London Road - Geheime Leidenschaft
…«
»Du willst es. Ich weiß, dass du es willst.« Er legte die Stirn an meine. Ich schloss die Augen und atmete seinen Duft ein. »Trennst du dich von Malcolm?«
Unwillkürlich krampfte ich mich zusammen. Cam musste es gespürt haben, denn sein Griff um meine Arme wurde fester.
»Johanna?«
Die Wahrheit war, dass ich keine Ahnung hatte, was ich auf diese Frage antworten sollte. Wenn ich Malcolm verließ, hätte das nicht nur für mich Konsequenzen. Sondern auch für Cole und für unsere Zukunft.
»Willst du mir allen Ernstes sagen, dass du vorhast, mit diesem Kerl zusammenzubleiben?«, fragte Cam schroff und schüttelte mich ein bisschen. »Du willst für den Rest deines Lebens auf irgendwelchen Partys neben ihm stehen und dein scheißverdammtes gekünsteltes Kichern kichern, während deine Augen jedes Wort, das dir über die Lippen kommt, als Lüge entlarven.« Er rückte von mir ab, und ich erschrak über den Abscheu in seinen Augen. »Die Frau, die du eben da draußen warst, ist nicht Jo. Keine Ahnung, wer sie ist, aber sie ist eine Bitch, über die ich mich tierisch aufregen könnte. Sie ist künstlich, sie ist eine Schleimerin, und sie ist ein dummes blondes Sexpüppchen. Sie ist nicht du.«
Wir schwiegen und lauschten auf unseren keuchenden, abgehackten Atem, während wir versuchten, die Anspannung zwischen uns nicht noch größer werden zu lassen. Was er gesagt hatte, traf mich, auch wenn ich seine Meinung mehr oder weniger teilte. In meinem Kopf drehte sich alles, während ich verzweifelt versuchte, mir darüber klarzuwerden, was ich tun sollte.
Ich brauchte zu lange.
Cam ließ mich los, und sofort fröstelte ich. Bei dem Blick, den er mir zuwarf, wäre ich am liebsten gestorben.
Ohne ein weiteres Wort schloss er die Tür auf, und gleich darauf wurde ich unsanft zur Seite geschubst, als er sie aufriss und wieder in der Menge der Partygäste untertauchte.
Tränen schnürten mir die Kehle zu, doch ich verbot ihnen, bis in meine Augen zu drängen. Ich hatte die Fäuste geballt. Ich konnte das durchstehen, ohne dass sich die Schleusentore öffneten. Ich wusste es.
Auf wackligen Beinen ging ich zum Waschbecken und sank dagegen. Ich starrte mich im Spiegel an und erschrak. Meine Wangen glühten, meine Augen waren glasig, mein Rock war hochgerutscht, weil Cam mir die Hand zwischen die Beine geschoben hatte. Ich musste nach Luft schnappen, als ich an seine Finger in mir dachte, und umklammerte den Waschbeckenrand so fest, dass meine Knöchel weiß wurden. Meine Brustwarzen zeichneten sich hart unter meinem T-Shirt ab, und die Röte in meinen Wangen wollte einfach nicht weggehen.
Ich musste mich wieder in den Griff bekommen, sonst würden alle sofort wissen, was passiert war.
Ich nahm mir zehn Minuten Zeit. Als ich danach an Malcolms Seite zurückkehrte, bekam ich aus dem Augenwinkel mit, wie Cam sich durch die Feiernden zum Ausgang drängte. Kurz darauf fiel die Wohnungstür mit einem lauten Knall ins Schloss.
»Alles klar?« Malcolms Stimme ließ mich herumfahren.
»So ein Schwein!«, hörte man plötzlich Beccas Stimme über Musik und Stimmengemurmel hinweg. Malcolm und ich schauten uns suchend um. Sie stand in einer Ecke und wurde von mehreren Freunden getröstet.
»Meinst du, er hat mit ihr Schluss gemacht?«, fragte Malcolm leise an meinem Ohr. »Sie haben sich gestritten, während du im Bad warst.«
Ich schämte mich, weil ich die Antwort auf die Frage nur zu gut kannte, und konnte ihn nicht ansehen. »Sieht wohl so aus.«
»Alles klar bei dir?«, fragte er erneut.
»Irgendwie bin ich nicht so richtig in Partystimmung.« Ich zuckte mit den Schultern.
»Ja, und es sieht so aus, als würde Becca jeden Moment loslegen.« Malcolm seufzte. »Wäre es sehr schlimm, wenn wir uns verdrücken?«
Ich schenkte ihm ein mattes Lächeln. »Das wäre mir sogar sehr recht.«
Er hielt die Jacke für mich, und ich schlüpfte hinein. Zwei Sekunden später ließ ich mich von ihm aus der Wohnung ziehen. Schweigend liefen wir die Leamington Terrace hinunter auf die Hauptstraße am Bruntsfield Place zu, wo wir auf ein freies Taxi warteten. Als keins kam, zückte Malcolm sein Handy. »Ich rufe uns einfach eins. Wir fahren noch zu mir, einverstanden?«
Ich stellte mir vor, wie ich mit ihm zu seiner Wohnung fahren würde, wie er mich wie jedes Mal in sein Schlafzimmer führen, mich langsam ausziehen und rücklings aufs Bett legen würde …
Ich empfand rein gar nichts.
Außer Übelkeit wegen der vielen
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