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London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out

Titel: London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Harris
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Computer aus und verließ das Revier. Er wollte sich etwas anschauen. Er ging in den dunklen Heath und folgte dem Weg, der an den Teichen entlangführte. Er fand sich auch ohne Licht zurecht. Er ging in nördlicher Richtung. Über ihm schossen Fledermäuse aus dem Geäst der Bäume und vollführten launische Loopings. Wie ein dunklerer Schatten tauchte das Athlone House aus der Nacht auf. Er ging daran vorbei. Er sah Kovars Lächeln, und er hörte die Stimme des Chamberlain. Der Haushalt sollte ausgeglichen, die Staatskasse aufgefüllt und die öffentliche Verschuldung verringert werden. Dann hörte er die Stimme des Gärtners: Kommen Sie, ich zeige Ihnen was …
    Die gelben Kreuze tauchten wie Blitze aus dem Wald auf. Sie leuchteten im Schein des Mondes. Belsey fuhr mit dem Daumen über die Farbe auf der Baumrinde. Er versuchte den Kreuzen in südlicher Richtung zu folgen, stolperte durch Haufen verrottenden Laubs und verlor schließlich am Teich für die Modellbootfahrer ihre Spur. Er setzte sich auf den Boden und fragte sich, ob die Kreuze irgendetwas mit der Welt des Geldes, in der er sich noch vor wenigen Stunden bewegt hatte, zu tun haben könnten. Ihm wurde kalt.
    Er durchquerte die hügeligen Landschaftsgärten des Ken wood House und ging zu Fuß zur Bishops Avenue. Unter den historischen Laternen lag die Straße still und leer vor ihm. Belsey näherte sich der Nummer siebenunddreißig vom anderen Ende der Straße. Die sanfte Kurve gab ihm Deckung. So konnte er das Haus sehen, bevor er von dort gesehen werden konnte. Er konnte sehen, ob Autos davor parkten, ob sich irgendwer hinter den Mauern versteckte, und er konnte die Fenster des Hauses gegenüber sehen. Die Erinnerung daran, wie Charlotte Kelson ins Les Ambassadeurs marschiert war, hatte ihn ernüchtert. Irgendwer hatte sie irgendwo beobachtet. Sie wussten, dass er Devereux durchleuchtet hatte. Wussten sie auch, dass er in seinem Bett geschlafen hatte?
    Belsey öffnete behutsam die Eingangstür und betrat die Halle. Unter der Tür war eine Fotografie durchgeschoben worden. Er hob sie auf. Sie zeigte den nackten Körper eines Mannes auf einem Betonuntergrund. Nase und Ohren fehlten, das Gesicht war vor lauter Blut nicht zu erkennen. Die Identität des Mannes war wahrscheinlich nicht so wichtig, dachte Belsey. Wichtig war die Botschaft.
    Belsey holte aus der Küche ein Hackmesser, schaltete erst die Überwachungskameras und dann die Alarmanlage ein. Er musste lachen. Es war ein düsteres Lachen. Er verwandelte sich allmählich in einen braven Bürger aus Hampstead.
    Er ging in Devereux’ Arbeitszimmer und suchte sich die Korrespondenz mit den Anwälten heraus, die das Glücksspielkonsortium aus Hongkong vertraten. »Betr.: Projekt Boudica.« Wie vereinbart werden achtzig Prozent direkt an die AD Development überwiesen und zwanzig Prozent auf das Konto 9767 bei der Raiffeisen Zentralbank Österreich.
    Er nahm die Papiere und das Messer mit ins Wohnzimmer, drehte das Sofa so, dass er die Tür sehen konnte, und setzte sich. Er schaltete Sky News ein. Dann lehnte er sich mit dem Messer im Schoß zurück und gab seinem Adrenalinspiegel Gelegenheit, sich langsam wieder auf Normalstand einzupegeln.
    Warum solltest du kommen? Ich würde hier Informationen über die Starbucks-Schießerei erhalten … Einen gewissen Nick Belsey … Langsam übermannte ihn die Müdigkeit. Durch die halb geöffneten Augen sah er Jessica Holden. Sie füllte den ganzen Bildschirm aus und schaute ihn an. Mit der Vertraulichkeit, mit der wir die Jungen und die Toten vereinnahmen, nannten die Reporter sie jetzt einfach Jess. Aber die Bilder waren immer noch dieselben: das Foto von ihrem Elternhaus, das Foto von dem verwüsteten Starbucks. Ein tragischer Verlust. Ein Rätsel. Hampstead rückt in seiner Trauer zusammen.

34
    Er erwachte mitten in der Ausarbeitung eines Plans. Ruckartig stand er auf. Das Messer fiel auf den Boden. Er brachte es zurück in die Küche, ging nach draußen in den Garten und atmete die Morgendämmerung ein. Im Halbdunkeln würde es ihm leichter fallen zu unterscheiden, welche Ideen seinen Träumen entsprungen waren und welche der Realität angehörten. Das Licht war gnadenlos: Alles im Garten, die Pflanzen, der Tennisplatz, schien wie aus Stein gemeißelt. Er hatte erwartet, dass der Traum sich auflösen würde, aber alles, was sich mit der Nacht verflüchtigte, waren die Zweifel. Zweifel, die von mehreren Möglichkeiten gefüttert wurden. Er sah nur noch eine

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