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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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nicht.«
    »Haben Sie diese Dragunow-Gewehre bei uns schon oft gesehen?«
    »Mir ist noch nie eins untergekommen.«
    Die hatten einen Auftrag, dachte Belsey. Er kniete sich auf den Boden und steckte einen Finger in das Einschussloch, ertastete den Winkel und folgte im Geist der Schusslinie aus dem Zelt hinaus. Die hatten einen Auftrag für ein Attentat, waren in großer Entfernung auf einem Dach postiert, hatten das Starbucks im Visier ihrer Zielfernrohre, einen exakten Fluchtplan und würden so lange schießen, bis das Mädchen tot war.
    »Sie hat schon auf dem Boden gelegen, als sie getroffen wurde«, sagte Belsey. »Sie ist auf den Lagerraum zugekrochen.«
    »Möglich.«
    »Schauen Sie sich die Geschossbahn an.«
    »Könnte ein Querschläger gewesen sein.«
    »Hätte ein Querschläger so eine Durchschlagskraft gehabt?«
    »Kugeln sind komische Dinger«, sagte Carter.
    Belsey erhob sich wieder. Er verließ den Tatort und schaute zum Krankenhaus. Er dachte an Tony, der jetzt behütet in Medikamententräumen schwelgte. Wo war die Psychiatri sche? Er schaute an der Fensterfront hoch. Ab und zu sprang einer vom Dach. Drei oder vier pro Jahr. An den Schneisen, die zwischen die Bäume und Büsche geschlagen waren, konnte man sehen, wo sie nach den Körpern gesucht hatten. Er schaute wieder zum Dach. Dann ging er zum Eingang des Krankenhauses.
    Der neonhelle Empfangsbereich vermittelte die Atmosphäre eines Busbahnhofs. Belsey ging nach hinten zu den Treppen. Er schaute auf seine Uhr. Er stieg die zehn Stockwerke bis zur Gastroenterologie hinauf, durchquerte die Station und öffnete die Brandschutztür. Noch ein paar schmale Betonstufen, dann stand er auf dem Dach.
    Belsey zog in der Kälte die Schultern hoch und ging über den Kies. Er schaute wieder auf die Uhr: zweieinhalb Minuten vom Eingang des Krankenhauses bis aufs Dach. Es gab nur eine einzige Stelle auf dem Dach, von wo aus man einen Blick auf das Starbucks hatte: hinter dem Dachaufbau für die Klimaanlage, von einem dreißig Zentimeter breiten Streifen Dachpappe ganz am Rand. Der Winkel zum Eingang des Cafés war spitz, aber es war machbar. Aus der Entfernung sah das weiße Zelt wie ein unschuldiges Zirkuszelt aus. Dahinter erstreckte sich der Heath. Es sah aus, als läge der Tatort am Ufer eines dunklen, aufgewühlten Meeres.
    Belsey suchte nach Patronenhülsen, Fußabdrücken, Zigarettenkippen. Er fand nichts. Der Kies war blitzsauber. Er war fein säuberlich gerecht worden.
    Er kehrte zur Bishops Avenue 37 zurück. Der Gedanke an den Blutfleck im Arbeitszimmer war ihm unangenehm. Als er die Tür aufsperrte, klingelte das Telefon. Es hörte auf, fing aber in unregelmäßigen Abständen immer wieder an zu klingeln. Er setzte sich aufs Sofa und lauschte den unablässigen Versuchen der Leute, mit dem toten Russen in Kontakt zu treten. Er schaltete den Fernseher ein. Er dachte: Sie haben das Magazin nicht leer geschossen. Sie hatten einen Auftrag, den haben sie erledigt, und dann haben sie ihre Sachen gepackt. Er versuchte sich die Skrupellosigkeit vorzustellen, dieses Gefühl der Unverwundbarkeit. Sie wussten, dass Jessica Holden an jenem Morgen im Starbucks sein würde.
    Belsey ging ins Arbeitszimmer und betrachtete den Blutfleck. Das Telefon klingelte. Er hob ab.
    »Mr Devereux?«
    Belsey schwieg. Sein Herz klopfte.
    »Mr Devereux?« Ein Mann mit amerikanischem Südstaatenakzent. Belsey fluchte und legte auf. Wieder klingelte das Telefon zweimal, und er hob ab.
    »Jeff Cadden, Market Watch Financial Digest, Chicago.« Belsey drückte auf den Trennknopf. Es klingelte sofort wieder. Er hob ab.
    »Hey«, sagte ein Mann. »Was zum Henker …«
    »Mit wem spreche ich?«, sagte Belsey.
    »Wer sind Sie?«, fragte der Anrufer.
    Belsey legte auf. Es dauerte zehn Sekunden, dann klingelte es wieder.
    »Hallo? Spreche ich mit Alexei Devereux?«
    »Ja.«
    »Mr Devereux. Entschuldigen Sie die späte Störung. Mein Name ist Mark Levine, ich arbeite als Rechtsanwalt für die SSI International. Es gibt da anscheinend ein paar Unklarheiten …«
    Belsey legte auf, es klingelte wieder, er hob ab.
    »Mr Devereux?«
    »Ja.«
    »Hier ist das Restaurant Les Ambassadeurs. Es geht um Ihre Reservierung.«
    Belsey berührte mit dem Zeigefinger den Trennknopf. Er hatte lange genug den Sekretär für einen Toten gespielt. Dann hielt er inne.
    »Hallo?«, sagte er.
    »Mr Devereux?« Der Mann aus dem Les Ambassadeurs war immer noch dran. Sein Akzent hatte einen vage kontinentalen Einschlag.

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