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Long Dark Night

Long Dark Night

Titel: Long Dark Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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war schließlich ohnmächtig geworden, und sie zerrten ihn ins Bad, in dem sie die Wanne mit Wasser gefüllt hatten. Er war nicht ganz weg, aber so abgefüllt, daß er nicht mehr gehen oder auch nur stehen konnte, und bekam nicht mehr mit, was mit ihm passierte. Fuchtelte nur mit einem Arm in der Luft herum, wie der Dirigent eines großen Symphonieorchesters. Aber er sang »I Want to Hold Your Hand«, während sie ihn an den Knöcheln über den Boden zogen. Etwas fiel aus seiner Tasche, das Springmesser, mit dem er sie anfangs bedroht hatte. Richard der Erste bückte sich, hob es auf und steckte es in seine Jakkentasche. Er schwitzte stark. Sie waren dabei, jemanden umzubringen, aber es ging nicht anders. Die Sache mit dem Mädchen war ein Unfall gewesen, das hier war Mord, aber es ließ sich nicht vermeiden. Sie alle wußten es. Die drei Richards handelten jetzt gemeinsam, wie ein Richard, und schleppten den vierten Richard ins Badezimmer, in dem eine Wanne voller Wasser wartete.
    Das Wasser sah bräunlich aus. Eine beschissene Stadt war das.

Richard der Dritte war der kräftigste von ihnen, und er packte den schwarzen Richard unter den Armen, während die beiden anderen je ein Bein nahmen. »Eins … zwei … drei«, sagte er. Sie hievten ihn vom Boden und ließen ihn in die Wanne plumpsen.
    »He!« rief er.
    Zu spät.
     
    Jamal wußte, daß Richard als Dealer vielleicht fünf, sechs Scheine am Tag machte, vielleicht auch ‘nen Tausender, wenn das Geschäft gut lief und die Preise oben waren. Vor langer, langer Zeit hatten sie das Geschäft mal gemeinsam betrieben, doch dann war Jamal auf den Trichter gekommen, daß das Dealen zu gefährlich war, wohingegen man vom Schweiß und der Mühsal der weiblichen Überzeugungskraft viel besser, geruhsamer und bei weitem nicht so gefährlich leben konnte.
    Jamal hatte noch nicht so ganz geschnallt, was Yolande um sechs Uhr an diesem Morgen mit Richard und diesen drei weißen feinen Pinkeln zu schaffen gehabt haben konnte, direkt, nachdem sie ihn angerufen und gesagt hatte, sie würde sofort nach Hause kommen. Wollte Richard etwa nebenbei noch ein paar Scheinchen als Zuhälter verdienen? In diesem Fall mußte man ihm beibringen, daß auch er territoriale Rechte zu beachten hatte und einem Kollegen nicht auf die Zehen treten durfte. Oder hatten Yolande und Richard mit den drei weißen Säcken ein kleines Frühstück eingenommen? Was war dann mit der roten Kunstledertasche passiert, in der sich - laut Yolande - an die zweitausend Dollar befunden hatten?
    Nun, da Yolande tot war, konnte er darauf verzichten, Richard beizubringen, was Sache war.
    Wichtiger war es, die Handtasche mit dem Geld zu finden, und der Gedanke an diese Tasche und das, was darin war, ließ Jamal auf der Treppe zu Richards Wohnung im zweiten Stock immer zwei Stufen auf einmal nehmen.
    Es war drei Minuten vor zwölf.
     
    In dem Augenblick, in dem sie ihn in die Wanne warfen, fing er an, sich zu wehren. Er konnte nicht schwimmen, und zuerst glaubte er, er sei irgendwie in einen Swimmingpool gefallen und würde ertrinken.
    Nur die zweite Hälfte seiner Annahme traf zu.
     
    Jamal überlegte, wenn Richard nicht sofort die Tasche rausrückte, würde er ihn windelweich prügeln.
     
    Keine Zyanose.
    Keine Prellungen auf der Kopfhaut.
    Keine punktuellen Blutungen in der Bindehaut.
    Und nun kein dunkelrotes, flüssiges Blut im Herzen oder überschüssige seröse Flüssigkeit in den Lungen.
    Ergo kein Tod durch Ersticken.
    Aufgrund ihrer starken Blutungen fragte Blaney sich, ob das Mädchen an einer verpfuschten Abtreibung gestorben war.
    Wenn die Leute von Pro-Life - die heuchlerischste Bezeichnung, die er je gehört hatte, und laßt mich damit ja in Ruhe, dachte er - ihr solche Angst eingejagt hatten, daß sie es nicht gewagt hatte, in einer der legalen städtischen Kliniken Hilfe zu suchen, hatte sie sich vielleicht an irgendeine Engelmacherin in einem dreckigen Hinterzimmer gewandt, oder, noch schlimmer, es womöglich sogar selbst versucht. Nur allzu viele verzweifelte Frauen versuchten, die Fruchtblase zu durchstechen, um das Fruchtwasser freizusetzen und damit Kontraktionen im Uterus und die Austreibung des Fötus herbeizuführen. Sie benutzten alle langen, dünnen Gegenstände, die sie auftreiben konnten, nicht nur die Kleiderbügel, die Pro-Choice - und ihr könnt mir auch gestohlen bleiben, dachte er - in ihren Broschüren propagierte, sondern auch Speichen von Schirmen und Stricknadeln. Blaney war

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