London Killing - Harris, O: London Killing - Belsey Bottoms Out
unbedingt einen schnellen Mann.«
»Vielleicht ein andermal, Terry.«
Belsey suchte die Nummer von RingCentral heraus. Er musste Tempo machen, lange würde er das CID-Büro nicht mehr für sich allein haben. Er rief RingCentral an und gab Devereux’ Kundennummer auf der Rechnung durch.
»Mr Devereux?«, fragte eine fröhliche Frauenstimme.
»Richtig.«
»Wie können wir Ihnen behilflich sein?«
»Im Moment werden alle Anrufe für AD Development von einem Anrufservice entgegengenommen. Ist das richtig?«
»Korrekt, Sir.«
»Ich möchte, dass Sie Anrufe ab sofort an eine andere Nummer durchstellen.« Er gab seine Durchwahl im Revier Hampstead an.
»Wird sofort erledigt, Sir.«
»Fantastisch«, sagte er.
Auf Kovars Visitenkarte war eine Handynummer angegeben, aber Belsey entschied sich für einen eleganteren Weg. Er nahm das Telefonbuch und suchte die Nummer des Lanesborough-Hotels heraus. Ein paar Minuten schaute er die Nummer an, dann hob er den Hörer ab. Sein Zeigefinger schwebte unschlüssig über den Tasten, dann fing er langsam an zu wählen. Die Rezeptionistin hob ab. Belsey stellte sich als Alexei Devereux vor und sagte, er würde gern mit Max Kovar sprechen. Sie verband ihn mit der Royal Suite. Belsey ließ es einmal klingeln, dann legte er auf.
Drei Minuten später klingelte das Telefon. Er hob ab.
»AD Development. Jack am Apparat.«
»Hier ist Max Kovar. Sie erinnern sich?«
»Max, guten Morgen.«
»Hat vielleicht jemand von Ihnen bei mir angerufen?«
»Nein, glaube nicht. Aber ich habe Alexei von unserer Unterhaltung berichtet.«
»Ich wäre jetzt bereit für ein Gespräch.«
»Er ist nicht da. Er hat eine Besprechung. Ziemlich hektisch im Moment, können Sie sich ja vorstellen, Projekt Boudica.«
»Ja, verstehe. Bei unserer Unterhaltung gestern Abend hatte ich den Eindruck, dass er einem Gespräch über das Projekt nicht abgeneigt wäre.«
»Tja, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Ich wüsste nicht, warum.« Belsey machte eine Pause. »Hm … ein Gespräch«, sagte er.
»Ja.«
»Ich glaube, im Moment lässt sich das nicht einrichten. Alexei ist ein Mann der Tat, nicht der Gespräche. Trotzdem möchte ich Ihnen für Ihr Interesse danken.« Kovar schwieg. Was immer er auch dachte, Belsey störte ihn nicht dabei. »Ich werde mit ihm sprechen«, sagte er schließlich. »Ich hatte nicht angenommen, dass Sie es ernst meinten.«
»Natürlich habe ich es ernst gemeint«, platzte es aus Kovar heraus. Dann, wieder sanfter: »Ja, ich meine es ernst.«
»Ich entschuldige mich dafür. Wir entschuldigen uns. Wir rufen Sie so bald wie möglich zurück.«
Belsey legte auf. Das Spiel war wieder in Gang gekommen.
Kovar war gerissen, aber genau darauf war ein guter Hochstapler ja auch aus: auf jemanden, der schlau war, der wusste, dass sich der Erfolg, wenn man es schlau anpackte, leise anschlich. Belsey rief bei RingCentral an und sagte, sie sollten die Rufumleitung wieder auf die alte Nummer umstellen.
»Natürlich, Sir.«
Nur dreißig Sekunden später war es mit seiner Hochstimmung wieder vorbei. Als er zum Fenster ging, sah er auf einer Bank auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen Mann in einem teuren Mantel sitzen, der zu ihm hochschaute. Ihre Blicke trafen sich. Belsey wusste sofort, dass es sich um den blonden Mann aus der arabischen Zeitung handelte, den Mann, der einem anderen Mann die Hand geschüttelt hatte, den Mann, der um Mitternacht an Devereux’ Haustür gehämmert hatte. Er trug noch die gleichen Sachen und war unrasiert. Belsey starrte ihn an, und der Mann erwiderte den Blick. Es war also keine Beschattung. Belsey wusste nicht, was es war.
Belsey schaute in den Flur. Er war leer. Er holte die Plastiktüte mit dem Geld aus dem Versteck in seinem Schreibtisch, stopfte die Banknoten in seine Jackentaschen und verließ das Revier durch den Hintereingang.
OCEAN Ltd. machte gerade auf. Die Finanzberater waren bester Laune. Es roch nach frischem Kaffee.
»Kommen Sie rein.« Sie verströmten die Jovialität von Männern, die kurz vor einem Geschäftsabschluss standen. »Na, noch irgendwelche Änderungen?«
Belsey präsentierte ihnen seinen gestutzten Plan. Für fünftausend Pfund erhielt er eine Büroadresse in Liechtenstein, ein Girokonto bei der Bank of the South Pacific und eine in der Dominikanischen Republik registrierte Firma namens International Metal Holdings.
»Netter Laden. Die Geschäftsunterlagen reichen vier Jahre zurück. Drei Direktoren. Sie können
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