London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
tun?
»Sie können mir erzählen, was Sie mit der Starbucks-Schießerei zu tun haben.«
Starrs Lächeln gefror. Er verschränkte die Finger, als wollte er sie davon abhalten, Belsey an die Gurgel zu gehen.
»Wie kommen Sie darauf, dass wir damit etwas zu tun haben könnten?«
»Sie haben angerufen und nach einer Frau gefragt, Charlotte Kelson, einer absolut unschuldigen jungen Dame. Warum interessieren Sie sich für sie?«
»Weil sie sich für uns interessiert.«
»Sie untersucht einen Deal, der, wie ich annehme, in Verbindung mit dem Mord an Jessica Holden steht.«
»Was wissen Sie darüber, Nick?«
»Wollen Sie mich immer noch auf der Lohnliste haben? Ich bin billig.«
»Wenn Sie etwas wissen, würde ich vorschlagen, dass Sie Ihre Informationen mit uns teilen. Andernfalls würde Sie das in eine äußerst unangenehme Situation bringen.«
»Ich hasse unangenehme Situationen«, sagte Belsey. »Ich weiß nur, dass Sie sich plötzlich sehr defensiv verhalten. War nur ein Schuss ins Blaue.«
»Wir haben nichts mit einem Mord zu tun.« Mord – zischend stieß er das Wort aus.
»Was haben Sie denn da gerade durch den Papierschredder laufen lassen?«
Starr stand auf, beugte sich vor und deutete mit dem Zeigefinger zur Tür. »Verpissen Sie sich, Nick. Ich kann Sie hier nicht gebrauchen.«
Belsey rührte sich nicht. Er schaute sich im Büro um und dachte nach.
»Ich sag’s mal so: Sie haben einen Kunden mit Informationen beliefert, die dieser dazu benutzt hat, einen Mord zu begehen. Sie haben davon nichts gewusst, aber das macht sich einfach nicht gut für einen Mann, der so viele Freunde hat wie Sie. Ganz schlechtes Bild.«
Starr setzte sich wieder und machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Bockmist«, sagte er.
»Aber Sie haben Informationen über das Mädchen gehabt«, sagte Belsey. »Sie wussten von einer Verabredung. Vielleicht hatten Sie ihr Telefon angezapft.«
»Über wen wir Informationen beschaffen, geht keinen was an. Außer uns und den Kunden.«
»Wer ist der Kunde?«
»Ich habe Sie immer für einen cleveren Burschen gehalten, Nick. Deshalb habe ich Ihnen ja auch einen Job angeboten. Jetzt bin ich froh, dass Sie nicht den Mumm dafür hatten. Lassen Sie die Finger von der Sache. Das ist ein wüster Schlamassel, den Sie ganz sicher nicht auseinanderfieseln werden.«
»Wer war in Charlotte Kelsons Wohnung?«
»Warum?«
»Richten Sie ihm aus, sein Punch ist lausig. Und sagen Sie ihm, er soll sie in Ruhe lassen.«
»Warum? Vögeln Sie sie?«
»Müssten Sie doch wissen, oder?«
Starr beugte sich vor. Sein Gesicht war rot angelaufen. »Ficken Sie doch, wen Sie wollen. Aber halten Sie sich aus dieser Sache raus. Das geht Sie nichts an und ist außerdem eine Nummer zu groß für Sie.«
Belsey musterte Starrs Gesicht, die verkrampften Hände, die pulsierende Ader an seinem Hals. Bei einem Kartenspieler wä ren das Anzeichen dafür, dass er jeden Moment die Ner ven verliert. Belsey begann zu dämmern, dass die Dinge schlimmer standen, als er gedacht hatte.
»Was hat das alles zu bedeuten?«
»Warum sollte ich Ihnen das erzählen?«
»Weil ich offensichtlich etwas weiß, was Ihnen von Nutzen sein könnte. Über Alexei Devereux.«
Der Name hatte die übliche Wirkung. Starr wurde still und nachdenklich. Schließlich schüttelte er aufstöhnend den Kopf, was ein Ausdruck der Ehrfucht sein konnte, wahrscheinlich aber nur Verärgerung war. »Nick, Nick …«
»Warum interessieren Sie sich so für den Burschen?«, fragte Belsey.
Starr lehnte sich zurück, holte tief Luft und kniff die Augen zusammen.
»Weil man uns dafür bezahlt hat.«
»Und was ist schiefgelaufen?«
»Wir haben einen unserer Männer verloren«, sagte er.
»Verloren?«
»Weg, verschwunden. Keine Ahnung, wo er abgeblieben ist. Aber er hat an der Devereux-Sache gearbeitet.«
»Seit wann ist er verschwunden?«
»Seit ein paar Tagen.« Er schaute auf den Teppich. Er war wütend, wollte das aber nicht zeigen. »Das ist unser Geschäft, so was kommt vor. Verstehen Sie?«
»Verstehe.«
»War’s das jetzt?«
»Nein. Wie hieß der Kerl?«
»Graham Dougsdale. Hat in der Regel verdeckt gearbeitet. Er war einer unserer Besten, er hat Leute beschattet und beobachtet. Er hat die Adresse von diesem Devereux ermittelt.«
»Und, wo lebt er?«
»Ich hab’s nicht mehr erfahren. Graham ist eine Stunde später verschwunden. Er hatte ihn ausgespäht, er hatte Fotos. Wissen Sie, wie schwierig es ist, an Fotos von Devereux zu kommen?
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