London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
Modeboutiquen. Da passte die Firma hin, dachte Belsey. Er hatte recht.
Belsey parkte den Porsche direkt vor dem Haus, damit die Leute im Büro von OCEAN den Wagen nicht übersehen konnten. Er stieg aus, strich seinen Anzug glatt und klingelte.
»Einfach die Treppe hoch.« Die Stimme hatte einen positiven Unterton. Belsey ging die schmale Treppe hinauf und entdeckte ein Türschild, auf dem OCEAN Ltd. stand.
In dem Büro erwarteten ihn zwei Männer, ein junger und ein alter, und ein paar Computer. Sonst kaum etwas. Der Äl tere hatte kurz geschorenes Haar, einen Fitnessstudiokör per und den verblassenden Glanz eines ehemaligen Sportlers. Er sah aus wie ein Bankräuber im Outfit eines Bankers. Der Jüngere trug ein weißes Hemd, Hosenträger und eine Krawatte mit dickem Knoten. An einer Wand hing eine Weltkarte, auf der bunte Fähnchen in jeder Menge kleiner Inseln steckten. Ein Standventilator blies den Zigarettenqualm zu einem Doppelglasfenster, von wo er sich wieder zurück in Richtung Schreibtische wälzte. Der Jüngere deutete auf den leeren Schreibtisch in der Mitte des Raums. Belsey setzte sich.
»Kaffee?«
»Schwarz, bitte.«
Belsey betrachtete die Wände. Sie hingen voller Urkunden und Diplome, die kaum mehr aussagten, als dass die Jungs wussten, wie man einen netten Eindruck machte, genauso wie ihr Lächeln, das so diskret war, dass ihre Augen davon unbehelligt blieben. Der ältere Mann schenkte Kaffee ein.
»Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
»Ich möchte eine Firma kaufen«, sagte Belsey. Er trank einen Schluck von dem starken, guten Kaffee. »Ich muss mich absichern.«
»Woran hatten Sie da gedacht?«
»An zwei Offshore-IBCs, zum Beispiel auf Antigua, mit Treuhandgeschäftsführern und Geschäftsbilanzen. Ich möchte eine Postfachadresse, die man nicht zu mir zurückverfolgen kann, und ein anonymes Bankkonto auf den Namen einer der IBCs an einem Ort, der absolut sicher ist. Aber sie muss seriös genug sein, um davon mittlere Beträge auf ein europäisches Girokonto transferieren zu können, ohne dass irgendwo ein Lämpchen aufleuchtet.«
Die beiden Männer lehnten sich zurück und nickten. Der Jüngere rollte zwischen seinen Zeigefingern einen Stift hin und her.
»Klingt, als wüssten Sie, wovon Sie reden.«
»Ich hätte gern eine Vorstellung davon, was mich das kosten würde.«
»Das hängt von der Zuständigkeit ab. Für eine Offshore-IBC sind die Britischen Jungferninseln ein attraktiver Standort: unterstehen der Krone, Preis ab achthundertvierzig. Jersey kostet das Doppelte, dafür ist es auch ein bedeutendes Finanzzentrum. Ansonsten kommen noch Dominica, die Seychellen und Anguilla infrage. Alle Firmen in unserem Angebot verfügen über Bilanzen, die mindestens drei Jahre zurückreichen. Dominica ist das Günstigste, was wir Ihnen mit gutem Gewissen empfehlen können.«
»Was haben Sie auf Dominica anzubieten?«
Er klappte einen kleinen Laptop auf.
»Wir könnten Ihnen zum Beispiel die Dutch Export Import Trading A.G. verkaufen, gegründet März 2005. Oder die American Auto Management Corporation, ein paar Monate älter. Zum Paket gehört jeweils eine Anwaltskanzlei als Treuhandgeschäftsführer, sodass alle Transaktionen vertraulich abgewickelt werden. Sie erhalten Prokura, sodass die Leitung des Unternehmens in Ihrer Hand liegt. Es gibt keinerlei Berichtspflichten.«
»Und das Bankkonto?«
»An Ihrer Stelle würde ich mich für Zypern entscheiden, aber das kostet fünfzehnhundert. Ansonsten vielleicht ein Konto in St. Vincent, auf das sie nur in US-Dollar einzahlen können, aber Geld erhalten und überweisen können sie in allen größeren Währungen. Die Mindesteinlage läge bei zweitausend, die zahlen sie an die Bank, nicht an uns. Das ist absolut anonym, aber es werden Referenzen verlangt. Ist im Moment ziemlich hart, das Geschäft. Sie sehen mir nicht gerade wie ein Terrorist aus, aber …«
»Irgendein Land, wo man keine Referenzen oder Mindesteinlagen verlangt?«
»Niue.«
»Niue?«
»Eine Koralleninsel mitten im Pazifik. Drei Stunden mit dem Flugzeug von Neuseeland. Assoziiertes Mitglied des British Commonwealth. Da gibt’s fast nur Seemöwen und amtlich eingetragene Adressen für japanische Telefonsexfirmen. Und die Bank of the South Pacific. Sie brauchen uns eigentlich nur eine beliebige Adresse anzugeben, wir stellen eine Rechnung aus und faxen das rüber. Das reicht. Die wollen nur eine einmalige Verwaltungsgebühr von zweihundert
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