London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
und legte sich eine Geschichte für die Detectives der City Police zurecht. Die Geschichte eines Polizisten, der eine Leiche findet, der irgendwie das Gefühl hat, dass da irgendwas nicht stimmt, der die Sache aber trotzdem nicht weiterverfolgt. Er hoffte, dass von den Männern und Frauen, die gestern Abend in der Wood Street waren, heute keiner mehr da wäre. Wenn ihn doch jemand wiedererkannte, konnte er nur noch laufen.
Im Specialist Investigation Department traf er nur fünf Leute an. Von dem aufgeregten Haufen vom Vorabend war niemand anwesend. Detective Chief Inspector Malcom Gray, mit dem Belsey telefoniert hatte, war ein Mann in den Dreißigern. Er machte einen ausgeschlafenen Eindruck und würde auf der Karriereleiter sicher noch ein paar Stufen nach oben klettern. Seine Kollegin, Detective Inspector Deborah Mullins, war eine kleine, impulsive Person im Nadelstreifenkostüm.
»Danke, dass Sie so schnell kommen konnten.« Sie schüttelten ihm die Hand und führten ihn in den Konferenzraum, der noch vor wenigen Stunden uneinnehmbares Terrain gewesen war. Inzwischen war sauber gemacht und gelüftet worden. In der Mitte stand ein lackierter ovaler Tisch, auf dem sich kopierte Akten stapelten. Durch ein schmutziges Doppelglasfenster blickte man hinunter auf die City.
An einer weißen Tafel hing eine Karte des Bezirks EC4, auf der mit einem X der Fundort der Leiche gekennzeichnet war. Daneben stand der Name Pierce Buckingham – inmitten eines Netzes aus weiteren Namen von Personen und Unter nehmen, die in Zusammenhang mit dem Hong Kong Gaming Consortium standen. Rechts auf der Tafel war eine Zeitleiste von zwei Uhr morgens bis zum Zeitpunkt von Buckinghams Tod aufgezeichnet, auf der bekannte Orte, Anrufe und Adressen vermerkt waren sowie Beobachtungen, die vom Polizeirevier Hampstead und einem Revier in der Nähe der All Hallow’s Church gemacht worden waren. Belsey spürte schon Buckinghams Hand auf der Schulter.
Auf einer zweiten Tafel stand der Name Alexei Devereux. Daneben waren die Namen von zwei Firmen notiert, an denen er beteiligt war – TGT, Polsky. Die Liste war offensichtlich noch nicht vollständig. Auf der anderen Seite des Raums hin gen große Papierbögen, auf denen Flugpläne, Abflugländer so wie Namen von Londoner Hotels verzeichnet waren, Sheraton, Park Lane Hilton, Grosvenor. Alle Angaben liefen am Samstag, 7. Februar, zusammen. Neben dem Datum stand »Ort des Lon doner Treffens« mit einem großen roten Fragezeichen.
Gray klappte ein Notizbuch auf.
»Erzählen Sie mir alles, was Sie über Alexei Devereux wissen.«
Belsey fing mit der Vermisstenanzeige an. Er berichtete von seinem ersten kurzen Besuch auf dem Anwesen, dass er später noch einmal dorthin gerufen worden sei und dann den Schutzraum entdeckt habe. Um nicht vorsätzlich ahnungslos zu erscheinen, warf er ihnen noch einige Brocken von seiner Internetrecherche hin und erwähnte den Artikel im Ham and High . Von Ridpaths Verdachtsmeldung, der getürkten Petition und Milton Granby sagte er nichts.
»Was haben Sie im Haus gefunden?«, fragte Gray.
Belsey ging im Geiste noch einmal durchs Haus. Er erzählte von unübersehbarem Reichtum und dem seltsamen Gefühl der Vergänglichkeit, das ihn beschlichen habe. Er sagte nicht: »Ich hatte Fantasien von mir als einem besseren Menschen«, oder: »Ich sah einen Ausweg aus der Sackgasse der Insolvenz, in die mein Leben geraten war.«
»Irgendwas, was Ihnen verdächtig vorkam?«
»Die Tatsache, dass er sich in den Schutzraum verkrochen hatte, der Abschiedsbrief. Und ein paar Unterlagen über irgendein Projekt.« Er spürte, wie sie erstarrten, wie sie ihn scharf ansahen. »Der Name. Den Sie am Telefon genannt haben.« Er schaute zu den Schautafeln.
»Boudica«, sagte Gray.
»Genau. Worum geht’s da?«
Die Beamten der City Police zögerten. Sie waren unschlüssig, ob sie Belsey in ihren privilegierten Kreis aufnehmen sollten. Gray deutete auf die Wand, wo die Flugbewegungen notiert waren.
»Das sind die Anhaltspunkte, die wir bis jetzt haben. A9C-BI ist die Registrierungsnummer für eine Gulfstream 200 in Bahrain, sie gehört Prinz Faisal Bin Abdul Aziz, dem Chef der Investmentgruppe Saud International Holdings. B-KZB ist ein in Hongkong registrierter Learjet, der gewöhlich von Young-Jin Choi benutzt wird, Milliardär und Casinomagnat, gelegentlicher Partner des Prinzen. Das waren zwei von acht Privatjets, die am Samstagmorgen, dem siebten, in Farnborough gelandet sind. Acht der
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