London Road - Geheime Leidenschaft
ich, wie Ellie, Adam und Braden den Club verließen. Ich warf Joss einen belustigten Blick zu. »Hast du ihn rausgeschmissen?«
Sie hob die Schultern. »Wenn er hier rumsitzt und scharfe Weiber anzieht, denen es egal ist, ob er eine Freundin hat oder nicht, dann schmeiße ich ihn selbstverständlich raus.«
»Was, wenn er in eine andere Bar geht? Da draußen gibt es scharenweise attraktive Frauen, die sich an ihn ranwerfen könnten.«
»Ja, aber dann muss ich wenigstens nicht dabei zusehen.«
»Das ist ein Argument«, murmelte ich und beäugte Cam, wie er sich über die Theke beugte, um sich von einem weiblichen Gast etwas ins Ohr hauchen zu lassen.
Die Eifersucht, die wie eine Splittergranate in mir explodierte, als er sich wieder aufrichtete und der Frau ein eindeutiges Lächeln zuwarf, hätte mich fast umgeworfen.
Was machte ich hier eigentlich? Was machte mein Körper hier eigentlich?
Ich war mit Malcolm zusammen. Ich war glücklich mit ihm.
Ich beschloss, dass es Zeit war, in die Pause zu gehen, gab Joss Bescheid und verkroch mich für die nächsten zehn Minuten im Pausenraum. Da ich den Großteil der Zeit damit verbrachte, mir eine Standpauke zu halten, hatte ich mich am Ende der Pause wieder ausreichend im Griff, um an die Arbeit zurückkehren zu können. Als ich hinter die Theke kam, herrschte einmal mehr Flaute in der Bar, und Joss und Cam standen nebeneinander und plauderten. Ich holte tief Luft und beschloss, mich wie eine Erwachsene zu benehmen.
»Na, was ist so los bei euch?«, fragte ich freundlich, als ich mich zu ihnen gesellte.
Zu meiner Verwunderung warf Joss mir einen kleinlauten Blick zu. »Cam hat sich nach deiner Familie erkundigt. Ich dachte, du hättest es ihm schon erzählt. Sorry.«
Mein Herz machte einen Satz. Mir wurde übel, meine Haut begann zu prickeln. »Du hast was?«
Sobald ihr klar wurde, was ich dachte, beeilte sie sich, das Missverständnis aus der Welt zu schaffen. »Dass deine Mum krank ist und du dich deswegen um sie und Cole kümmern musst.«
Eine Woge der Erleichterung überschwemmte mich, und ich atmete tief aus. »Ach so.«
Leider hatte ich bereits zu viel verraten. Als ich vorsichtig in Cams Richtung schielte, bemerkte ich, wie er Joss und mir misstrauische Blicke zuwarf. Er hatte gerade den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, vermutlich um eine weitere Frage zu stellen, als Joss ihm zuvorkam. »Und was ist mit dir, Cam? Ist deine Familie aus Edinburgh?«
Seine Neugier war noch nicht gestillt, aber er nickte bereitwillig. »Meine Eltern wohnen außerhalb der Stadt. In Longniddry.«
Hübsch , dachte ich. Longniddry war ein idyllisches Dorf am Wasser. Ein wunderschönes Fleckchen mit tollen Naturstränden und alten Cottages. Ich fragte mich, wie es wohl war, an einem solchen Ort aufzuwachsen.
»Keine Geschwister, aus deren Schatten du dich befreien musstest?«, fuhr Joss ihre Befragung fort. »Keine Autounfälle, Drogeneskapaden oder gesundheitlichen Probleme?«
Manchmal konnte man an Joss verzweifeln.
Doch Cam hob gutmütig die Schultern. »Nicht dass ich wüsste.«
Joss sah ihn fassungslos und ein bisschen ungläubig an. »Willst du etwa behaupten, dass du ein ganz normales, angepasstes Individuum bist?«
Er bedachte sie mit seinem verführerischen Lächeln, und wieder spürte ich eine Welle sexueller Begierde in mir aufsteigen. »Ich denke schon.«
Joss warf mir einen Blick zu, als wollte sie sagen, »Na, wenigstens habe ich dich« , bevor sie in gespielter Enttäuschung den Kopf schüttelte. »Und ich dachte, wir könnten Freunde werden.«
Cam lachte. »Ich könnte eine tragische Vergangenheit erfinden, falls es dir dann bessergeht.«
»Oder irgendein dunkles Familiengeheimnis ausgraben, das ich für ein Buch verwenden kann.«
»Ich melde mich, falls sich was ergibt.« Er grinste und beäugte mich dann vorsichtig durch gesenkte Wimpern. Er hatte unverschämt lange Wimpern für einen Mann. »Ich habe den Fehler gemacht, Becca zu sagen, dass ich diesen Samstag nicht arbeiten muss. Wie ich höre, hat sie einen Tisch für vier im Martin Wishart reserviert.«
Schon klar, mit mir zusammen zu Abend zu essen, ist das Letzte, worauf du Lust hast. »Ja. Malcolm hat’s mir gesagt.«
»Tja, dann essen wir wohl gemeinsam zu Abend.«
Joss lachte leise, und kurz bevor sie sich einem neuen Gast zuwandte, gab sie uns noch unaufgefordert den Ratschlag: »Versucht euch nicht gegenseitig an die Kehle zu gehen.«
Ich musste wider Willen grinsen und warf einen
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