U-Bahnhof Archway. Man konnte nie wissen, wann der nächste schlägernde Schnüffler auftauchte. Vor dem Eingang küsste sie Belsey. Er war überrascht. Sie küsste ihn fest auf den Mund, und er ignorierte seine schmerzende Lippe und erwiderte den Kuss.
»Bedeutet das,
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