London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
Belsey klemmte den Hörer zwischen Kinn und Schulter und suchte in seinen Taschen nach der herausgerissenen Seite aus Devereux’ Terminkalender. Schließlich fand er sie. Auf dem Zettel stand Devereux’ letzte weltliche Verabredung: Freitag, 13. Februar, »Abendessen«.
»Worum, sagten Sie, geht es?«
»Um Ihre Reservierung. Für heute Abend.«
»Was ist damit?«, fragte Belsey.
»Benötigen Sie den Tisch noch?«
»Für wie viel Uhr hatte ich reserviert?«
»Elf Uhr.«
»Für wie viele hatte ich noch mal reserviert?«
»Für zwei Personen, ein Tisch im Restaurant.«
»Ja«, sagte Belsey. »Das ist okay.«
»Natürlich, Sir. Dann dürfen wir Sie um elf begrüßen.«
Er öffnete Devereux’ Brieftasche und blätterte durch die Hotels, bis er eine schwarze Karte in der Hand hielt. Les Ambassadeurs Club. Club & Casino . Nur für Mitglieder. Die Adresse lautete Mayfair, Hamilton Place 5. Ein Tisch für zwei hörte sich kuschelig an. Allein die Vorstellung eines Casino-Abendessens um elf war verlockend. Belsey konnte sich gut vorstellen, welche Geschäfte in dieser zeitlosen Welt abgeschlossen wurden. Er hatte eine Dreiviertelstunde, um es nach Mayfair zu schaffen. Er fragte sich, ob Devereux’ Begleitung wusste, dass die Verabredung geplatzt war. Wäre ganz nützlich, wenn er mit dieser Person sprechen könnte. Oder wenigstens, sie zu sehen. Es war ein Schuss ins Blaue, dachte Belsey, aber er hatte ohnehin nichts anderes vor.
In Devereux’ Kleiderschrank fand er einen Valentino-Anzug, einen pechschwarzen Einreiher. Für eine Hydromassage reichte die Zeit nicht mehr. Er nahm ein weißes Hemd, zog den Anzug an, rieb sich ein bisschen Lacoste-Aftershave ins Gesicht und schluckte eine ChestEze.
An der Ecke Bishops Avenue hielt Belsey ein Taxi auf. In der Regent Street dirigierte er den Fahrer in die stillen Seitenstraßen von Mayfair. Im Licht der Straßenlaternen glänzte alles pechschwarz und sah aus wie poliert. Sie fuhren durch Einbahnstraßen mit Antiquitätenläden und Anwaltskanzleien, bis sie die kalten Schatten der Hotels an der Park Lane erreichten.
Das Les Ambassadeurs versteckte sich in dem düsteren Spalt zwischen dem Four Seasons und dem Intercontinental. Es teilte sich die Seitenstraße mit einem Taxistand und den Diensteingängen der beiden Hotels. Köche und Zimmermädchen standen rauchend in den Türen. Das Casino selbst war ein Kleinod georgianischer Eleganz, ein Stadthaus mit makellosem Mauerwerk und glänzenden Eisengeländern. Belsey stieg aus und zahlte. Drei Stufen führten hinauf zu den Eingangstüren aus Holz, die ein Mann in Frack und Weste bewachte. Auf einem kleinen grauen Schild stand Les Ambassadeurs Club . Belsey brachte seine Krawatte in Ordnung.
»Abend.«
»Guten Abend, Sir«, sagte der Türsteher und hielt die Tür auf.
Belsey ging die Stufen hinauf und betrat einen langen Gang mit glänzender Holzvertäfelung und goldenen Kronleuchtern. Er nahm Devereux’ Mitgliedskarte aus der Brieftasche. Kleine Hinweisschilder führten ihn über eine verzierte Treppe zu einer schweren Tür. Belsey machte sie auf.
Der Raum war groß, aber doch klein genug, um sich einen intimen Charakter zu bewahren: unter tief hängenden, kunstvoll gestalteten Lampen standen zwanzig Poker-, Baccara- und Blackjacktische. Das Licht war weich, aber doch hell genug, dass man jedes Gefühl für die späte Stunde verlor. Der Raum hatte keine Fenster. An den meisten Tischen saßen Araber. Der Roulettetisch, der in einer mit einem Vorhang abgetrennten Nische stand, war kosmopolitischer besetzt: mit Europäern, Chinesen, Thais. Träge drehten sich die Holzflügel der Deckenventilatoren. Entlang der linken Wand erstreckte sich eine Bar. Den rückwärtigen Teil nahm ein Restaurant ein.
Eine junge Frau überprüfte Belseys Karte. Sie saß an einem Tisch neben der Tür, vor ihr lag ein in Leder gebundenes Buch.
»Guten Abend, Mr Devereux«, sagte sie.
»Guten Abend.«
Sie schaute in ihr Buch. Keine Vortäuschung von Wiedererkennen, aber auch keinerlei Anzeichen von Bedenken. Er kam also gelegentlich her, dachte Belsey, war aber anscheinend kein regelmäßiger Gast. Er fragte sich, wie oft Devereux hier gewesen war.
»Ein Tisch für zwei?«
»Ja.«
»Der Tisch ist bereit. Möchten Sie noch auf Ihren Gast warten?« Die Frau sah, dass er zögerte. »Möchten Sie sich vielleicht vorher bei einem Spiel entspannen? Wir können Ihnen den Tisch so lange freihalten, wie Sie möchten.«
Belsey schaute auf die
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