London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
Uhr. Fünf vor elf. Er wollte an seinem Platz sitzen, wenn sein Gast eintraf.
»Ich setze mich gleich an den Tisch.«
»Natürlich.«
Er ging an den Spieltischen vorbei und steuerte das Restaurant an. In welchem Casino war er zuletzt gewesen? Wahrscheinlich im Golden Nugget in der Shaftesbury Avenue, das in etwa so viel Klasse hatte, wie der Name versprach, und in dem jede Menge Kellner aus Chinatown ihre dienstfreie Zeit verbrachten. Dies hier war nicht das Golden Nugget. Zwischen dem Restaurant und der Bar stand ein von unten beleuchtetes Bassin voller Hummer, das die Decke mit maritimen Silhouetten besprenkelte. Belsey ging an dem Roulettetisch und den Hummern vorbei ins Restaurant. Es war fast leer. Er fragte sich, warum sie angerufen hatten, um sich Devereux’ Reservierung bestätigen zu lassen. Die schweren Leinentischtücher waren überladen mit Silber- und Glasgeschirr. Jeder Tisch hatte seine eigene Lampe. Die Rückwand zierte das Gemälde eines italienischen Gartens. Der Oberkellner begrüßte Belsey.
»Mr Devereux.«
»Guten Abend.«
Belsey wurde zu einem Tisch etwas abseits geführt. Jemand zog einen kunstvoll gearbeiteten Stuhl heraus, jemand zündete eine Kerze an. Der Tisch war außer Hörweite der anderen Tische. Eine hölzerne Trennwand schirmte ihn gegen den Großteil des Raumes ab, ließ ihm aber den Blick auf den Ausgang. Devereux’ Wahl. Das wusste Belsey.
»Danke«, sagte Belsey. »Wie lange servieren Sie Abendessen?«
»Wir haben die ganze Nacht geöffnet, Sir«, sagte der Kellner.
»Natürlich.«
»Darf ich Ihnen einen Drink bringen?«
Belsey bestellte einen großen Laphroaig und sagte, mit der Bestellung des Essens würde er noch warten. Der Whisky wurde gebracht. Er trank einen Schluck und schaute sich um. Er fragte sich, was ihn erwartete, worauf er sich gefasst machen müsse. Der Barmann schaufelte Eis in einen Shaker. Drei amerikanische Geschäftsleute in der gegenüberliegen den Ecke des Restaurants waren in ein Gespräch vertieft. Eine perlenbehängte Hure saß an der Bar, nippte an einem Mojito und schaute erwartungsvoll in Belseys Richtung.
Er trank wieder einen Schluck und schaute auf seine Uhr. Um elf Uhr betrat Charlotte Kelson den Raum.
Belsey stellte sein Glas ab. Kein Zweifel, das war sie. Char lotte Kelson trug ein teures blaues Kostüm mit goldener Halskette. Perfekte Frisur, perfektes Make-up. Sie schaute sich mit flinken Augen um. Sie war so schön, wie er sie in Erinnerung hatte. Dann sagte sie etwas zu dem Mädchen an der Tür und ging dann Richtung Restaurant. Die Amerikaner hoben den Kopf, der Barmann bedachte sie mit einem Lächeln, im Blick der Hure spiegelte sich die Sorge um ihr Revier.
Charlotte sah Belsey und blieb abrupt stehen.
Sie schauten sich an. Nach ein paar Sekunden hob er die Hand, worauf sie zögernd weiterging. Sie erreichte den Tisch, setzte sich aber nicht.
»Was wird hier gespielt?«, fragte sie.
»Sag du’s mir.«
Sie warf einen Blick über ihre Schulter, schaute dann nach links und nach rechts und wieder zu Belsey. Der Barmann hatte sie beobachtet. Beide sahen ihn an, worauf er sich wieder auf seine Cocktails konzentrierte.
»Nimm doch Platz.« Belsey beugte sich vor und zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor. Sie schaute sich wieder um und setzte sich. Sie hielt ihre Handtasche vor den Körper. »Warum bist du hier?«, fragte er.
»Ich bin herbestellt worden.«
»Von wem?«
»Vor einer Stunde hat ein Mann angerufen. Er sagte, dass ich hierherkommen soll. Dem Mädchen an der Tür sollte ich sagen, dass ich verabredet bin.«
»Wer war der Anrufer?«
»Er hat keinen Namen genannt.«
»Hat er im Büro angerufen?«
»Ja.«
»Und die haben ihn mit dir verbunden?«
»Ja.«
»Warum solltest du kommen?«
»Ich würde hier Informationen über die Starbucks-Schießerei erhalten.«
Die Ventilatoren drehten sich. Belsey nahm plötzlich Klaviermusik wahr, ganz leise, sie kam von den Pflanzen.
»Und wen solltest du hier treffen?«, fragte er.
»Einen gewissen Nick Belsey.«
Ihm stockte der Atem. Er nahm sein Glas und trank den Rest seines Whiskys aus, während sich ihm der Kopf drehte. Jemand wusste, dass er hier im Club sein würde. Das hieß, jemand wusste, dass er in Devereux’ Leben herumschnüffelte und dass er den Anruf angenommen hatte. Jessica wusste von seinen Nachforschungen, aber sie konnte ihm ja kaum mehr Ärger bereiten. Warum jemand glaubte, dass er Informationen über ihren Tod weitergeben wollte, konnte er
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